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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Geräusche, als Wanda scheinbar alles erbrach, was sie in den letzten zehn Jahren zu sich genommen hatte.
    Widerwillig schluckte Tracy. Ich sollte gehen, und zwar schnell, dachte sie. Doch dann fiel ihr das Telefon wieder ein.
    Verwirrt starrte sie den Hörer an. Dann nahm sie ihn ans Ohr. „Hallo, äh … Wer spricht da? Kann ich Ihnen helfen?“
    Einen Augenblick lang lauschte sie. Sie spürte, wie ihre Augen größer und größer wurden.
    „Sie wollen, dass ich was tue?“, fragte sie scharf. „Ist das Ihr Ernst? Machen Sie es doch selbst, Sie ekelhafter Perversling!“
    Wenn irgendjemand das Recht hat, es dieser Deloche heimzuzahlen, dann doch wohl ich, dachte Wanda. Natürlich war sich die Seele aus dem Leib zu kotzen nicht gerade ein gelungener Auftakt für ein klärendes Gespräch gewesen. Gerade hatte sie noch telefoniert und sich nur ein klitzekleines bisschen wackelig auf den Beinen gefühlt, und im nächsten Moment hatte sich ihr Innerstes nach außen gekehrt. Sie war sich nicht sicher, was sie geritten hatte, ausgerechnet Ms Deloche den Telefonhörer zu geben. Vielleicht hatte sie damit trotz allem noch Humor bewiesen.
    Allerdings fühlte sie sich nicht, als hätte sie sich gut amüsiert. Eher leer und wie durch die Mangel gedreht. Das Gute war, dass sie nun, da sie sich um nichts mehr Gedanken machen musste, einfach auf dem Sofa liegen bleiben und dem Zimmer dabei zusehen konnte, wie es sich drehte. Das war recht unterhaltsam.
    „Sie betreiben eine Telefonsex-Hotline?“ Tracy kam mit einer Tüte gefrorenem Mais ins Zimmer und ließ sie mehr oder weniger auf Wandas schmerzenden Kopf fallen. „Hier, das sollte helfen.“
    „Warum ziehen Sie mir nicht einfach einen Vorschlaghammer über den Schädel?“
    „Ich denke ernsthaft darüber nach. Einen sehr großen Vorschlaghammer.“
    „Ich betreibe gar nichts.“
    „Wer war dann dieser widerliche Mensch? Und warum sagte er zu mir, er würde nicht zahlen, damit jemand so mit ihm spricht?“
    „Er ist ein humorvoller Mann. Können Sie auch Spaß verstehen?“
    „Heute nicht.“
    Wanda fand das nur gerecht. Sie legte die Tüte mit dem Mais so auf ihren Kopf, dass sie möglichst viel von ihrer Stirn bedeckte. Die Kälte fühlte sich fast angenehm an, und das Pochen ließ endlich ein wenig nach. Wenn sie so darüber nachdachte, würde ihre Vermieterin wohl nicht eher gehen, bis sie ihr eine Erklärung geliefert hatte. Und eine Deloche, die den ganzen Abend bei ihr herumlungerte, war kein schöner Gedanke.
    Sie seufzte. „Ich betreibe gar nichts. Ich arbeite nur ein bisschen für eine Freundin. Das ist alles.“
    „Telefonsex?“
    „‘Telefonromanze’ trifft es eher.“
    „Wie bitte? Das nennen Sie eine Romanze? Um was er mich gebeten hat, war in meinen Augen nicht die Spur romantisch.“
    „Oh, er wollte Sie nur auf den Arm nehmen. Es heißt: VERFÜHRT. V-E-R-F-Ü-H-R-T. Das ist die Telefonnummer. Und die alten Knacker lassen sich mit mir verbinden, wenn Sie es genau wissen wollen, weil ich sie verstehe.“
    Tracy ließ sich auf die Ecke des Sofas fallen. Für einen Moment schien das Zimmer sich noch schneller zu drehen, und Wanda musste die Augen schließen. „Was gibt es da zu verstehen, Wanda? Der Mann wollte, dass ich …“
    Schlapp winkte Wanda ab. „Es ist egal, was er gesagt hat. Ich habe schnell begriffen, dass er und all die anderen eigentlich nur mit jemandem reden wollen, der ihnen zuhört. Der Typ ist noch nicht lange dabei, aber er wird es auch bald kapieren. Sie erzählen mir von ihrer Jugend, als die Mädchen nicht genug von ihnen bekamen, ihre Hände nicht bei sich behalten konnten … Sie wissen schon, was ich meine. Und manchmal werden ihre Erzählungen eben ein bisschen zu anschaulich. Als würden sie sich durch ihre Geschichten und die Erinnerung an vergangene Zeiten wieder jung und verwegen fühlen. Denn heute gibt es nicht viel zu berichten, nicht einmal wenn sie bei der Rite Aid Apotheke so viel Viagra verkaufen würden wie Aspirin. Alte Männer erzählen einfach gern Geschichten. Was haben sie denn sonst noch? Und wer sonst sollte ihnen zuhören?“
    „Von wegen. Bei Ihnen klingt das Ganze wie ein wohltätiges Projekt.“
    „Na ja, nicht wohltätig. Ich werde schließlich bezahlt. Es bedarf besonderer Frauen, damit ein alter Mann sich wieder jung und ausgelassen fühlt. Ich scheine, wie man so schön sagt, ‘begehrt’ zu sein.“
    „Ist das denn alles, weswegen Sie ‘begehrt’ sind?“
    Wanda schlug die Augen auf

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