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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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können, an dem dieser Blick nicht so leicht zu genießen war. Sie verstand, warum Ken gehofft hatte, seinen Weg ins Leben zurück zu finden, indem er unzählige Stunden an diesem Strand entlangspaziert war.
    Nicht weit entfernt von ihrem Parkplatz entdeckte sie einen Mann in einem blauen Sporthemd, der aufs Wasser hinausblickte. Er hatte breite Schultern. Ungewöhnlich aufrecht, beinahe als würde er sich dem Himmel entgegenrecken, stand er da. Für einen Mann, der auf die sechzig zuging, hatte er eine schlanke Taille, und seine Jeans war eng genug, sodass sich unter dem Stoff ein wohlgeformter Po abzeichnete. Sein Haar war kurz, und so konnte man den Anstand und die Ehrlichkeit, die in seinen Zügen standen, noch leichter erkennen.
    Sie blieb neben ihm stehen, und er wandte sich ihr zu.
    „Hey, Kenny.“
    Er nickte. „Wanda.“
    Schulter an Schulter standen sie nebeneinander und blickten auf das Meer hinaus.
    „Wann wusstest du, dass ich es bin?“, fragte er schließlich.
    „Die Stimme hat mich eine Zeit lang getäuscht. Du hast einen dieser Stimmenverzerrer benutzt, die in dem Schrank mit den Spionage-Spielzeugen auf der Wache herumliegen. Habe ich recht?“
    „Ja.“
    „Und ein Handy, stimmt’s? Vermutlich ein billiges Prepaid-Handy?“
    „Du bist einfach schon zu lange mit einem Cop verheiratet.“
    „Vermutlich war es, als jemand anders getarnt, leichter, mit mir zu reden. Leichter, mir zu sagen, was dich bewegt.“
    „Es war nie leicht.“
    Sie schwiegen eine Weile. Dann drehte sie sich zu ihm um und zwang ihn dazu, sie anzusehen. „Und wann wusstest du, dass ich es bin? Von Anfang an?“
    Er nickte.
    „Woher?“
    „Ich habe ein paar Mal versucht, dich abends anzurufen, doch das Telefon war ständig besetzt. Eines Abends bin ich früher nach Hause gekommen und habe gehört, wie du mit einem Mann telefoniert hast. Danach war es ganz einfach, herauszufinden, was du machst und für wen du es machst.“
    „Ich denke, ich habe immer gewusst, dass du eines Tages irgendwie dahinterkommen würdest.“
    „Warum hast du es dann getan?“
    „Um es dir heimzuzahlen. Um mich sexy zu fühlen und für einen Menschen etwas Besonderes zu sein, denn das alles bekam ich bei dir ja nicht mehr. Um jemanden zu haben, mit dem ich mich abends unterhalten konnte, wenn du weg warst.“
    „Das ist es?“
    „Nein. Ich glaube, ich wollte auch ein Geheimnis haben. Du schienst so viele zu haben.“
    „Klingt, als hättest du darüber nachgedacht.“
    „Kann man so sagen.“
    „Ich kann dir nicht sagen, dass mir das, was ich empfunden habe, leidtut. Siehst du, wie am Horizont die Sonne langsam untergeht? Genau so war es für mich. Alles Gute, alles Besondere verschwand einfach am Horizont. Aber ob du es glaubst oder nicht: Du warst der Mond, der verhindert hat, dass mein Himmel in vollkommener Finsternis versank, Wanda. Vielleicht wusste ich nicht, wie ich es dir sagen sollte oder wie ich meine Hand ausstrecken konnte, aber du warst das Einzige, was mir geholfen hat, in der Dunkelheit zu sehen.“
    Er war kein sehr poetischer Mensch, doch sie fand es unendlich schön, mit dem Mond verglichen zu werden. Tränen schimmerten in ihren Augen.
    „Kenny, ich wollte dir wehtun, und das ist eine Tatsache. Ich fühlte mich so verloren. Man erwartet, in diesem Leben viel zu verlieren, und ich war mir bewusst, dass ich dich eines Tages an einen Verrückten mit einer Waffe verlieren könnte. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich dich verlieren könnte, obwohl du die meisten Abende nach Hause gekommen bist. Ich wusste einfach nicht, was ich dagegen tun sollte.“
    „Der Verrückte mit der Waffe? Ich habe ihn in Cutler Bay erschossen, und als er starb, hat er mich mitgenommen. Also kann ich nicht sagen, dass ich bedaure, mich gefühlt zu haben, als läge ich mit ihm in seinem kalten Grab. Aber ich bedaure, dass ich dich weggestoßen habe, als ich versuchte, mich zurück in die Freiheit zu graben, und du neben mir standest und mir die Hand gereicht hast. Ein echter Kerl bittet nicht um Hilfe, und er nimmt sie nicht an, wenn sie ihm angeboten wird. Und der Versuch, ein richtiger Kerl, ein richtiger Cop zu sein, war für mich das Einzige, was von dem Mann noch übrig war, der ich mal war.“
    Sie legte ihren Arm um seine Taille und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. „Es tut mir auch leid. Es tut mir leid, dass ich mit fremden Männern geredet habe, statt weiter zu versuchen, mit dir zu reden. Aber nur fürs Protokoll: Bis auf

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