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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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hüten. Kein Wunder, dass er auch dieses für sich behielt... Wie lange konnte er hoffen, die Wahrheit zu verhehlen? Welchen Sinn hätte sein Schweigen? Vielleicht wäre es an der Zeit, etwas zu unternehmen, zu flüchten. Aber wohin? Durfte sie Akora verlassen, nachdem sie die außergewöhnliche Macht kannte, die in der Erdentiefe hauste?
    »Komm zurück!«, bat Joanna leise. »In Gedanken hast du dich meilenweit entfernt.«
    »Jetzt würde ich gern baden.« Brianna schlug die Decke zurück und schwang ihre Beine über den Bettrand. Im ersten Moment fürchtete sie, ihr würde die Kraft fehlen, um aufrecht stehen zu bleiben. Aber ein tiefer Atemzug und gestraffte Schultern belehrten sie eines Besseren.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte Joanna.
    »Nein«, entgegnete Brianna und schloss die Tür des Bads hinter sich.
    Als sie in ihr Zimmer zurückkehrte, war Joanna verschwunden. Leoni nahm gerade gefüllte Teller von einem Tablett und stellte sie auf einen Tisch neben dem Bett. Beim Anblick ihrer Tochter lächelte sie. Zumindest lächelten ihre Lippen. In ihren Augen las Brianna ernste Sorgen.
    »War es klug von dir, allein zu baden, Liebes? Joanna hat mir erzählt, du wärst noch ziemlich schwach.«
    »Nein, ich fühle mich sehr gut. Wie geht es Polonus?«
    Bevor Leoni antwortete, presste sie die vollen Lippen zusammen. »Ein Glück, dass er noch lebt... Marcus war bei ihm. Und deine anderen Brüder kommen von Leios herüber. Allzu viel hat Polonus nicht verraten. Und was er sagt, ergibt keinen rechten Sinn.«
    »Er hat an Deilos geglaubt.«
    »Also hat er einem Wahnsinnigen vertraut. Mein Sohn... Und ich dachte, ich würde ihn kennen.«
    »Wir alle sind einander rätselhaft.« Auf dem kleinen Tisch waren Brot und Honig angerichtet, ein milder Käse, Hühnerbrustscheiben und eine Apfeltorte. Lauter köstliche Speisen, die Trost und Kraft spenden würden... Brianna brach ein Stück Brot ab. Wie trocken ihr Mund war...
    »Warum hat er sich mit Deilos eingelassen, Brianna? Dir stand Polonus am nächsten. Hat er dir irgendetwas erklärt?«
    Warum? Weil ihn die Verwirrung und die Unsicherheit der Jugend überwältigt hatten? Weil er keinen klaren Weg für sich selbst sah? Weil ihn die Erkenntnis der Gefahr, in der Akora schwebte, aus dem Gleichgewicht gebracht hatte?
    »Danach solltest du den Vanax fragen, Mutter, er weiß alles.«
    »Bald wird der Vanax entscheiden müssen, was mit Polonus und den anderen Helios-Anhängern geschehen soll.«
    Diese Gefangenen hatte Brianna beinahe vergessen. Die Gerichtsverhandlung schien schon so lange zurückzuliegen.
    »Warst du auch ein Mitglied von Helios?«, fragte Leoni unvermittelt.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich bin nicht blind. Wie unzufrieden du warst, sah ich dir deutlich an. Manchmal bist du davongeschlichen, wenn du geglaubt hast, niemand würde es bemerken. Wie ich von Elena erfuhr, hast du diese Gewohnheit auch nach deiner Ankunft in Ilius beibehalten.«
    »Warum hast du mich nicht daran gehindert?«
    Leoni füllte einen Kelch mit Wasser und reichte ihn ihrer Tochter. »Weil ich dachte, ich dürfte deine Flügel nicht stutzen.«
    Brianna aß das Stück Brot, spülte es mit Wasser hinunter und fühlte sich etwas kräftiger. »Hätte ich doch Flügel, um von hier wegzufliegen...«
    Das war grausam, und sie wusste es. Bestürzt zuckte Leoni zusammen. Aber dann lächelte sie sanft. »Du bist uns böse, weil wir dir die Wahrheit verheimlicht haben.«
    Obwohl es keine Frage war, fühlte sich Brianna zu einer Antwort bemüßigt. »Nein, böse bin ich euch nicht – nicht wirklich. Eher verwirrt. In all den Jahren habe ich euch vertraut und nie an euch gezweifelt.«
    »Und du glaubst, Marcus und ich hätten dich mit unserem Schweigen hintergangen. Nun, vielleicht muss ich dir Recht geben.« Als Brianna verblüfft die Stirn runzelte, seufzte Leoni. »Wir könnten beteuern, wir hätten dir zuliebe so gehandelt – damit du dich besser in deinem neuen Leben zurechtfinden würdest. Und das stimmt sogar. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. So sehr haben wir uns gewünscht, du würdest uns akzeptieren und lieben. Zwischen uns sollte kein Schatten stehen. Vor allem mir war das wichtig. Allein schon der Gedanke, dir vom Tod deiner Eltern zu erzählen, jagte mir kalte Angst ein. Als wir hörten, man habe in England keine deiner Verwandten gefunden, hielt ich es für einen Wink des Schicksals. Ich bildete mir ein, es sei richtig, dich im Ungewissen zu lassen.« Kraftlos sank sie in einen

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