Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
der Sturm. Über die Panik hinweg. Lee stieß sie von sich. Tracy sah, wie er herumwirbelte und sich mit einen gezielten Ellbogenstoß an Ken Gray vorbeidrängte, der in der Tür stand.
Ken nahm die Verfolgung auf. Tracy wusste nicht, was sie tun sollte. Wanda war durchs Fenster gestiegen und hielt nun mit Janyas Hilfe Alice in den Armen. Tracy lief hinter den Männern her, voller Angst, dass Lee entkommen könnte. Sie rannte durch das Haus und auf die Treppe hinaus und kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Lee auf dem Boden lag und Ken mit gezückter Waffe über ihm stand.
Lee lag im Regen, und eine Pistole zielte auf ihn. Er hatte verloren. Der Mann musste wissen, dass er verloren hatte, und doch versuchte er, auf die Beine zu kommen. Tracy war sich sicher, dass er fliehen wollte.
„Sie würden nicht auf mich schießen!“, brüllte Lee. Es klang höhnisch. Es klang, als würde er selbst es glauben.
Zwischen den zuckenden Blitzen sah Tracy, wie Ken seinen Arm ausstreckte und mit der ruhigsten Hand, die sie je gesehen hatte, direkt auf Lees Brust zielte.
„Nein?“ Ken klang beinahe so, als wäre es eine ganz normale Unterhaltung zwischen den beiden Nachbarn. „Ich habe schon bessere Männer als Sie getötet, Symington. Also liefern Sie mir nur einen Grund. Ich brauche nur einen kleinen Grund.“
Tracy vergaß zu atmen.
Schließlich und fast wie in Zeitlupe hob Lee die Hände über den Kopf. Tracy ging zurück ins Haus, als Ken ihm Handschellen anlegte.
33. KAPITEL
Tracy setzte sich so hin, dass sie Olivia und Bay im Blick hatte. Die beiden Kinder waren drei Meter vom Wasser entfernt und bauten eine Sandburg mit sorgfältig geformter Brüstung und sägezahnförmigen Mauerzinnen. Bay hatte seinen Bauplan für die Burg in lähmender Detailverliebtheit erklärt. Sie waren auf jeden Fall eine ganze Zeit lang beschäftigt.
Marsh setzte sich auf die Decke, reichte Tracy eine Flasche kühles Wasser und rieb ihr kurz den Nacken. Er hatte starke, einfühlsame Hände, und es war wundervoll, ein bisschen umsorgt zu werden.
„Meinst du, dass Olivia zurechtkommt?“, fragte er.
„Sie weigert sich, über das zu reden, was passiert ist, und sie hat auch nicht geweint. Sie ist in der letzten Nacht zwei- oder dreimal aufgewacht, obwohl sie eigentlich hätte schlafen sollen. Aber ich glaube, dass es ihr besser gehen wird, wenn Alice aus dem Krankenhaus entlassen wird.“
„Erzählst du mir jetzt alles?“
Für Tracy war das eines der Dinge, die Marsh so liebenswert machten. Er interessierte sich für ihr Leben, doch er hatte auch unendlich viel Geduld. In den drei Tagen, die seit Lees Verhaftung vergangen waren, hatte es noch nicht die Möglichkeit gegeben, über die Einzelheiten zu sprechen. Marsh hatte jeden Abend etwas zu essen vorbeigebracht. Als Tracy dann grünes Licht gegeben hatte, hatte er an diesem Freitagabend das Barbecue organisiert, um Olivia auf andere Gedanken zu bringen. Danach würden sie zu ihm nach Hause gehen, bis es Zeit für Olivia war, Alice zu besuchen.
„Also, das Wesentliche weißt du ja“, begann sie. „Lee ist im Gefängnis – hoffentlich für eine sehr lange Zeit. Alice erholt sich im Krankenhaus, und Olivia ist bei mir, bis Alice zurückkommt, was vermutlich am Sonntag der Fall sein wird. Bis jetzt ist Alices Arzt zuversichtlich, dass es keine Spätfolgen geben wird.“
„Hat irgendjemand schon die einzelnen Puzzleteile der Geschichte zusammengefügt?“
„Einiges wird schwierig zu beweisen sein, vielleicht sogar unmöglich. Aber so stellen wir uns die ganze Geschichte bislang vor. Du weißt über Olivias Mom Bescheid?“
Sie wartete, bis er nickte. „Nachdem Karen gestorben war, behauptete Lee, er müsse mit Olivia zu Alice ziehen, um ihr zu helfen. Niemand wusste, dass Karen geplant hatte, ihn zu verlassen. Mit der Unterstützung einer Freundin hatte sie ein Haus in Lakeland gemietet und sich einen Job besorgt. Teil des Plans war es, Alice auf Happiness Key unterzubringen, wo sie einen Mietvertrag ohne Kündigungsfrist hatte, also von einem auf den anderen Monat ausziehen konnte. Karen wollte erst alles vorbereiten und dann in das neue Haus ziehen. Leider hat sie Alice nie darüber ins Bild gesetzt, weil sie sie nicht unnötig aufregen wollte. Ich glaube, sie dachte, dass es besser sei, wenn sie ihr nichts sagen würde. Sie hatte Angst, dass Lee aggressiv werden könnte.“
„Ich glaube, mit der Vermutung lag sie goldrichtig.“
„Irgendwie fand Lee es heraus, und
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