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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Rishi von Wandas Ansicht erzählt, dass Ausländer ihren Familien kein Geld schicken sollten, und Rishi hatte Janya nahegelegt, sich von Wanda fernzuhalten. Es gab, genau wie zu Hause, Vorurteile in diesem Land. Sie waren nur nicht so leicht einzuschätzen. Rishi sagte, dass es am sichersten sei, gar nicht zu versuchen, sich dagegen zu wehren.
    „Sicher kann ich helfen“, sagte Wanda. „Obwohl ich meinen Hintern dabei ganz bestimmt auf einem bequemen Möbel parken werde – so viel steht fest.“
    „Sie haben nicht zufällig Herbs Post hereingebracht?“, erkundigte Tracy sich. „Da liegt ein Stapel Briefe auf dem Couchtisch. Aktuelle Briefe.“
    „Wie hätte ich das machen sollen? Sie haben mir den Schlüssel abgenommen, schon vergessen? Falls ich also nicht eine Fensterscheibe eingeschmissen und die Post auf den Fußboden geworfen habe, kann ich es nicht gewesen sein, weil ich keinen Zugang zur Wohnung habe. Offen gesagt habe ich auch keinen Gedanken an die Post verschwendet.“
    Janya betrachtete die Dinge auf dem Schreibtisch, während die anderen beiden darüber diskutierten, wer die Post ins Haus gebracht haben könnte. Sie blätterte durch eine alte Ausgabe von Websters Wörterbuch, dann ein Haushaltsbuch, in dem mit krakeliger Handschrift stand, was Herb wöchentlich für Salat, Milch und andere Lebensmittel ausgegeben hatte. Außerdem stand dort, was er an Nebenkosten für die Versorgung mit Strom und Wasser gezahlt hatte. Und was jeden Monat von seinem mageren Rentenscheck übrig blieb.
    „Er war kein reicher Mann“, sagte Janya und schloss das Buch. „Wenn man sich die Unterlagen so anschaut, hat er von Monat zu Monat gelebt.“
    „Keine Adressen? Zum Beispiel von Menschen, denen er Geld geschickt hat?“
    „Wir sollten uns die Unterlagen einmal genauer ansehen, aber auf den ersten Blick würde ich sagen, dass es kein Geld gab, das er hätte verschicken können.“
    „Mist“, entgegnete Tracy.
    „Wo soll ich anfangen?“, fragte Wanda.
    Janyas Durchsuchung des Schreibtisches hatte nicht viel gebracht. Sie öffnete die unterste Schublade und fand eine Sammlung von mindestens zwölf Aktenordnern. „Vielleicht mit diesen hier?“ Sie holte sie heraus.
    „Ich bringe sie mal ins Wohnzimmer und sehe nach, was was ist …“
    Janya wollte gerade etwas erwidern, als Tracy ihr die Hand auf den Arm legte, um sie zum Schweigen zu bringen. „Was war das?“, formte sie lautlos mit den Lippen.
    Wanda lauschte ebenfalls und wandte den Kopf von einer Seite zur anderen, als würde sie hoffen, dass sie mit dem einen Ohr vielleicht besser hören konnte als mit dem anderen. „Da draußen ist irgendjemand“, flüsterte sie.
    Janya nahm ein Geräusch wahr, das sich anhörte, als würde etwas Weiches über den Fußboden geschleift. Tracy blickte sie an. Gleichzeitig zuckten sie die Achseln.
    Wanda war die Erste, die reagierte. Sie drehte sich um und verließ das Büro, ging durch das Bad und in den Flur, der ins Wohnzimmer führte. „Okay, ich weiß ja nicht, wer da ist, aber Sie liefern besser eine gute Erklärung für Ihre Anwesenheit.“
    Janya folgte ihr, wenn auch zögerlich. Niemand war im Wohnzimmer. Doch aus der Küche drangen Geräusche.
    „Großartig“, flüsterte Tracy.
    Janya hörte, wie der Kühlschrank geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann erklang wieder das schlurfende Geräusch. Inzwischen stand Wanda in der Tür zur Küche, doch Janya konnte nur einen lavendelfarbenen Ärmel und eine schmale Hand erkennen.
    „Alice! Sie haben uns beinahe zu Tode erschreckt“, sagte Wanda.
    Janya und Tracy tauchten hinter ihr an der Tür auf. Alice blickte auf, als wäre sie nicht überrascht, sie hier zu sehen. „Ich habe die Post gebracht.“
    Die Frauen sahen einander an. Tracy ergriff als Erste das Wort. „Sie haben einen Schlüssel?“
    „Die Tür war offen.“
    „Ich meine nicht heute. Die anderen Male, die Sie hier waren. Haben Sie die Post seit seinem Tod jeden Tag hereingebracht?“
    „Herb hat mir einen Schlüssel gegeben.“ Jetzt wirkte Alice verwirrt. „War das … eine schlechte Idee?“
    „Nein, nein. Natürlich nicht“, erwiderte Tracy. „Ich wusste das nur nicht, das ist alles. Und ich konnte mir nicht erklären, wie die Post auf den Tisch gekommen ist.“
    „Er hat gesagt …“ Alice, die einen leichten lila Trainingsanzug trug, schien wie immer zu kämpfen. „Jemand sollte einen Schlüssel haben. Nur für den Fall.“ Sie sah mit einem Mal traurig aus. „Ich hätte

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