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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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ein wenig an den Springbrunnen, an dem sie als Kind oft gesessen hatte. Sie wusste, dass dieser Brunnen nicht viel wert gewesen war – nicht einmal, als er neu gewesen war – und dass er unpraktisch war, weil sie ein Verlängerungskabel aus dem Haus bis in den Garten legen musste, wenn sie ihn in Betrieb nehmen wollte. Doch mit einigen von Mr Krauses Pflanzen auf dem Hof und mit den hohen Bäumen, die den Garten umschlossen, hatte die Terrasse sich in einen gemütlichen Ort verwandelt. Und wenn dann auch noch der Brunnen gurgelte und sie einen Stuhl nach draußen bringen und sich hinsetzen konnte, würde sie ganz bestimmt so glücklich wie lange nicht mehr sein.
    Sie fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Fügte sie sich in ihr neues Leben? Gab sie, wie so viele andere Menschen, ihre Träume auf, die sie für sich selbst gehegt hatte, und begnügte sich mit etwas viel Kleinerem? Es hatte keinen Zweck, an alten Träumen über eine eigene Familie, Liebe und Glück festzuhalten. Sie hatte am Tag zuvor zu Hause in Indien angerufen. Insgeheim hatte sie gehofft, dass ihre Mutter nicht da sein würde, sodass sie mit ihrem Bruder sprechen könnte. Unter anderem hatte sie gehofft, Yash würde ihr die Neuigkeiten berichten, die ihre Mutter ihr in einem Brief mitteilen wollte. Doch Yash war nicht da gewesen. Die neue Haushaltshilfe hatte ihr gesagt, dass sie nicht darauf hoffen solle, ihn irgendwann zu erreichen.
    Niedergeschlagen hatte sie aufgelegt. Der Verlust von Yash, dem sie sich immer so verbunden gefühlt hatte, war ihr wie das endgültige Zeichen vorgekommen, dass ihr früheres Leben unwiederbringlich vorüber war. Yash hatte sie nicht ein Mal angerufen, seit sie in dieses Häuschen gezogen war. Es war offensichtlich, dass er – genau wie ihre Eltern – vergessen wollte, dass es sie gab.
    Als sie darüber nachdachte, kehrte die Traurigkeit zurück, und die Musik erstarb. Sie kochte sich einen mit masala gewürzten Tee, schaltete den Tischspringbrunnen ein und nahm einen Stuhl mit nach draußen. Sie wollte einfach nur dasitzen und über nichts nachgrübeln als das Grün der Pflanzen und das Geräusch des Wassers, das über die Kieselsteine gluckerte.
    Sie war sich nicht sicher, wie lange sie dort gesessen hatte. Allmählich wurde es wärmer. Schon bald würde die Terrasse in der prallen Sonne liegen. Es war an der Zeit, ins Haus zu gehen, obwohl sie nicht wusste, was sie dort machen sollte. Die Bücher, die sie in der Bücherei ausgeliehen hatte, hatte sie zu Ende gelesen. Sie wollte den Freitag abwarten, an dem sie wieder den Tanzkurs hatte, um sich neue Bücher zu holen. Das kleine Häuschen war geputzt, und es war noch viel zu früh, um mit den Vorbereitungen fürs Abendessen zu beginnen. Amerikanische Rezepte – selbst mit den Verbesserungen, die sie vorgenommen hatte – waren so schlicht, dass es keiner großen Vorbereitung bedurfte.
    Am vergangenen Abend hatte sie die großen Pflanzen gegossen, die noch immer in Mr Krauses Garten standen. Doch sie entschloss sich, noch einmal nach ihnen zu sehen, ehe die Sonne zu hoch am Himmel stand.
    Sie war noch nicht weit gekommen, als sie Tracy erblickte, die auf sie zukam. Janya bewunderte die Art, wie die andere Frau sich bewegte – beinahe so, als würde ein unsichtbarer Magnet sie an ein bestimmtes Ziel ziehen. Jeder Schritt war von Absicht durchdrungen. Tracy ließ die Arme locker mitschwingen, und obwohl sie keine große Frau war, wirkten ihre Beine doch lang, und jeder ihrer Schritte war raumgreifend. Den Frauen hier schien die fließende, lässige Anmut zu fehlen, die in Indien Teil der Weiblichkeit war. Aber Tracy machte diesen Mangel durch pure Energie wieder wett.
    „Guten Morgen“, sagte Tracy, als sie zu Janya trat. „Sind Sie auf dem Weg zu Herbs Häuschen?“
    „Ich dachte, ich sehe mal nach, ob die Pflanzen genug Wasser haben.“
    „Ich habe mich gefragt, ob ich dafür sorgen soll, dass die Leistungen der örtlichen Versorgungsbetriebe eingestellt werden? Ich würde es nur ungern tun. Sie könnten dann die Pflanzen nicht mehr wässern, und es würde schwierig werden, seine Sachen zu durchsuchen. Kein Licht, keine Klimaanlage. Tatsächlich wäre die Situation unmöglich.“
    „Dann haben Sie sich dazu entschieden, seine Sachen zu durchsuchen?“
    „Ich habe in seinem Wagen nachgesehen. Nichts. Ich fürchte, es bleibt mir nichts anderes übrig, als im Haus nachzusehen.“
    Janya hörte zu, als Tracy ihr von der Unterhaltung mit dem Prediger

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