Insel meiner Traeume
beschlossen, uns auszunutzen?«, fragte sie, richtete sich auf und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen.
»Bitte, Joanna...«
Die tiefe Besorgnis, die in seiner Stimme mitschwang, entlockte ihr ein Lächeln. »Schon gut, das Dilemma, in das man dank ausgeprägter Pflichtgefühle geraten kann, ist mir nicht fremd.«
»Das weiß ich inzwischen.« Alex nahm sie noch fester in die Arme und zog sie wieder an sich. »Glaubt Royce allen Ernstes, Atreus wäre schuld an seiner Gefangenschaft?«
Sie nickte. »Vor der Zelle meines Bruders standen mehrmals Wächter und prahlten mit der Belohnung, die ihnen der Vanax für ihre guten Leistungen zahlen würde.«
»So würde sich Atreus’ persönliche Wache niemals verhalten.«
»Das dachte ich mir auch.« Da Alex ihre Beteuerung, Royce sei Akora nicht feindlich gesinnt, akzeptiert und ihn sogar unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte, würde sie seinem Urteil über Atreus ebenso glauben. »Ich sagte mir, Männer mit so abscheulichem Charakter würden niemals im Dienst des Vanax stehen. Aber Royce hat das Gerede nun einmal gehört. Und in seinem geschwächten Zustand nahm er es ernst.«
»Verständlich...« Alex dachte kurz nach, dann meinte er: »Wer immer ihn in jener Zelle festhielt, wollte ihm offenbar vorgaukeln, der Vanax wäre für seine Gefangenschaft verantwortlich.«
»Warum? Sollte das Komplott deinen Bruder in Misskredit bringen und den Eindruck erwecken, er würde mit dieser grausamen Behandlung eines Xenos gegen akoranische Gesetze verstoßen?«
»Keine Ahnung, was die Schurken damit erreichen wollten ... Selbst wenn unsere Bürger so etwas glaubten, wozu nur ganz wenige bereit wären - es würde nichts ändern und den Vanax nicht entthronen, es sei denn...« Plötzlich unterbrach er sich. »Es sei denn, man wollte nicht den Akoranern weismachen, Atreus würde die Schuld an Royces Gefangennahme tragen, sondern...«
»Den Briten - die Akora erobern wollen!«
»Genau. Ein ranghöher, angesehener britischer Aristokrat wird in unserem Königreich gefangen gehalten und brutal misshandelt - auf Anordnung des Herrschers. Im Lauf der Jahrhunderte wurden aus noch viel fadenscheinigeren Gründen diverse Krieg heraufbeschworen.« Noch während er sprach, schlug er das Laken zurück und stieg aus dem Bett, ohne darauf zu achten, dass er nackt war. »Darüber muss Royce informiert werden. Und da wir gerade von ihm reden...« Alex lächelte wehmütig und schaute an sich hinab. »Irgendwie habe ich das Gefühl, er würde es nicht schätzen, wenn ich mich auf diese Weise für seine Gastfreundschaft bedanke.«
Entzückt betrachtete Joanna seinen wohlgeformten Körper. »Er schläft im Garten. Allzu lange kann er sich noch immer nicht in geschlossenen Räumen aufhalten.«
»Ja, das habe ich gestern Abend beim Laterna-magica-Spektakel gemerkt.« Alex drückte ihre Hand. »Was dein Bruder durchmachen musste - zweifellos wären die meisten Männer dran zerbrochen.«
Sie lächelte erleichtert, weil er Royce nicht ausdrücklich bemitleidete. Solche Emotionen würde ihr Bruder verabscheuen. Sie schüttelte ihr Haar, das noch vom Schlaf zerzaust war. Dann stand sie auf. Erst als sie vor Alex stand, entzog sie ihm langsam ihre Hand. »Jetzt muss ich mich anziehen. Diesem Beispiel solltest du folgen.«
»Um der Welt zu begegnen.«
»Wenigstens diesem kleinen Teil davon. Du musst dich sehen lassen, das ist wichtig.«
»Vor allem zusammen mit Hawkforte. Das wird die sensationslüsterne Hautevolee begeistern - und unsere Feinde erschrecken. Und sobald sich jemand fürchtet, neigt er zu Dummheiten.«
Schwindel erregend stieg ihr seine Nähe zu Kopf - buchstäblich. Das erstaunte sie nach allem, was sie geteilt hatten, immer noch. Was war aus dem unscheinbaren, so vernünftigen Mädchen vom Land geworden? Sie starrte seine Lippen an und erinnerte sich daran, wie sie schmeckten.
»Inzwischen wird man die drei Leichen gefunden haben. Wer immer die Schurken beauftragt hat, mich zu überfallen, müsste in Panik geraten.« Alex hob eine Hand, von der Sonne vergoldet, vom Schwert gestärkt, und vergrub die Finger in Joannas seidigem Haar. »Fahr nach Hawkforte zurück.«
»Was?«, flüsterte sie entgeistert.
»Fahr nach Hawkforte zurück«, wiederholte er. »Dort bist du sicher. Wenn dies alles erledigt ist, komme ich zu dir.«
»Aber du brauchst meine Hilfe - die wünschst du dir sogar.«
Das bestritt er nicht. »Deine Sicherheit ist mir wichtiger.«
»Eigentlich dachte
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