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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Aufgabe übertragen, die Wolken so zu malen, wie er es wollte. Da er ein gutes Auge und eine künstlerische Ader hatte, wusste sie, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Und weil er niemandes Erwartungen erfüllen musste, blühte Bay sichtlich auf und entspannte sich.
    „Er hat den ganzen Tag von nichts anderem geredet. Er ist so stolz auf seine Wolken“, sagte Tracy, als sie mit Janya Schulter an Schulter auf dem Shuffleboard-Feld stand. Bay stand auf einer Leiter, die allerdings nicht so hoch war, dass er sich bei einem Sturz ernsthaft verletzen könnte.
    „Er kämpft mit sich und seinen zwei Seiten. Ein Teil von ihm will alles und jeden ablehnen. Der andere Teil will alles ganz genau machen.“
    „Ich habe das Gefühl, dass es meine Aufgabe ist, ihn dazu zu bringen, all die Stimmen nicht weiter zu beachten und einfach Spaß zu haben.“
    „Woher kommen diese Stimmen denn deiner Meinung nach?“
    „Vielleicht will er seiner Mutter gefallen, obwohl sie nicht da ist. Vielleicht glaubt er, dass sie zurückkommt, wenn er alles richtig macht.“
    „Er ist ein kluger Junge.“
    „Ja, und wahrscheinlich wird ihm das auf lange Sicht helfen, sich das alles bewusst zu machen, loszulassen und sich weiterzuentwickeln. Aber ich glaube, dass sein Vater inzwischen auch angefangen hat, ihn zu erziehen. Er sagt ihm jetzt, wo es langgeht, und das bedeutet, dass Bay nicht mehr alle Entscheidungen allein treffen muss.“
    Janya ging kurz nach vorne, um einem Kind, das gerade eine Welle malte, etwas zu erklären, und trat dann wieder zu Tracy. „Er mag dich. Sehr sogar. Er versucht, dich zu beeindrucken.“
    „Und ich lasse das auch zu, aber nicht, wenn er es verbissen versucht. Sondern wenn er Spaß hat und einfach ein Kind ist.“
    „Olivia ist auch eine Perfektionistin.“ Janya hatte Olivia den größten Tarpun zugeteilt, der sich aus den Wellen erhob wie ein sagenhaftes Seeungeheuer. Olivia befolgte peinlich genau Janyas Vorlage, in die sie die Farbgebung und die Schlaglichter eingezeichnet hatte. Die Umrisse waren schon auf der Wand, damit die Kinder sich daran orientieren konnten, doch die meisten hatten dem Entwurf ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Olivia hatte Talent, aber sie hatte Hemmungen, sich gehen zu lassen.
    „Olivia macht sich ständig Sorgen, dass sie ihren Vater verärgern könnte“, sagte Tracy. „Ich nehme an, dass es bei der neuen Frisur auch darum ging. Sie hat widersprochen, und Lee hat der Friseurin gesagt, es kurz zu schneiden, um Olivia zu zeigen, wer das Sagen hat. Ich glaube, dass sie immer fürchtet, dass etwas, das sie tun könnte, Lee auch wütend auf Alice machen könnte. Das Kind muss viel zu viele Lasten tragen.“
    „Den Kindern scheint das Wandgemälde zu gefallen. Ich bin froh, dass ich es mit ihnen zusammen machen darf.“
    „Wirst du morgen auch da sein?“ Tracy wandte sich nur so weit um, dass sie Janyas Gesicht gerade erkennen konnte. „Nachdem du dich heute mit Darshan getroffen hast?“
    „Hast du geglaubt, dass ich einfach weglaufen würde?“
    „Liebe kann sehr mächtig sein. Vielleicht kann die Vorstellung, ohne sie leben zu müssen, zu unerträglich sein.“
    Janya hatte darüber nachgedacht. „Hat Herb auch so gedacht? Dass seine Frau zu verlassen, seinen Tod vorzuspielen und mit einer hübschen Frau durchzubrennen besser sei als das Leben, für das er sich entschieden hatte?“
    „Ich frage mich, ob wir das jemals erfahren werden.“
    Janya wollte nicht weiter über ihre Pläne reden. Sie wollte Tracy nicht sagen, dass sie sorgfältig eine Tasche gepackt und sie in ihrem Wagen verstaut hatte. Dass sie Rishi angelogen hatte, als sie ihm erzählt hatte, wohin sie nach der Arbeit noch wollte. Sie war sich in vielen Dingen unsicher, aber nicht darin, diese Gedanken für sich zu behalten.
    Als die Kinder ihr Tageswerk beendet hatten, half Janya ihnen, die Pinsel zu säubern, die Leitern wegzuräumen und die Abdeckplanen aufzurollen. Als alles aufgeräumt war, war es an der Zeit, Darshan zu treffen.
    Sie war es noch immer nicht gewohnt, allein mit dem Auto unterwegs zu sein, aber sie umging den Feierabendverkehr, indem sie vor fünf losfuhr. Das Beach Haven Motel war nur zwanzig Minuten vom Freizeitzentrum entfernt, doch sie fuhr langsam. Sie fuhr nicht wie eine Frau, die ihre verlorene Liebe wiedertreffen wollte. Sie fuhr eher wie eine Frau, die sich nicht sicher war, ob sie sich richtig verhielt. Seit Darshans überraschendem Besuch hatte sie an nichts anderes

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