Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
war ich meistens mit jemandem zusammen unterwegs – mit meinem Bruder, einer Cousine, einem Angestellten. Sie haben das Abwehren übernommen, wenn es nötig war.“
„Immer? Sie wurden immer begleitet?“
„Aus Sicherheitsgründen, ja.“
„Tja, das kann ich verstehen. Es gab auch in L. A. viele Orte, an die ich nur ging, wenn jemand dabei war.“
Sie unterhielten sich über den Tanzaerobic-Kurs, bis der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt zurückkam. „Ich habe eine kurze Prüfung für Sie gemacht“, sagte er. „Am Computer. Die einzigen Eintragungen, die ich für Herbert Krause finden konnte, sind Angelscheine.“
„Oh, wir haben auch einige davon gefunden. Sonst nichts? Nichts, das uns weiterhelfen könnte, seine Angehörigen zu finden?“
„Ich konnte nichts finden.“
„Trotzdem – danke für Ihre Hilfe.“
„Ich habe allerdings etwas zu Clyde Franklin gefunden.“
Janya hatte sich schon umdrehen wollen. „Tatsächlich?“, fragte sie, ehe Tracy es konnte.
„Ein Clyde Franklin hat im Jahr 1942 in Palmetto Grove eine Louise Green geheiratet. Ist das der Mann, nach dem sie auch suchen?“
„Das könnte er zumindest sein“, entgegnete Tracy. „Haben Sie sonst noch etwas über ihn herausgefunden?“
„Nein, das ist alles, was ich gesehen habe.“ Er beugte sich über den Tresen. „Ich könnte allerdings eine etwas intensivere Suche durchführen, wenn Sie beide morgen wiederkommen.“
Janya sah, wie Tracy ihm zuzwinkerte. „Das könnten wir machen.“
Zurück in Tracys Wagen, grübelte Janya darüber nach, wie wenig sie bisher herausgefunden hatten. „Mr Clyde Franklin lebte in Palmetto Grove. Vielleicht haben er und Herb sich hier kennengelernt. Keiner von beiden ist hier geboren. Sie haben sich getroffen, sind vielleicht Freunde geworden und beide zur Army gegangen. Wäre es möglich, dass Clyde im Krieg gefallen ist?“
„Nein, haben Sie das schon vergessen? Wir haben seine Entlassungspapiere gefunden, nicht Herbs.“
„Oh, stimmt.“ Janya dachte nach. „Also hat er den Krieg überlebt – genau wie Herb offensichtlich auch. Aber Herb hatte Clydes Papiere. Also müssen sie Freunde gewesen sein. Und als Clyde starb, hat Herb die Dokumente als Erinnerungsstücke behalten.“
„Warum hat Louise Green die Papiere nicht an sich genommen? Clyde war doch mit ihr verheiratet. Es wäre also einleuchtend gewesen, dass sie nach seinem Tod im Besitz seiner Papiere ist.“
„Möglicherweise waren sie geschieden? Oder sie hat sie Herb später gegeben.“
„Nein, das überzeugt mich nicht. Man gibt keine Dokumente wie Entlassungspapiere, Geburtsurkunden oder Diplome weg – nicht als Erinnerungsstücke. Man verschenkt den Lieblingsstift oder die Bücher, die er gern las, einen Ring, eine Krawattennadel. Erinnerungen, keine Dokumente.“
„Warum sollte eine Person überhaupt die Papiere einer anderen besitzen?“
„Ich habe keine Ahnung. Es ergibt keinen Sinn.“
„Vielleicht waren Clyde und Louise nicht mehr zusammen. Und als Clyde dann starb, hat Herb sich um alles gekümmert und auch die Papiere behalten.“
„Das wäre möglich.“
Tracy fuhr auf den Parkplatz der Bibliothek, und die beiden Frauen stiegen aus. „Ich werde eine Weile verschwunden sein. Ist das okay? Ich muss mal nachschauen, was sie so über Shuffleboard anbieten.“
„Wird das nicht auf einem Tisch gespielt?“
„Nicht diese Art von Shuffleboard. Diese Variante spielt man auf einem Platz. Es ist das idiotischste Spiel, das die Menschhheit kennt, und plötzlich muss ich Expertin für dieses Spiel werden. Außerdem muss ich nach einem Buch übers Fliesenlegen suchen.“
Janya hörte interessiert zu, als Tracy von den Stapeln mit Fliesen erzählte.
Während sie sich noch unterhielten, betraten sie die Bibliothek. „Ich werde im Computerraum auf Sie warten“, sagte Janya. „Ich würde gern meine E-Mails checken.“
„Arbeitet Ihr Ehemann nicht mit Computern?“
„Ja, aber wir haben zu Hause ein Problem mit der Internetverbindung.“
„Ich hoffe, dass es Ihr Problem ist und nicht meines.“
„Es hängt mit unserem Telefon zusammen. Aber ich fürchte, unsere leckende Klimaanlage ist Ihr Problem.“
„Großartig. Ich habe einen Termin mit einem Handwerker gemacht, der sich die Schäden in Wandas Haus anschauen wird. Ich werde ihn anschließend zu Ihnen schicken. Jetzt muss ich meine Fliesen auf jeden Fall allein verlegen. Wir sehen uns später.“
Janya brachte die ausgeliehenen Bücher
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