Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
königlichen Fingern geschnippt, und die Fliesen hatten ihren Weg auf den Fußboden gefunden, sich perfekt aneinandergeschmiegt und von ganz allein die Fugenmasse zwischen sich verteilt. Sie hatte nicht an die tatsächlichen Gegebenheiten gedacht. Doch selbst wenn sie es getan hätte, dann hätte sie niemals für möglich gehalten, wie viel ein Handwerker kostete.
„Wie schwierig kann das schon sein?“, fragte sie laut.
Die Fliesen antworteten nicht, was ein Lichtblick an diesem sonst so trostlosen Tag war.
Sie dachte gerade darüber nach, ob sie sich noch weitere Kostenvoranschläge einholen sollte, als sie einen Wagen hörte, der vor ihrem Haus langsamer wurde. In der Hoffnung, dass es Lee war, ging sie um das Haus herum und erblickte einen ziemlich neuen Pick-up. Sie betete, dass ein zerknirschter Handwerker zu ihr kommen und ihr erklären würde, dass er versehentlich eine Null zu viel an sein Angebot gehängt habe. Doch die Ladefläche war nicht mit Werkzeug beladen. Sie sah Angelruten, eine Kühlbox und zusammengeklappte Stühle aus Segeltuch.
Als ein kleiner Junge vom Beifahrersitz kletterte und wie ein Turner auf dem Trampolin vom Trittbrett hüpfte, atmete sie scharf aus. Als er sie erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
Die Fahrertür wurde zugeschlagen, und Tracy war sich ziemlich sicher, wer da als Nächstes auftauchen würde. Sie hatte nur einen kleinen Moment, um Luft zu holen und sich darauf vorzubereiten.
„Miss Deloche.“ Marsh Egan, bekleidet mit der abgeschnittenen kurzen Hose, die sie schon kannte, und einem T-Shirt, auf dem stand: Jeder Tag ist Tag der Erde, trat zu seinem Sohn und legte einen Arm um seine Schultern. Bay wand sich unbehaglich.
„Also, worum geht es diesmal?“, fragte sie. „Habe ich blaue Flecke hinterlassen, als ich Bay heute Morgen festgehalten habe? Haben Sie vor, das in eine Gerichtsverhandlung gegen mich einfließen zu lassen?“
„Bay …“ Marsh sah seinen Sohn an, der nicht den Blick hob, um seinen Vater anzuschauen. „Du weißt, was du zu tun hast.“
„Ich verstehe noch immer nicht, warum ich das tun soll.“
„Weil es richtig ist. Und in unserer Familie tun wir nun mal das Richtige.“
„Ja? Sag Mom das.“
Tracy beobachtete Marsh, und obwohl es langsam dämmerte, konnte sie sehen, dass er rot wurde. Gab es auf Gottes grüner Erde tatsächlich etwas, das diesen Mann verunsichern konnte?
„Bay“, sagte Marsh nur unwesentlich strenger.
„‘tschuldigung, dass ich Sie getreten hab“, nuschelte Bay leise.
Tracy war sich nicht sicher, was sie darauf erwidern sollte. Es tat dem Jungen nicht leid. Er sah mürrisch, ja sogar wütend aus. Er wühlte mit seinen Zehen im Dreck herum, wie ein Kind, das Angst hatte, jemanden zu treten, wenn es seine Füße nicht beschäftigte.
„Danke, mein Sohn“, sagte Marsh.
„Äh, tut mir leid“, meldete Tracy sich zu Wort. „Aber wofür genau bedanken Sie sich bei ihm, Mr Egan? Das war keine Entschuldigung. Das war so etwas wie eine automatische Nachricht.“
Bevor Marsh antworten konnte, trat sie näher, bückte sich und stützte sich mit den Händen auf ihren Schenkeln ab, sodass sie mit Bay auf Augenhöhe war. „Hör mal, ich weiß, dass ich deine Pläne heute Morgen durchkreuzt habe. Aber finde dich damit ab, ja? Du bist ein Kind. Und ich habe dich von etwas abgehalten, das dein Leben nur schlimmer machen würde – auch wenn du es jetzt noch anders siehst.“
„Ich wäre in Freiheit gewesen, wenn Sie nicht gekommen wären.“
Sie stellte sich vor, wie er sich mit seinem kleinen Körper in Windeseile durch Stacheldraht zwängte. Sie achtete darauf, nicht zu lächeln, obwohl es ihr für einen Moment schwerfiel. „Glaub mir, während ich heute Nachmittag durch die Gegend humpelte, habe ich mir auch gewünscht, woanders gewesen zu sein.“
„So doll habe ich Sie gar nicht getreten.“
Tracy zog das Bein ihrer Kakihose hoch und zeigte auf einen schwarzblauen Fleck in der Größe eines Eies. „Willst du deiner Hände Werk bewundern? Oder eher deiner Füße Werk?“
Bay löste sich aus der Umarmung seines Vaters und kam näher, um sich das Bein genauer anzusehen. Er biss sich auf die Unterlippe, doch er sagte kein Wort.
„Ich versuche gerade, ihm Benehmen beizubringen“, erklärte Marsh in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass Tracy ihn dabei störte.
„Dann machen Sie das woanders, ja? Ich hätte gern eine Entschuldigung
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