Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
im Notfall nicht zurückkommen und aushelfen, bis Sie jemanden gefunden haben, der irgendwie … besser geeignet ist?“
„Susan hat vor Kurzem Zwillinge bekommen. Sie stillt. Können Sie sich vorstellen, dass sie hier im Zentrum herumläuft – mit offener Bluse und in jedem Arm ein Baby?“
Tracy hörte nur noch mit halbem Ohr zu, als Woody ihr die Aufgaben für die Stelle erklärte. Sie dachte über diese außergewöhnliche Wende der Ereignisse nach.
„Ich weiß, dass das alles auf den ersten Blick ein bisschen überwältigend zu sein scheint“, sagte Woody schließlich. „Aber ich will Ihnen verraten, was bei der Entscheidung den Ausschlag gegeben hat. Das Tennisturnier, das Sie mit organisiert haben, um Spenden für die Multiple-Sklerose-Organisation zu sammeln. Wir haben diesen Sommer unser eigenes Turnier. Wir brauchen jemanden, der Erfahrung hat.“
Tracy war damals nur das Mädchen für alles gewesen. Sie hatte den Job übernommen, weil sie in einen Tennisspieler aus dem Klub verschossen gewesen war und angenommen hatte – ganz richtig übrigens –, dass sie Hand in Hand arbeiten würden. Jerry, der Tennisspieler, hatte die meiste Arbeit erledigt. Jerry und sein Zimmergenosse Frank, der, wie sich herausstellte, viel mehr als nur Jerrys alter Kumpel aus der Highschool gewesen war.
„Wie viel verdient man in dem Job?“, hörte sie sich selbst fragen.
Er nannte eine Summe, bei der sie vor zwei Jahren noch aufgelacht hätte. Jetzt pfiff sie leise. Damit könnte sie alle Reparaturen an den Häusern erledigen, etwas für die Steuer im nächsten Jahr zurücklegen und vielleicht sogar einen Rechtsanwalt engagieren, der die Situation bezüglich Wild Florida unter die Lupe nahm.
„Außerdem sind Sie krankenversichert“, sagte er wie ein Vater, der seinem Kind eine Belohnung nach der Tetanusspritze versprach. „Sie werden versichert, weil Sie eine Vertretung sind, kein Angestellter für den Sommer.“ Er erhob sich, als er spürte, dass er sie am Haken hatte. „Nehmen Sie die Stelle an?“
„Ich … ich … glaube, das werde ich.“
„Wunderbar.“ Er streckte die Hand aus. „Wir werden uns jetzt öfter sehen. Es ist ein abwechslungsreicher Job. Falls Sie irgendwann bei irgendetwas Hilfe brauchen: Meine Tür steht Ihnen jederzeit offen. In der Zwischenzeit werde ich Ihnen alles zeigen, und dann lasse ich Sie mit Susans Unterlagen und Aufzeichnungen allein. Unsere Susan war sehr organisiert. Wenn Sie alles durchgearbeitet haben, werden Sie einen sehr guten Eindruck haben, wie es weitergehen soll. Aber Sie müssen sich möglichst schnell einarbeiten. Das Programm soll in weniger als zwei Wochen beginnen. Susan hat schon viel Vorarbeit geleistet, aber es gibt noch immer eine Menge zu tun.“
„Ich bin … erschlagen.“
„Das war erst der Anfang, warten Sie’s ab. Jetzt führe ich Sie herum. Dann wird Gladys sich um den unerlässlichen Papierkram kümmern – und das ist einiges. Sie können auch alle Unterlagen mit nach Hause nehmen und am Montag wieder mitbringen, wenn Ihnen das lieber ist. Falls es möglich ist, würde ich es nämlich sehr begrüßen, wenn Sie am Montag anfangen könnten. Oh, und Gladys wird Ihnen alles über das Turnier sagen. Wir sind die Gastgeber, und es ist eine wichtige Veranstaltung für uns.“
Wie betäubt folgte Tracy Woody, der ihr in kürzester Zeit das gesamte Freizeitzentrum zeigte. Das meiste war ihr mehr oder weniger bekannt, obwohl sie das Schwimmbad und auch die Umkleidekabinen für Männer und Frauen noch nicht aus der Nähe gesehen hatte. Aufs Neue war sie beeindruckt von der Indooranlage fürs Walking beziehungsweise Jogging, die Übungsräume und Krafträume, die zahlreichen Kursräume und das Spielzimmer. Die Tennisplätze wirkten hervorragend gepflegt. Das Shuffleboard- und das Boccia-Feld überraschten sie – obwohl es sich für eine Gegend mit so vielen Pensionären vermutlich so gehörte. Unwillkürlich musste sie an die Schachspieler denken und hoffte, dass in dem Freizeitzentrum keine Brettspiele angeboten wurden.
Woody hatte ununterbrochen geredet. „Ihre Hauptaufgabe wird natürlich das Jugendprogramm sein.“
„Natürlich“, wiederholte sie.
„Die Kids kommen gegen neun. Wir bieten keine Mahlzeiten an, aber wir haben Snacks. Für gewöhnlich bekommen sie Saft, wenn sie ankommen, dann vormittags einen Snack aus Milch oder Saft und Weizenschrotcrackern, und gegen Mittag gibt es eine Pause, in der sie ihr mitgebrachtes Essen verzehren
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