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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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der Menschen schauen und besser verstehen, was darin vorgeht. Doch das bleibt vorerst ein Geheimnis. Natürlich könnten wir noch eine Weile warten, aber unser Patient wird immer schwächer. Nicht einmal ein so starker Mann wie der Vanax verkraftet eine tagelang fortdauernde Ohnmacht.«
    »Also empfehlen Sie die Operation?«, fragte Kassandra und wünschte, eine eindeutige Antwort zu hören.
    Dazu war Elena nicht bereit. »Ich sage nur, sie müsste möglichst bald erfolgen, falls Sie sich dafür entscheiden. Wenn wir noch länger zögern, wird der Eingriff nichts nützen, denn der Vanax wäre zu geschwächt, um ihn zu überstehen.«
    »Und wenn wir darauf verzichten?«
    »Nun, dann wird sich der Vanax eventuell von selbst erholen – falls sein Gehirn doch nicht so schwer verletzt ist, wie wir es befürchten. Ich habe medizinische Berichte über Patienten gefunden, die wochenlang bewusstlos blieben und schließlich erwachten. Daraufhin sind sie mehr oder weniger genesen.«
    »Vielleicht sollten wir versuchen, ihn zu ernähren«, warf Royce ein.
    »Was das betrifft, wurden im Lauf der Zeit verschiedene Methoden ausprobiert. Entweder beschworen sie Atemprobleme herauf, die zum Tod führten, oder Infektionen mit dem gleichen Ergebnis.« Mit leiser Stimme fuhr Elena fort: »Tut mir Leid – ich weiß, wie schwer Ihnen die Entscheidung fällt, Atreides. Wenn Sie einfach abwarten wollen, würde ich's verstehen. Und ich kann auch nicht behaupten, das wäre ein Fehler.«
    »Noch nie ist er vor einer Herausforderung zurückgeschreckt.« Phaedra lächelte schwach. »Schon in seiner Kindheit wollte er immer loslaufen und die Welt erforschen…«
    Über ihre Wangen rannen Tränen, und ihr Mann stand auf, um sie in die Arme zu nehmen. »Ich glaube zu wissen, wie sich Atreus entscheiden würde, wenn er dazu fähig wäre. Aber jetzt geht es nicht nur um das Schicksal unserer Familie. Kassandra, das Volk blickt zu dir auf. Um der Akoraner willen – was soll nach deiner Ansicht geschehen?«
    Inständig hatte sie gehofft, diese Worte nicht zu hören. Doch sie wusste, dass sie unausweichlich waren. Da sie ihren Bruder vertrat und seine Pflichten erfüllte, musste sie wohl oder übel bestimmen, auf welche Weise er behandelt werden sollte. Trotzdem erwiderte sie: »Den Akoranern zuliebe können wir keinen Entschluss fassen. So sehr sie ihren Vanax auch lieben und sich auf die Weisheit seiner Regentschaft verlassen – wir müssen überlegen, was für Atreus am besten wäre.« Sie wandte sich zu Royce. »Was würdest du an seiner Stelle wünschen?«
    »Natürlich eine Chance, am Leben zu bleiben«, betonte er ohne Zögern. »Wenn du nicht glaubst, er würde von selbst genesen, ist die Operation vermutlich die einzige Möglichkeit, ihn zu retten.«
    Alle schauten sie an, eine stumme Frage in den Augen: Was hatte ihre seherische Gabe enthüllt?
    Das würde sie niemals verraten. Wenigstens das musste sie ihnen ersparen. Und so versicherte sie: »Ich glaube wirklich, Atreus wird genesen. Aber wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um ihm dabei zu helfen.« Da sie erfolglos versucht hatte, in einer Vision das Schicksal ihres Bruders zu erblicken, konnte sie sich nur an ihre Hoffnung klam mern und beten. Möge mir der Himmel beistehen, damit ich die richtige Entscheidung treffe – richtig für Atreus, richtig für Akora, für Royce und meine Familie und zumindest in gewissem Sinne für mich selbst … Sie erhob sich. In jedem Muskel, in allen Knochen spürte sie ihre innere Anspan nung. Bald, sehr bald würde das Ende nahen. »Bitte, Elena, bereiten Sie die Operation vor.«
    Der Geruch brennenden Schwefels erfüllte den Raum, den die Heilkundige gewählt hatte, wehte durch die Fenster hinaus und in die Korridore, bis in die entfernten Winkel des Palastes. Als die Leute ihn wahrnahmen, unterbrachen sie, was sie gerade taten, und senkten in inbrünstigem Gebet die Köpfe.
    Mit der Hilfe des Schwefels wurden aus dem Zimmer, in dem der Eingriff stattfinden sollte, alle bösen Geister vertrieben. Das erforderte die Tradition, und niemand stellte das Ritual in Frage. »Warum es so ist, weiß ich nicht«, sagte Elena. »Aber wenn ein Patient in einem gereinigten Raum operiert wird, neigt er danach etwas weniger zu Infektionen und Fieber.«
    Während der Schwefel brannte, badete sie, dann zog sie sich zurück, um zu meditieren. Inzwischen setzte sich die Familie zu Atreus.
    Was sie alle dachten, sprachen sie nicht aus: Vielleicht würden sie

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