Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
und machte einen Versuch, empört auszusehen. „Was wollen Sie mir damit unterstellen, Ms Deloche?“
„Oh, bitte, hören Sie mit diesem ‘Ms Deloche’ auf, ja? Sie kennen meinen Namen, und ich weiß, wie Sie heißen. Und wir haben schon genug miteinander erlebt, um uns beim Vornamen nennen zu können.“
„Ich bemühe mich gerade, nicht besonders viel nachzudenken. Dann tut mir nur der Kopf weh.“
„Haben Sie einen Kater?“
„Nein! Ich fühle mich schon seit ein paar Tagen schlecht. Könnte ein Virus sein. Es geht gerade einer um. Könnte allerdings auch am Kuchen liegen.“
„Am Kuchen?“
„Ein Kuchen mit einer Kokosnuss-Eiercreme. Offenbar hat der Pie zu lange im Kühlschrank gestanden. Mit Eiercreme muss man vorsichtig sein und sie schnell verzehren. Ich wusste es, aber es war einfach niemand da, mit dem ich den Kuchen hätte teilen können.“
„Beim nächsten Mal sagen Sie mir doch einfach Bescheid, um den Pie schneller loszuwerden – und ich meine nicht auf die Art, wie Sie ihn heute Abend losgeworden sind.“
„Wenn ich mir Ihren flachen kleinen Bauch anschaue, bezweifle ich, dass Sie je ein leckeres Stück Pie anrühren würden. Und was meinen Sie damit, dass ich für etwas anderes begehrt sein könnte?“
„Ich meine, treffen Sie sich mit diesen Männern, um ihnen noch weitere Gefälligkeiten zu erweisen?“
„Meinen Sie, ob ich anschaffen gehe?“
„Das ist mir in den Sinn gekommen, ja.“
„Wenn das so ist, wissen Sie ja, wo die Tür ist. Bitte, gehen Sie.“ Wanda bemühte sich zwar, aber ihre Empörung kam nicht richtig zum Ausdruck. Sie klang halb tot.
„Es war eine Frage“, erwiderte Tracy. „Sie betreiben eine Sex-Hotline für Rentner. Es erscheint mir nur natürlich, da mal nachzufragen.“
„Ich habe Ihnen schon mal erklärt, dass ich die Hotline nicht betreibe! Ich arbeite mit einer Frau zusammen, die mich dazu gebracht hat. All die alten Kerle pflegten jeden Tag die Angebote für Frühankömmlinge im Dancing Shrimp wahrzunehmen. Bevor ich anfing, dort zu arbeiten, hat Lainie mit ihnen gescherzt und ihnen ein gutes Gefühl vermittelt, wenn Sie verstehen, was ich meine …“
„Nein, das verstehe ich nicht.“
„Sie hat ihnen einfach ein paar verfängliche Witze erzählt, mit ihnen gemeinsam Spaß gehabt und dabei ihre Egos ein bisschen gestreichelt.“
„Ich hoffe, das war das Einzige, was sie gestreichelt hat.“
„Sie haben eine schmutzige Fantasie.“
„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“
„Wie auch immer …“ Wanda schloss wieder die Augen. „Lainie bekam dann Anrufe. Sie wusste, dass es nicht aufhören würde, bis sie dem ein Ende gesetzt hätte. Aber die Vorstellung missfiel ihr. Sie hat den Bedarf gesehen, verstehen Sie?“
„Diesen Bedarf habe ich nie gesehen. Die Männer, die ich so kenne, müssen für Telefonsex nicht bezahlen.“
„Ich wette, sie zeigen sich für die andere Art von Sex ebenfalls erkenntlich. Und damit meine ich nicht, dass sie pro Stunde zahlen, also Vorsicht. Ich spreche von schicken Geschenken, Dinner in einem Restaurant, Wochenenden auf irgendwelchen Inseln.“
„Das ist doch nicht dasselbe.“
„Nein? Aber fast. Jedenfalls wollte Lainie ihnen nicht verbieten, weiterhin anzurufen. Doch sie stellte auch fest, dass sie nicht genug Zeit hatte, um die Unterhaltung zu führen und noch alles andere zu erledigen. Und so scherzte sie eines Abends mit einem der Typen rum, dass sie ihm das Gespräch würde berechnen müssen, weil er ihr so viel von ihrer Freizeit nahm. Und ehe sie wusste, wie ihr geschah, sagte er ihr, dass er ihr seine Kreditkartennummer geben würde. So fing alles an. Bald wurde ihr klar, dass sie nicht diejenige sein wollte, die den Anrufern zuhörte, sondern diejenige, die das Geschäft organisierte. Also bat sie mich und ein paar andere Frauen, denen sie vertraute, die Anrufe entgegenzunehmen. Lainie unterhält sich kurz mit den neuen Kunden, findet heraus, was sie wollen, und weiß dann, wer von uns die richtige Gesprächspartnerin ist. Sie rufen sie an, wenn sie reden wollen, und wenn wir den Anruf annehmen können, rufen wir die Männer sofort zurück.“
„Und stellen die Unterhaltung in Rechnung.“
„Ich behalte den Überblick über die Gesprächsdauer, und ja, sie bezahlen Lainie, und die bezahlt mich. Sie bekommen doch auch Geld für Ihre Arbeit, oder?“
„Nicht von Ihnen, nein.“
„Tja, das werden Sie, sobald Sie etwas tun.“
„Nächste Woche habe ich
Weitere Kostenlose Bücher