Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
zumindest das verdient.
„Vielleicht ist es so“, sagte sie.
Tracys Haus war von ihr selbst von Grund auf renoviert worden. Vergessen war der schäbige Teppich, der im ganzen Haus verlegt worden war. Vergessen waren auch die beiden Lagen uralten Vinyls. Inzwischen war sie auf den Originalfußboden aus Linoleum gestoßen, das trostlos braun mit schwarzen und weißen Sprenkeln war. Abgewetzt und eingerissen, war es keine Alternative zu dem Teppich. Also hielt sie auf ihrem Rückweg von der Maklerin bei einem Abholmarkt für Bodenbeläge an, um zu schauen, wie teuer andere infrage kommende Materialien waren.
In einer Fundgrube voller Teppichreste und exotischen Hölzern sah sie sich die Auswahl an. Abholmarkt hin oder her – hier war nichts wirklich günstig. Doch dann stach ihr ein Stapel mit Keramikfliesen ins Auge. Der Besitzer des Ladens erklärte ihr, dass die Fliesen die Restbestände eines Auslaufmodells seien. Beim Kauf würde sie eine Menge Geld sparen. Sie hatte bereits die Quadratmeterzahl ausgerechnet, und er versprach, dass er mehr als genug von den Fliesen vorrätig habe. Als sie sagte, sie wolle sie haben, gab er ihr noch die restlichen Fliesen zusätzlich dazu, falls einige gesprungen wären oder gebrochen waren – und natürlich, um Platz für etwas Einträglicheres zu schaffen.
An der Kasse musste sie noch immer schlucken, als sie den Preis sah. Früher hätte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, eine solche Summe für ein Designerkleid ausgegeben. Aber die Zeiten waren vorbei – zumindest für den Moment. Trotzdem erkannte sie ein gutes Geschäft, wenn ihr eines angeboten wurde. Die Fliesen waren hübsch. Sie waren in einem gefleckten Rostbraun gehalten und erinnerten sie an das Lehmsteinhaus in Taos, das sie und C J als Zufluchtsort genutzt hatten, bis Uncle Sam es in Besitz genommen hatte. Sie reichte dem Ladenbesitzer ihre Kreditkarte und vereinbarte mit ihm die Lieferungsbedingungen.
Wieder zu Hause – oder was augenblicklich als ihr Zuhause galt –, dachte sie über all das nach, was noch gebraucht wurde, um das Haus einigermaßen wohnlich zu machen. Im Laufe der letzten zwei Wochen hatte sie die Wände von alter Tapete befreit, weiß vorgestrichen und einige fehlerhafte Stellen notdürftig verspachtelt. Jetzt musste sie sie noch grundieren, ehe sie das Häuschen mit einem Schlafzimmer noch einmal mit einer beigen Farbe strich, die sie en gros gekauft hatte. Die Küchenschränke hatte sie innen und außen abgeschmirgelt, und sie mussten ebenfalls grundiert und anschließend gestrichen werden – in Weiß, um zu den Geräten zu passen.
Die alten, vergammelten Möbel hatte sie mit den Fußbodenbelägen zusammen abholen lassen. Und um für Ersatz zu sorgen, hatte sie ein langes Wochenende auf einigen Flohmärkten verbracht. Sie hatte einen Tisch aus Holz und Stühle gefunden, die sie anstreichen oder aufarbeiten konnte. Sie würden ganz hervorragend in die Nische neben der Küche passen. Dann hatte sie ein beinahe neues Sofa und einen Polstersessel gefunden, die mit einem Stoff aus haitianischer Baumwolle bezogen waren. Außerdem hatte sie für die Matratze und den Lattenrost, die sie in einem Discounter erstanden hatte, ein großes Himmelbett aus Kiefernholz gefunden. Von der traurigen Ausstattung, die im Haus gewesen war, hatte sie nur eine Kommode und einen Nachttisch behalten. Das Nachttischchen war so oft übergestrichen worden, dass sie nicht sicher war, ob sich unter den Farbschichten überhaupt Holz befand. Doch die oberste Schicht war weiß und so gut wie neu. Das würde schon gehen.
Das Saubermachen und Entrümpeln hatte keine Wunder bewirkt, aber sie dachte sich, wenn die Fliesen erst einmal verlegt waren und die Räume und Schränke gestrichen, könnte das Haus durchaus wohnlich werden. Sie hatte einen Teppich aus Jute und Seegras gekauft und sechs Messingvasen in unterschiedlichen Größen. Das alles hatte sie aus einem Laden, der wegen „Geschäftsaufgabe“ mit Sonderangeboten lockte – zumindest bis zum nächsten „Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe“. Nachdem sie nun ihr Sparkonto geplündert hatte, musste sie nur noch jemanden anheuern, der die Fliesen verlegte. Um das Streichen würde sie sich selbst kümmern. Vielleicht könnte sie anschließend durch die Tür kommen, ohne von Erinnerungen an ein vergangenes Leben überflutet zu werden.
Überrascht hatte sie festgestellt, dass ihr die körperliche Arbeit – den Bodenbelag in handliche Stücke zu zerschneiden,
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