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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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sich in einem Teil des Gebäudes, den sie nicht kannte. In der Ferne verlor sich ein langer Korridor, von dem mehrere Gänge abzweigten.
    Reglos stand sie da und lauschte angespannt. Doch sie hörte nichts, das ihr verraten würde, welche Richtung Polonus eingeschlagen hatte. Trotzdem musste sie ihn suchen. Er war ihr Bruder, sie liebte ihn. Und weil sie fürchtete, er könnte einen folgenschweren Fehler begehen, durfte sie ihm nicht den Rücken kehren.
    Während sie sich auf den Weg machte, schaute sie in jeden Seitenflur, ohne Polonus zu entdecken. Allmählich verbreiterte sich der Hauptkorridor, und Brianna betrat einen großen Raum mit einem hohen steinernen Gewölbe. In der Mitte sah sie eine Vertiefung, von Steinbänken umgeben, aus denen seltsamerweise in regelmäßigen Abständen Metallringe ragten. Welchen Zweck mochten sie erfüllen? Sollte irgendetwas daran festgebunden werden?
    Etwas – oder jemand. Abrupt hielt sie inne und spitzte wieder die Ohren. In der Ferne, außerhalb des Raums, erklangen leise Stimmen.
    Als sie weiterging, wurde das Gemurmel lauter. Mehrere Männer redeten. Doch sie hörte auch andere Geräusche, die den Eindruck erweckten, ein paar Leute würden qualvoll erbrechen. Verwirrt schlich sie zum Ende des Gemachs und spähte um eine Ecke. In eine Mauer waren Zellen eingelassen, mit Eisengittern gesichert. Wachtposten standen dazwischen, drei akoranische Krieger, die miteinander sprachen.
    Dann lief ein Wächter in die entgegengesetzte Richtung, und die beiden anderen beobachteten, was in den Zellen geschah. Verstohlen folgte Brianna diesem Beispiel – und wünschte sofort, sie hätte darauf verzichtet. In jedem Verlies wurde nur ein Gefangener festgehalten. Sie erkannte die Männer, die am vergangenen Tag vor Gericht gestanden hatten. Und in der letzten Zelle erblickte sie Deilos. Alle fünf wanden sich am Boden, stöhnten vor Schmerzen und erbrachen krampfhaft.
    Ohne zu bedenken, welche Gefahr ihr womöglich drohen würde, trat sie vor. Wenn sie auch keine besondere Begabung für die Heilkunst besaß, hatte sie einiges von ihrer Tante Elena gelernt und wusste genug, um den Kranken zu helfen. Offensichtlich litten sie an einer Vergiftung.
    Dass sie in Haft saßen, spielte für Brianna keine Rolle. Sogar Deilos, den der Vanax vielleicht schon bald zum Tod verurteilen würde, hatte ein Recht auf ärztlichen Beistand.
    Einer der Wachtposten entdeckte sie. »Hier sollten Sie sich nicht aufhalten.«
    »Haben Sie Ihren Kameraden nicht gebeten, Hilfe zu holen?«
    »Ja, aber...« Als sie ihre Stola vom Kopf streifte, erkannte er sie. Verlegen unterbrach er sich und nickte ihr zu. Sie gehörte zu den Frauen, die damals den schwer verletzten Vanax gepflegt hatten. Außerdem stand sie der Atreiden-Familie nahe, und deshalb durfte er nicht gegen ihre Anwesenheit protestieren. »Natürlich ist Ihre Hilfe willkommen, Lady Brianna.«
    »Bitte, öffnen Sie die Zellentüren.« Da er zögerte, fügte sie hinzu: »Fürchten Sie etwa, die Gefangenen könnten Ihnen in diesem Zustand Schwierigkeiten bereiten?«
    Dies war unvorstellbar, was beide Wächter einsahen. Und so beeilten sie sich, Briannas Wunsch zu erfüllen.
    »Wann haben die Anfälle begonnen?«, fragte sie und kniete neben einem der Erkrankten nieder. Trotz seiner Ekel erregenden Verfassung berührte sie seine Stirn. Er fieberte nicht, verdrehte aber die Augen und ächzte schmerzlich.
    »Vor ein paar Minuten, Lady«, antwortete einer der Krieger.
    »Und wann haben die Gefangenen zum letzten Mal etwas gegessen?« Soweit sie es feststellen konnte, war seither nicht allzu viel Zeit verstrichen.«
    »Das Abendessen wurde vor einer halben Stunde aufgetischt.«
    »Haben alle fünf die gleichen Speisen bekommen?«
    »Ja, ich glaube schon – einen Eintopf mit Lammfleisch, Käse, Brot und Wein.«
    Brianna stand auf und wandte sich zu den Wachtposten. »Haben Sie beide das auch gegessen?«
    »Nein, wir nehmen unsere Mahlzeit erst nach Dienstschluss ein.«
    »Zweifellos war das Essen der Gefangenen nicht in Ordnung.«
    Noch während sie sprach, kehrte der dritte Krieger zurück. Ihre Tante Elena begleitete ihn, eine hoch gewachsene Frau in mittleren Jahren mit markanten, aber liebenswürdigen Gesichtszügen und schlohweißem Haar.
    Freundlich nickte sie ihrer Nichte zu »Ah, Brianna – gut, dass du hier bist. Ich werde deine Hilfe brauchen.« Dann schaute sie die Wächter an. »Diese Männer müssen ins Hospital gebracht werden.«
    Der älteste

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