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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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an dem ich immer festhielt, das mir stets besonders wichtig war.«
    »Und was ist es?«, flüsterte sie.
    »Meine Familie und meine Liebe zu diesen Menschen, die mir am nächsten stehen, die Werte, die ich schützen will...« Behutsam umfasste er eine ihrer roten Locken, die unter der Kapuze hervorschaute, und wickelte sie um seine kraftvollen, von Hammer und Meißel schwieligen Finger – auch vom Schwertgriff, denn er war hauptsächlich ein Krieger. »Und Stein und Marmor. Darauf konnte ich nicht verzichten.«
    Ihre Hand über seiner, löste sie seine Finger ganz sanft aus ihrem Haar. Das erlaubte er ihr.
    Statt ihn loszulassen, drehte sie seine Hand in ihrer um, studierte die feinen hellen Linien, die sich von der gebräunten Haut abzeichneten. Ihr Daumen strich über die Schwielen seiner Handfläche. Nach einem tiefen Atemzug wurde ihm bewusst, dass sie nicht allein waren. Doch er spürte das Echo der zarten Liebkosung im Zentrum seines Wesens.
    Unentwegt wehte der Wind. Über dem Boot kreisten die Möwen. Die Gegenwart, von der Atreus gesprochen hatte, die so schnell vorbeiflog, schien sich zu verlangsamen, fast stillzustehen. Und schließlich, irgendwann im launischen Zeitenlauf, ragten die stolzen Türme des Schlosses Hawkforte empor.
    Zum ersten Mal, seit der Vanax in England angekommen war, sah er ein so altes Gebäude. Vom kleinen Hafen, wo die Schaluppe angelegt hatte, führte eine Straße nach oben, direkt durch das weit geöffnete hohe Tor zwischen den grauen, mit Moos, Flechten und dunkelrotem Winter-Efeu bewachsenen Mauern. Davor entdeckte er die Umrisse eines Erdwalls, der noch älter sein musste.
    Ein großer Hof lag innerhalb der Mauern, mit präzise zurechtgehauenen Steinen gepflastert, die Schlamm fern und Staub in Grenzen hielten. An allen Seiten erhoben sich zumeist sehr große Bauten. Atreus’ besonderes Interesse galt den riesigen Stallungen. Darin würden mindestens hundert Pferde Platz finden, zusammen mit allem, was sie brauchten – Futtervorräte, Zaumzeug, eine Schmiede und dergleichen. Genauso fasziniert musterte er ein Arsenal, das die kühnsten Feinde verscheuchen mochte.
    »Imposant«, meinte er lächelnd. »Erwartest du die Franzosen?«
    »Nur wenn Napoleon wirklich übergeschnappt ist«, erwiderte Royce. »Und daran zweifle ich. Sagen wir mal, hier auf Hawkforte respektiere ich die alte Lebensart.«
    »Wie akoranisch von dir.« Vor ihnen lag eine schöne Säulenhalle mit einem hohen Turm verbunden. »Die ursprünglichen Gebäude?«, fragte der Vanax.
    Royce nickte. »Sorgsam in Stand gehalten und oft restauriert, größtenteils aber immer noch so wie vor neunhundert Jahren. Natürlich wurden die Seitenflügel später angebaut. Aber auch die sind sehr alt.«
    Nun betraten sie die große Schlosshalle, wo Atreus bewundernd stehen blieb. An den hohen Wänden hingen verschiedene Banner, Waffen und Schilde, die sogar nach akoranischen Maßstäben sehr eindrucksvoll aussahen. Vor dem gigantischen Kamin befanden sich komfortable Sitzgruppen, und der Tisch, der die Gäste erwartete, verriet den Einfluss einer Frau.
    Die Halle roch nach Kiefern und anderen holzigen Aromen, dank der grünen Girlanden, die überall hingen und das Weihnachtsfest ankündigten. Lächelnd nickten die zahlreichen geschäftigen Dienstboten den Neuankömmlingen zu, und einige starrten Atreus mit unverhohlener Neugier an. Hier beobachtete er nichts von der kriecherischen Unterwürfigkeit, die ihm beim Personal im Carlton House aufgefallen war. Stattdessen begegneten ihm stolze Männer und Frauen. Wieder einmal fühlte er sich an Akora erinnert, wo niemand nur wegen seiner Herkunft und seines Reichtums Privilegien genoss.
    »In diesen Mauern bist du zu Hause, meine Schwester«, wandte er sich an Kassandra.
    »Oh ja«, bestätigte sie und wechselte einen liebevollen Blick mit ihrem Ehemann, der seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Neben den beiden standen Joanna und Alex. Amelia lag in den Armen des Vaters. Fast während der ganzen Reise hatte sie geschlafen. Aber jetzt erwachte sie, schaute sich um, und nach scheinbar kurzer Überlegung stieß sie einen ohrenbetäubenden Schrei aus.
    »Sie ist hungrig«, bemerkte Joanna.
    »Wenn du nichts dagegen unternimmst, werden bald die Deckenbalken herunterfallen«, ergänzte Royce grinsend. »Beim Dinner sehen wir uns alle wieder.«
    Und so gingen sie getrennte Wege. Brianna half Kassandra, die Dienstboten zu beaufsichtigen, die die vielen Koffer, Truhen und Bündel aus

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