Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
kurzen Blick auf Brianna. Dann streckte sie eine Hand aus und zog sie in den tröstlichen Kreis weiblicher Wärme.
    Viel später – in den Stunden, wo sogar London schlief – begann es zu schneien, zunächst ganz langsam. Nur vereinzelte Flocken schwebten an den Schornsteinen vorbei und über die Dächer hinweg, bevor sie lautlos auf dem Kopfsteinpflaster der Straßen landeten. Schließlich fiel der Schnee immer dichter herab, verwischte die kantigen Konturen von Ziegeln und Mörtel, Stein und Eisen. Vom Wind gepeitscht, bildete er winzige weiße Wirbelstürme.
    Und am Morgen war die Welt verwandelt. Brianna stand an einem Fenster des Frühstückszimmers, die Nasenspitze so nah an der Glasscheibe, dass sie die Kälte spürte. Hatte sie schon einmal Schnee gesehen? Daran erinnerte sie sich nicht. Konnte man ein solches Wunder vollends vergessen? Spontan öffnete sie die Verandatür, streckte eine Hand hinaus und hob ein paar feuchte Flocken auf. Sie glitzerten im Sonnenschein und schmolzen auf ihrer Zunge.
    Ohne auch nur einen Gedanken an das Frühstück zu verschwenden, rannte sie nach oben, holte ein Cape und Handschuhe, dann eilte sie wieder hinunter. Gerade wollte sie das Haus verlassen, als sich eine freudestrahlende Joanna zu ihr gesellte. »Komm!«, schlug die Freundin vor. »Laufen wir um die Wette!«
    Wie übermütige Kinder stürmten sie in den Garten. Lachend stapften sie durch die weiße Pracht – und hielten abrupt inne. Sie waren nicht allein.
    »Ha!«, rief Alex. »Glaubst du etwa, du wärst so wahnsinnig schnell?«
    Ein großer Schneeball prallte gegen die Brust des Vanax von Akora, der einen Arm nach hinten schwang und sich ebenso zielsicher revanchierte. Sofort bückte sich Alex, packte eine weitere Hand voll Schnee und schleuderte sie auf seinen Gegner. Atreus wich dem Wurfgeschoss geschickt aus, jagte ein eigenes in die Luft. Doch der nächste Angriff seines Bruders traf ihn wieder. Der Kampf verlief in atemberaubender Geschwindigkeit, temperamentvoll und zweifellos freundschaftlich.
    Und das fröhliche Ungestüm wirkte offenbar ansteckend. Kichernd formte Joanna einen Schneeball und warf ihn in die Richtung ihres Ehemanns. Entweder zielte sie hervorragend, oder sie hatte Glück, denn die weiße Kugel traf Alex mitten ins Gesicht. Nur sekundenlang erstarrte er. Ein unheilvolles Funkeln in den Augen, fixierte er seine Gemahlin, dann marschierte er zu ihr.
    Allzu lange brauchte sie nicht, um ihre Sicherheit einem sinnlosen Wagemut vorzuziehen. Lachend raffte sie ihre Röcke und ergriff die Flucht. Als sie zwischen den gestutzten Büschen verschwand, blieb Alex ihr auf den Fersen.
    »Guten Morgen«, grüßte Atreus. Die winterliche Kälte hatte seine Wangen gerötet, der Schnee sein Jackett weiß gefärbt. In diesem Moment wirkte er sehr jung und – unbeschwert? Ja, genau das richtige Wort. Nie zuvor hatte Brianna ihn so entspannt und zufrieden gesehen.
    »Guten Morgen«, erwiderte sie. Irgendwo in der Nähe jagte Alex immer noch hinter seiner Frau her. Aber das nahm Brianna kaum wahr. Der Garten, sogar die ganze Welt konzentrierte sich auf Atreus, den Glanz in seinen Augen, die Freude, die es ihr bereitete, einfach nur vor ihm zu stehen.
    »Also das ist Schnee«, bemerkte er.
    »Mhm...« Von plötzlicher Angst erfasst, schluckte sie. Würde sie sich im Überschwang ihrer Gefühle zur Närrin machen? »Offensichtlich gefällt er dir.«
    »Sogar sehr«, bestätigte er. »Ebenso wie die Tatsache, dass der Prinzregent glaubt, er würde an Wechselfieber leiden. Natürlich gereicht mir die Erleichterung, die ich dank dieser Information empfinde, nicht zur Ehre.«
    »Ein Wechselfieber? Ist er ernsthaft erkrankt?«
    »Zumindest bildet er sich’s ein. Man hat mir erklärt, das würde in regelmäßigen Abständen geschehen. Jetzt liegt er im Bett und betäubt sich mit Laudanum. Er schrieb mir einen Brief, in dem er mich inständig bittet, seine Unpässlichkeit zu verzeihen, mehrere Seiten voller Floskeln – zwei Monarchen, die ihre Seelenverwandtschaft entdeckt haben – warmherzige brüderliche Emotionen – grenzenloser Respekt vor Akora. Und so weiter. Kurz gesagt, meine Besprechungen mit Prinny sind beendet.«
    »Also kannst du London verlassen.«
    Atreus nickte so begeistert wie ein Schuljunge, der unerwartet vom Unterricht befreit worden war. »Gerade noch zur rechten Zeit, denn unter uns gesagt – die Verhandlungen waren viel schwieriger, als ich dachte. Wie ein Mann, dank seiner Geburt so

Weitere Kostenlose Bücher