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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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richtig, sie... Einen gewaltigen Sturm hatte sie überstanden. Mehr tot als lebendig war sie an einer goldenen Küste gelandet, hatte sich ins Leben zurückgekämpft, ihren Platz auf Akora erobert, von der Wahrheit über die Vergangenheit geträumt, von der Zukunft, die ihr bevorstand. Nach alldem war sie in diesen Garten gelangt, zu diesem Moment – zu diesem Mann?
    Sicher würde sie es ganz falsch machen, weil ihr die Erfahrung fehlte – abgesehen von den Küssen, die er ihr gegeben hatte. Würde das genügen?
    »Wenn ich dich küsse, lässt du mich dann gehen?«
    »Ja«, versprach er, und weil er stets ehrlich war, fügte er hinzu: »Fürs Erste.«
    Diesen Zusatz hörte sie, und sie ignorierte ihn. Nichts war mehr wichtig – nur noch er, seine Nähe, und es drängte sie unwiderstehlich, herauszufinden, wie es sein mochte...
    ... ihn zu küssen. Anfangs streiften ihre Lippen seinen Mund nur zögernd. Dann genoss sie seinen Geschmack, so glutvoll und verlockend. Die Freiheit, die sie plötzlich verspürte, die er ihr zugestand, wirkte wie süßer, berauschender Wein. Alle Vernunft löste sich in nichts auf, die Zweifel schwanden dahin. Nur die Vorsicht, die ihr in Fleisch und Blut übergegangen war, verharrte etwas länger, musste aber vor heißer Sehnsucht kapitulieren.
    Leidenschaftlich küsste sie ihn, mit einer Finesse, die sie beide überraschte. So beflügelnd wirkte das Erlebnis, dass sie ihn noch stundenlang küssen würde, hätte er sie nicht viel zu fest umschlungen und ihr die Luft abgeschnürt. Abrupt stand er auf, hob sie mühelos hoch, als wäre sie federleicht, und stellte sie in den Schnee.
    »Das war keine gute Idee«, erklärte er in entschiedenem Ton. In seinen Augen las sie eine Befangenheit, die ihr tiefe innere Befriedigung verschaffte.
    » Du hast die Buße festgesetzt«, erinnerte sie ihn triumphierend.
    »Manchmal glaube ich, die Akoranerinnen müssten etwas anders erzogen werden.«
    »Tatsächlich? Sicher sind schon viele Akoraner zu dieser Erkenntnis gelangt. Aber seltsamerweise kannst du dich nicht lange genug mit diesem Gedanken beschäftigen, um etwas zu unternehmen .«
    Nun war sie vielleicht ein bisschen zu weit gegangen. Hastig begann sie, einen taktischen Rückzieher zu planen, den ihr ein glücklicher Zufall ersparte. Royce und Kassandra schlenderten um die Ecke des Hauses herum, erfassten die Situation mit einem Blick und lächelten.
    »Oh, mein lieber Bruder!«, rief Kassandra. »Dein Rücken ist voller Schnee. Beinahe könnte man meinen, du hättest dich darin gewälzt.«
    »Kümmer dich gefälligst um deinen eigenen Kram«, murmelte Atreus.
    Mitfühlend grinste Royce. »Wie ich höre, ist Prinny ans Bett gefesselt, und du musst dich nicht mehr um ihn kümmern.«
    »Scheint so. Wann werden wir London verlassen?«
    »Ich habe bereits eine Nachricht nach Hawkforte geschickt. Heute Abend erwartet uns das Personal, wenn es dir recht ist?«
    »Oh ja«, stimmte Atreus zu. Wieder einmal zählte er die Tage bis zur Rückreise nach Akora.

Kapitel 7
    S ie fuhren über das Meer nach Hawkforte. Wie Royce erklärte, waren die Straßen viel besser als noch vor ein oder zwei Jahren, jedoch längst nicht so gut, wie sie bald aussehen würden. Nach dem Abschluss der umfangreichen, eifrig vorangetriebenen Straßenbauarbeiten würde man wesentlich bequemer reisen. Das Wetter war mild, der Sturm der vergangenen Nacht verebbt, und so zogen sie alle eine Segelfahrt vor – alle außer Brianna, die keine Meinung äußerte. In einem smaragdgrünen Umhang mit einer pelzverbrämten Kapuze, die ihr Gesicht umrahmte, stand sie auf dem Deck der Zweimaster-Schaluppe. Während die anderen schwatzten, hielt sie sich abseits, scheinbar zufrieden mit ihren eigenen Gedanken.
    Aber ihre Schultern unter dem Cape wirkten völlig verkrampft. Und der kurze Blick, den Atreus ihr zuwarf, bevor er sich abwandte, verriet ihm die Wahrheit. Woran immer sie denken mochte – es stimmte sie keineswegs zufrieden, nicht einmal annähernd.
    Ein paar Minuten lang gönnte er ihr noch die Einsamkeit, die sie offensichtlich vorzog, dann ging er zu ihr. Nachdem sie die Themse-Mündung verlassen hatten, waren sie südwärts gesegelt. Von einem frischen Wind begünstigt, glitt die Schaluppe schnell über das Meer. Möwen flatterten über den Masten dahin, ihr heiseres Geschrei durchbrach die Stille. Hier und da ragten kleine Inseln aus dem Wasser, Seelöwen hoben die Köpfe und beobachteten das Boot.
    »Welch ein schöner Tag«,

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