Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
er hat Herbs Vertrauen nie ganz gewonnen, sodass Herb nicht viel von sich preisgegeben hat.“
„Tja, das war ein Schuss in den Ofen“, entgegnete Wanda.
„Bis er sich gemeldet hat, wollte ich dem Bestattungsunternehmer eigentlich sagen, dass ich für die ganze Sache nicht verantwortlich sein möchte. Jetzt fühle ich mich schon fast verpflichtet, seine Sachen zu durchsuchen und zu sehen, was ich finden kann. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich mich darauf freue.“ Tracy seufzte und erhob sich wieder. „Ich werde jetzt gehen, damit Sie sich ausruhen können. Kann ich Ihnen noch etwas bringen, ehe ich gehe?“
„Sie können mir das Telefon holen.“
„Sagen Sie nicht, dass Sie heute Abend noch mehr von diesen Anrufen machen wollen – so wie Sie sich fühlen? Die alten Herren werden Herzattacken bekommen.“
„Nein, ich werde auf Kennys Handy anrufen und ihm sagen, dass er seinen wertlosen Arsch gefälligst hierherbewegen soll, falls ich Hilfe brauche.“
„Wissen Sie, ich war mit einem Mann verheiratet, den ich in einer solchen Situation niemals um Unterstützung hätte bitten können. Sogar in den besten Zeiten wäre ich nie auf die Idee gekommen, ihn danach zu fragen. Vielleicht haben Sie doch noch etwas für Ihren Mann übrig.“
Tracy brachte alle Sachen zurück in die Küche, während Wanda über ihre Worte nachdachte. Kurz darauf kam Tracy mit einem Glas Eiswasser und einem Beutel Tiefkühlerbsen zurück und reichte sie Wanda. „Dann fühlen Sie sich besser.“
Wanda fühlte sich bereits besser. Und das war das Seltsamste an einem seltsamen, seltsamen Abend.
11. KAPITEL
A m Montagmorgen entdeckte Janya amerikanische Garagenverkäufe für sich. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie war entzückt über die schiefen Auslagen mit Büchern in bunten Einbänden, die abgenutzten Babymöbel und die überschüssigen Tassen und Unterteller, die auf dem ordentlichen Rasen ausgebreitet lagen. Zusammen mit abgelegten Kleider sorgten all diese Dinge dafür, dass eine gewöhnliche Straße in Palmetto Grove mit einem Mal vollkommen anders wirkte – vertrauter, wie eine Straße mit dem überbordenden Angebot von fliegenden Händlern und Verkäufern in Indien. Und das Beste war, dass es erlaubt war zu handeln. Der Verkauf, den sie besuchte, war von einer ganzen Nachbarschaft auf die Beine gestellt worden. Eine Woche lang würden in den Gärten alte Fernseher und Kleider mit lustigen Schulterpolstern feilgeboten werden. Ein Straßenzug mit Trödel war die bestmögliche Art, Garagenverkäufe kennenzulernen.
Dank Rishis Ermutigung hatte sie mit einem Stadtplan in der Hand den Bus genommen und den Weg in die unbekannte Gegend gefunden. Falls sie etwas zu einem guten Preis fand, hatte Rishi ihr versprochen, in der Mittagspause vorbeizukommen, um ihre Schätze nach Hause zu transportieren. Er war begeistert gewesen und so stolz, dass sie bereit war, etwas zu erkunden, das sie nicht kannte.
Am Dienstag summte sie das energiegeladene „Dus Bahane“ – einen ihrer liebsten Bollywood-Songs –, bewegte Hände und Füße zur Musik und sortierte die Einkäufe des vergangenen Tages. Einen Klapptisch, der neben dem Sofa stehen und auf den sie eine schlichte Bronzelampe stellen wollte. Einen zartgrünen Korb, den sie neben der Lampe platzieren wollte, um die Post hineinzulegen. Einen gewebten Teppich in Rosa und Beige, den sie vor das Sofa legen wollte. Eine Blumenbank, die genau die richtige Größe für einen von Mr Krauses Farnen hatte.
Selbstverständlich würde sie den Farn zurückgeben, wenn Mr Krauses Familie gefunden war. In der Zwischenzeit hatte sie einige weitere kleine Pflanzen in ihr Haus geholt, um sich besser darum kümmern zu können. Eine stand auf einem Messingtablett, auf dem Kerzen in unterschiedlichen Größen angeordnet waren – auch das hatte sie bei dem Verkauf erstanden. Und eine Pflanze befand sich im Schlafzimmer, das sie mit Rishi teilte.
Als sie die Pflanzen im Haus und draußen im Garten betrachtete, erinnerte ihr Grün sie an den Hof des Hauses, in dem sie aufgewachsen war. Üppige, duftende Bougainvilleen waren dort gewachsen und Wachsblumen. Ein riesiger Flammenbaum mit seinen glutroten Blüten, die in den Monaten vor dem Monsun leuchteten, hatte Schatten gespendet.
Der Kauf, über den sie sich am meisten freute, vervollständigte die Illusion. Sie hatte einen kleinen Springbrunnen erstanden, den sie auf den Tisch auf ihrer winzigen Terrasse stellen wollte. Er erinnerte sie
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