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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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vom Wasser entfernt. Die alten Einfamilienhäuser, die noch verblieben waren, wirkten etwas heruntergekommen. Vermutlich wurden sie mittlerweile ebenfalls vermietet.
    Alle stiegen aus. Janya war Alice behilflich. Hinter einem der Häuser lachten und schrien Kinder. Ein Motorrad knatterte an ihnen vorbei, ehe es auf den Parkplatz eines Apartmenthauses bog. Bürgersteige waren hier offenbar rar, also liefen sie stattdessen am Straßenrand entlang. Die Straße endete an einem versumpften Bach, an dem einige Picknicktische und ein kaputtes Volleyballnetz standen. Eine kurze Fußgängerbrücke führte über das Flüsschen auf eine andere Straße.
    „Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie dieser Ort nach dem Krieg ausgesehen haben muss“, sagte Wanda. „Die Kinder tobten wild durcheinander, Eltern saßen auf ihren Veranden, hatten vielleicht sogar Nachbarn auf einen Drink eingeladen. Männer unterhielten sich darüber, wo sie gewesen waren, und Frauen darüber, was sie getan hatten, während ihre Männer weg gewesen waren.“
    „Ein schöner Ort“, sagte Alice.
    „War es dort, wo du gelebt hast, auch so?“, fragte Tracy.
    „Die Nachbarn haben noch aufeinander aufgepasst.“ Alice war vorsichtig gelaufen und hatte mit dem Gehstock den Weg abgetastet, um nicht ins Stolpern zu geraten. Nun sah sie auf und lächelte wehmütig. „Wie meine.“
    Olivia schob ihre Hand in die ihrer Großmutter.
    „Ich sage es nicht gern, aber ich bezweifle, dass es hier jemanden gibt, der sich an Herb erinnert“, sagte Wanda. „Ich meine Clyde. Es ist schon so lange her. Aber ich bin bereit, an die eine oder andere Tür zu klopfen, um mal nachzufragen.“
    „Wir könnten es bei den Einfamilienhäusern versuchen.“ Stumm zählte Tracy sieben Häuser, inklusive eines Hauses, das offenbar als Zweifamilienhaus gebaut worden war.
    Sie gingen langsam auf der anderen Straßenseite zurück und besprachen, wo sie es zuerst probieren wollten. Irgendwo lief ein Fernseher, und sie konnten die Abendnachrichten hören.
    Wanda blieb stehen und deutete auf ein Haus, auf dessen Veranda ein angebundener Pudel stand. „Gloria hat erzählt, dass Herbs Haus klein war und dass die Veranda, die mit Fliegengitter versehen war, auf Betonblöcken gestanden hätte. Genau wie bei diesem Haus.“
    „Und wie bei dem Haus dahinten“, fügte Tracy hinzu und zeigte auf die andere Straßenseite. „Ganz zu schweigen davon, dass es im Laufe der Jahrzehnte, seit sie es zum letzten Mal gesehen hat, durchaus renoviert worden sein könnte.“
    „Okay, Miss Schlaumeier. Dann sollten wir deiner Meinung nach also lieber mit den Häusern anfangen, die überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihrer Beschreibung haben?“
    „Wie auch immer … Aber du wirst bestimmt anders darüber denken, wenn der Pudel dich erst mal gebissen hat.“
    „Ich kann mit Pudeln umgehen.“ Wanda schnaubte und ging den Weg zum Haus hinauf. Während sie sich näherte, warf sie dem Hund warnende Blicke zu, bis der sich in die Büsche schlich.
    „Ich bin froh, dass Wanda nicht meine Mutter war“, sagte Tracy.
    Wanda klopfte an die Verandatür und rief, doch niemand antwortete. Schließlich gab sie auf und ging wieder zu den anderen an die Straße. „Wie geht’s weiter?“
    „Ich glaube, bei der Frau, die da gerade über die Straße geht, sollten wir es versuchen. Bei ihr könnten wir Glück haben“, erwiderte Janya.
    Tracy drehte sich um und erblickte eine Frau in Alices Alter oder noch älter, die von einem Haus auf der anderen Straßenseite zu ihnen herüberkam. Sie wirkte wie ein Blatt im Wind, unglaublich leicht und zerbrechlich, mit einer Haut, die so vertrocknet war, dass sie so runzlig aussah wie die eines Alligators.
    „Ich unterschreibe keine Bittschriften, und ich wähle seit Jahren ein und dieselbe Partei und gehe in ein und dieselbe Kirche, also müssen Sie mir nichts über Ihre erzählen.“ Die Frau trug die Worte mit müder Stimme vor, als hätte sie sie schon zu oft gesagt.
    „Ich glaube, dass ist der Vorteil, wenn man auf dem Key wohnt“, sagte Wanda und streckte die Hand aus. „Zu weit weg für aufdringliche Verkäufer. Mein Name ist Wanda Gray.“ Sie stellte die anderen Frauen vor. „Wir sind nicht auf der Suche nach Unterschriften, Wählern und wollen auch niemanden bekehren. Wir versuchen nur, ein Rätsel zu lösen.“
    Tracy beobachtete, wie die Augen der Frau zu leuchten begannen. Stumm beglückwünschte sie Wanda für den gelungenen Schachzug.
    Die Frau stellte

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