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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Londoner Gesellschaft in ihrem ganzen Glanz, reiche Städter und Städterinnen, mindestens so kostbar herausgeputzt wie ihre adeligen Vorbilder. Damen von fragwürdigem Ruf boten - leicht geschürzt und mehr oder weniger diskret -ihre Dienste an. Von der Rennstrecke im kalkigen Hügelland waren Jockeys herabgekommen, immer noch in bunter Seide. Gewisse »Gentlemen« suchten mit scharfem Blick eine Gelegenheit, dem Glücksspiel zu frönen. In stattlichen roten Uniformen stolzierte das Garderegiment umher, das außerhalb der Stadt kampierte. Dazu gesellten sich die unterschiedlichsten Individuen, alte und junge, die vielleicht -oder auch nicht - der altehrwürdigen Tradition des Taschendiebstahls huldigten.
    Brighton, wie es leibt und lebt, dachte Joanna. Dreist, derb und schamlos.
    »Bleib in unserer Nähe«, murmelte Royce.
    Dazu musste er sie nicht eigens auffordern. Jetzt näherten sie sich einem Punkt am Old Steine, wo noch dichteres Gedränge herrschte, und ein kurzer Blick in Alex’ Gesicht bestätigte Joannas Verdacht.
    »Keine Ahnung, warum die Leute so verdammt neugierig sind«, bemerkte er. »Da gibt’s nichts zu sehen.«
    Außer seiner Gelassenheit. Der Anschlag auf sein Leben, der ihn gezwungen hatte, drei Männer ins Jenseits zu befördern, schien ihn kein bisschen zu beeindrucken. Doch Joanna konnte er nicht täuschen, denn sie sah die Schatten unter seinen Augen. Verständnisvoll drückte sie seine Hand. Die Leute waren so eifrig damit beschäftigt, auf nichts zu starren, dass die Hawkfortes und der Marquess of Boswick unbemerkt Vorbeigehen konnten.
    Nach einer Weile blieb ein Gentleman stehen, um sie zu begrüßen. Joanna erinnerte sich an Charles, den Second Earl of Grey, den sie flüchtig bei der Party im Carlton House gesehen hatte. Schlank und gut gebaut, mit dunklem Haar und hoher Stirn, hatte er ungewöhnlich ernste Züge. Abwechselnd schrieb man sie seinen politischen Enttäuschungen und der Trauer um seine verstorbene Geliebte zu, Georgiana, die Duchess of Devonshire, mit der er einen Riesenskandal und eine illegitime Tochter produziert hatte. Da die Duchess schon seit fünf Jahren unter der Erde lag und die politischen Enttäuschungen jüngeren Datums waren, neigte Joanna zu der Vermutung, Letzteres würde zutreffen. Jedenfalls bewunderte sie sein Engagement für parlamentarische Reformen und freute sich, als sie mit ihm bekannt gemacht wurde.
    Höflich verbeugte er sich. »Lady Joanna, ich bin entzückt. Endlich kann ich den Kopf hochhalten, nachdem ich die Dame kennen gelernt habe, von der schwärmt.«
    ganz Brighton
    Wider Willen errötete sie. Ihr ungewohnter gesellschaftlicher Erfolg verwirrte sie. Doch sie wollte sich nicht einschüchtern lassen. »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Lord Grey, denn ich habe Ihre Bemühungen mit großem Interesse verfolgt.«
    »In der Tat, Madam? Sind Sie politisch veranlagt?«
    »Eher praktisch. Ich finde es albern, von einem Volk zu erwarten, es möge seine ganze Kraft und Loyalität einer Nation widmen, in der es so gut wie nichts zu sagen hat.«
    Mit ihren offenherzigen Worten bereitete sie Grey eine angenehme Überraschung, ein gewinnendes Lächeln erhellte seine strengen Züge. »Haben die altehrwürdigen Mauern von Hawkforte einen radikalen Geist hervorgebracht?«
    »Was nicht zum ersten Mal geschehen wäre«, warf Royce ein. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Sir.« Dann zeigte er auf Alex. »Ich nehme an, Sie kennen Lord Boswick?«
    »Gewiss. Wie geht es Ihnen, Boswick? Und Ihnen, Royce? Wie Sie zweifellos wissen, haben wir uns große Sorgen um Sie gemacht.«
    »Ja, das habe ich gehört. Bemerkenswert, wie heftig die Gerüchteküche manchmal brodelt... Aber verraten Sie uns doch, was führt Sie nach Brighton? Ich dachte, diese Stadt würden Sie wie die Pest meiden.«
    Das stritt Charles Grey nicht ab. Seufzend zuckte er die Achseln. »Man kann sich seine Umgebung nicht immer aussuchen. Nach Ihrer Abreise sind Sie ziemlich schnell nach England zurückgekehrt, Lord Boswick. Ich dachte, Sie würden es vorziehen, die Sommermonate auf Akora zu verleben.« »Wie Sie bereits erkannt haben, Lord Grey«, entgegnete Alex, »man kann sich seine Umgebung nicht immer aussuchen.«
    Grey hob die Brauen. »Armes Brighton! Offensichtlich kann diese Stadt keinen von uns begeistern. Außer vielleicht
    Lady Joanna? Wie gefällt Ihnen das Xanadu unseres Prinzregenten am Meeresufer?«
    Belustigt erinnerte sie sich an den legendären Ort, angeblich die

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