Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Janya.
Wanda blinzelte auf die Aufschrift auf dem Ordner. „Die Schrift ist vergilbt.“ Sie beugte sich vor. „Ich glaube, da steht ‘juristisch’.“
„Ist sonst noch etwas Interessantes in der Akte?“ Tracy beugte sich vor, während Wanda die restlichen Papiere durchsah.
Wanda hielt ein weiteres Dokument in die Höhe. „Sehen Sie hier. Noch eine Geburtsurkunde.“ Sie las vor. „Clyde James Franklin. 14. September 1922. Augusta, Maine.“
„Kein Bruder und auch kein Sohn.“
„Aber warum ist Herb in Besitz dieser Urkunde? Gott, die ist so alt, dass sie aussieht wie direkt aus dem Hospital. Vielleicht ein verstorbener Freund? Eine Art Erinnerungsstück? Man weiß nie, was Menschen so aufbewahren.“ Wanda legte die Urkunde zurück und suchte weiter. „Hier ist noch ein offiziell aussehendes Papier.“ Sie nahm ein weiteres Dokument aus dem Ordner und überflog es. „Interessant. Entlassungspapiere von der Army, wie es aussieht.“
„Ich wette, Herb hat im Zweiten Weltkrieg gedient.“ Tracy machte eine Pause. „Stimmt meine Rechnung? Im Zweiten, nicht im Ersten?“
„Die Rechnung stimmt, aber nicht der Name. Wieder Clyde. Am 17. November 1945 aus dem Dienst entlassen.“
„Wirklich? Dann haben Sie vermutlich recht. Er war bestimmt jemand, der Herb sehr nahestand. Vielleicht ein Freund aus der Army?“
„Und hier ist noch das Abschlusszeugnis aus der Highschool. Cony High School in Augusta. Und dies ist ebenfalls von Clyde, nicht von Herb.“
„Gibt es noch irgendwas in dem Ordner, das Herb betrifft? Außer der Geburtsurkunde?“
„Ich arbeite dran.“ Wanda nahm ein Dokument und betrachtete es eingehend. „Noch etwas von Clyde. Es scheint ein Nachweis zu sein, dass er eine Ausbildung zum Schweißer gemacht hat.“
„Das bringt uns nicht weiter“, sagte Tracy. „Also konnte ein Typ namens Clyde Franklin schweißen.“
Wanda legte auch die Urkunde wieder zurück. „Gut, hier ist noch etwas mit Herbs Namen darauf.“
„Endlich.“
„Das ist eine Art Formblatt für die Rente. Was er bekommen könnte. Wann er es bekommen könnte. Wenn man in mein Alter kommt, bekommt man sehr oft solche Vordrucke.“
„Steht noch jemandes Name darauf?“
„Nein, nur seiner.“ Sie blätterte durch die restlichen Papiere und schüttelte nach jedem Bogen den Kopf. „Noch mehr davon. Noch nicht alt. Ein Nachweis aus den Achtzigerjahren über den Besitz eines Wagens. Ein abgelaufener Führerschein.“
„Nichts mit dem Namen seiner Frau? Einer Tochter?“
„Rechnungen, Quittungen.“ Wanda suchte weiter. „Er hatte ein Boot, aber er hat es verkauft. Hat jede Menge Angelgerät in einem Geschäft bei Dunedin gekauft. Es wurden einige teure Zahnbehandlungen gemacht, das kann ich euch sagen. Und hier sind noch einige Quittungen von einem Floristen in Georgia.“
„Das könnte wichtig sein“, entgegnete Janya.
Wanda blickte auf. „Und warum?“
„Gibt es noch weitere Quittungen aus Georgia?“
Wanda sah den Stapel durch. „Hier nicht mehr.“
„Wir wissen, dass er kurze Zeit in Kentucky gelebt hat“, fasste Tracy zusammen. „Der Prediger meinte, dass Herb ein Jahr lang dort gewesen sei, dass er sich dann jedoch entschlossen habe, nach Florida zurückzukehren.“
„Zurückkehren“, sagte Janya nachdenklich. „Also hat er vermutlich hier gelebt, ehe nach dort zog.“
„Ich schätze, Sie haben recht.“
„Warum hat er einen Floristen in Georgia bezahlt?“, wollte Janya wissen.
„Wenn Sie mich fragen, sind wir auf der falschen Spur“, wandte Wanda ein und schlug den Ordner zu. „Nichts über eine Tochter oder sonstige Familienmitglieder.“
„Wie viele Quittungen gibt es von dem Floristen?“, erkundigte Janya sich.
„Ich weiß nicht. Sechs, sieben?“
„Vielleicht hat er seiner Tochter, die nicht bei ihm lebte, Blumen geschickt.“
„Das könnte sein“, sagte Tracy. „Ich werde mal in dem Geschäft anrufen und nachfragen, ob sie irgendetwas in ihren Unterlagen haben.“
Wanda lächelte. „Vielleicht sollte ich das lieber tun. Auf meine Nachfragen reagieren die Leute meistens ein bisschen besser.“
„Tja, Sie sind ja auch ein Naturtalent. Sie haben eben die Telefonerfahrung“, sagte Tracy.
„Ich könnte auch dort anrufen“, bot Janya schnell an.
„Nein, ich mach das schon“, entgegnete Tracy. „Es ist meine Aufgabe, aber danke für das Angebot.“
„Ich weiß nicht, ob Sie irgendetwas herausfinden werden“, sagte Wanda und reichte ihr den Ordner.
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