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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Generationen zuvor, trotz des Kummers. Sie tanzten, weil ein goldener Tag die Zeremonie erhellte und weil ein Morgen anbrechen würde.
    Nun gesellten sich die Männer hinzu. Die Arme hoch erhoben, bildeten sie einen Kreis rings um die Frauen. Kraftvoll, stolz und selbstbewusst folgten sie dem Rhythmus der Musik. Und sie riefen Royce zu sich.
    Er ging zu ihnen. Vom Wein angespornt, dachte er. Zu seiner eigenen Überraschung kannte er die Schritte. Als hätte er schon einmal so getanzt – irgendwo, irgendwann, in einer fernen Erinnerung. Aber nicht hier, nicht in diesem Land. Auf Hawkforte, in der Heimat seines Herzens.
    Schneller und schneller wirbelten die Trommelschlägel, die Lautenklänge schwollen an, klagend stiegen die Harfen-töne zum Himmel empor. In der Brise lösten sich ein paar weiße Blüten von den Zweigen und flatterten umher.
    Kassandra wandte sich von den Frauen ab und erwiderte den Blick des Mannes, den sie liebte.
    Im Glanz der sinkenden Sonne, die das weiß getünchte Häusermeer von Ilius rotgolden färbte, ritten sie zurück. Als sie aus den Sätteln stiegen, eilte Sida zu ihnen und berichtete, Atreus würde friedlich schlafen und Elena habe beschlossen, die Operation vorerst hinauszuzögern.
    Kassandra atmete auf. Die maßlose Erleichterung machte sie ganz schwach, und sie glaubte, sie müsse ein stählernes Rückgrat haben, weil sie sich trotzdem aufrecht hielt. Dafür war sie dankbar, denn es gab noch einiges zu tun. »Mellinus …«, begann sie und gab vor, das Stöhnen des Ratsherrn nicht zu hören, während er sich mühsam vom Pferderücken hievte. »Werden Sie uns beim Abendessen Gesellschaft leisten?«
    »Beim Abendessen, Prinzessin? Eigentlich hatte ich gedacht – nach diesem ereignisreichen Tag …«
    »Ja, beim Abendessen«, wiederholte sie in entschiedenem Ton. »Ah, Troizus, kommen Sie doch auch! Wir werden Austern essen und von alten Zeiten reden.«
    »Von alten Zeiten«, murmelte das vorzeitig gealterte Ratsmitglied und warf einen kurzen Blick auf Royce. »Um alte Zeiten heraufzubeschwören, sind Sie viel zu jung, Prinzessin.«
    Lachend führte sie ihre Begleiter in den Palast und rief über die Schulter: »Keine Bange, allzu lange werden wir nicht an der Tafel sitzen.«
    Die Austern, auf Eis angerichtet, schmeckten köstlich. Dazu wurden kleine, süße Krabben in einer Sauce serviert, die Royce nicht identifizieren konnte, aber sehr aromatisch fand, ein Salat aus würzigen Radieschen und duftender Rauke und viele andere Speisen. Genüsslich trank er den Wein, der nach Sonnenschein roch.
    Angeregt plauderten sie über die akoranische Geschichte. Was Legenden und was historische Tatsachen sein mochten, konnte er nicht feststellen. Nur einmal mischte er sich ein. »Arthur hat wirklich gelebt. Da bin ich mir ganz sicher. Seine Epoche ist im Nebel der Vergangenheit versunken, vieles ging verloren. Aber wir erinnern uns zu lebhaft an seine Persönlichkeit, um ihn für eine Sagengestalt zu halten.«
    »Dann und wann erhebt sich ein Held über seine Mitmenschen«, bemerkte Mellinos und füllte seinen leeren Kelch. »Meistens in gefährlichen Zeiten.« Vom Wein leicht benommen, vom langen Tag ermüdet, blinzelte er und schaute Kassandra an, als würde ihn ihre Anwesenheit verblüffen. »Ein Held – oder …«
    »… eine Heldin«, ergänzte Troizus und prostete ihm zu. »Wolltest du das nicht sagen, alter Freund? Eine Heldin ist so gut wie ein Held, meinst du nicht auch?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand Mellinos. »Jedenfalls ist sie anders.«
    Troizus nickte und hob seinen Kelch wieder an die Lippen. Doch er erweckte nur den Anschein, er würde trinken, was Royce nicht entging. »Nun ist der Augenblick für Veränderungen gekommen«, betonte der Ratsherr. »Wir stehen auf der Schwelle zu einer neuen Welt.«
    »Möge uns der Himmel bewahren«, seufzte Mellinos. Mühsam stand er auf und verneigte sich schwankend. »Prinzessin, bevor ich mich unsterblich blamiere, muss ich Ihnen eine gute Nacht wünschen.«
    Sie lächelte – ein echtes Lächeln, das ihre Augen erhellte – und reichte ihm die Hand. »Das brauchen Sie niemals zu befürchten, denn Ihre Ehre ist Ihre Rüstung.«
    Die Lider zusammengekniffen, erwiderte er das Lächeln. »Das hat die erste Atreides gesagt. Ihre Familie …« Ihre Hand immer noch in seiner, zögerte er. »Niemals ließ sie uns im Stich.«
    »Oh, wir sind nur Männer und Frauen, mit Stärken und Schwächen wie alle Menschen. Aber in diesem Palast sind wir

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