Insel meines Herzens
verschwand. Viel bedenklicher – nun fand sie ihr dünnes Nachthemd unerträglich, das einzige Gewand, das ihre Blößen noch verhüllte. Sie wollte es ausziehen und ins Feuer werfen, dann mit Atreus’ Hemd und seinen Breeches genauso kurzen Prozess machen. Während sie sich vorstellte, wie ihre Kleidung in Flammen aufging, begann sie zu lachen.
Verblüfft hob er den Kopf. »Amüsiere ich dich?«
»Nein – ja... Oh heiliger Himmel, ich kann gar nicht mehr denken...«
»Sehr gut«, meinte er und neigte sich wieder hinab.
Nur wenige Sekunden lang überlegte sie, nicht nur die Frauen von Akora würden in gewisser Hinsicht hervorragend ausgebildet, und dann steigerte sich das heiße Verlangen in ihrem Innern zu süßer Qual. Sie wand sich unter Atreus’ Körper, vage wurde ihr bewusst, dass ihr Nachthemd bis zu den Hüften hinaufgeglitten war, stöhnend spürte sie etwas Hartes, Pulsierendes zwischen seinen Schenkeln.
Aber es gab immer noch etwas, das sie ihm mitteilen musste. Etwas Wichtiges...
Und sie durfte es nicht länger hinauszögern, sie musste es aussprechen, ohne Rücksicht auf die Freuden, die er ihr bot, und die Verheißung einer traumhaften Zukunft. Oh ja, sie ersehnte ein Leben an seiner Seite, wünschte sich dieses Glück so inbrünstig, dass sie alles andere vergessen wollte.
Sag es ihm , mahnte eine innere Stimme.
»Atreus...«
»Ganz ruhig, mein Liebes, du wirst alles bekommen, was du brauchst, das schwöre ich dir.«
Sein Hemd war am Boden gelandet, seine Brust nackt. An ihrem Busen spürte sie das Kraushaar, das sich zwischen seinen harten Brustwarzen über den flachen Bauch hinabzog und im Hosenbund verschwand. Oh, so verlockend...
Was sie brauchte – was sie wollte – was sie war...
Sag es ihm!
»Helios...«
Ganz leise hingehaucht, drang das Wort erst nach einer kleinen Weile durch die rasende Hitze seiner Lust. Aber er war ein Mann, und sein Beschützerinstinkt bewog ihn, Brianna zu trösten.
»Mach dir deshalb keine Sorgen, meine Süße, darum solltest du dich nicht kümmern. Von diesen Leuten hast du nichts zu befürchten...«
»Nein, du verstehst nicht...«
»Nur von wenigen Mitgliedern dieser Gruppe geht eine nennenswerte Gefahr aus. Die meisten sind einfach nur töricht, von falschen Vorstellungen in die Irre geleitet. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber...«
»Das sind sie nicht! Sie haben Recht, wenn sie mehr Offenheit verlangen, mehr Freiheit...«
So weich war ihre Haut, so glatt, so reizvoll – und Brianna unter seinen Händen zur Hingabe bereit, kurz davor, sich vollends in der Leidenschaft zu verlieren. Und er selbst? Besessen von dem Drang, mit ihr zu verschmelzen, ganz tief in ihr zu versinken... Nur noch ein kurzer Moment...
»Was? Sie haben Recht?« Abrupt richtete er sich auf und starrte sie an. »Das kannst du unmöglich glauben!«
Ihr ganzer Körper versteifte sich, und er musterte die dunkle Röte in ihren Wangen, beobachtete die heftigen Atemzüge, die ihren inneren Kampf bezeugten.
Da wusste er es. Irgendwo in seinem Herzen hatte er die Erkenntnis bereits gewonnen.
»Doch, daran glaube ich«, flüsterte sie und riss sich von ihm los.
Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, hörte die Worte, verstand sie sogar, erriet zumindest ihre oberflächliche Bedeutung. Aber was hinter den Worten lag, die Wahrheit, die sie enthüllten, ergab keinen Sinn. Sie konnte nicht zu den Rebellen gehören, die Akora bis zur Unkenntlichkeit verändern wollten, und gleichzeitig die Frau seines Lebens sein, vom Schicksal für ihn bestimmt. Unvorstellbar. Oder?
»Brianna...?«
Während sie ihren Morgenmantel anzog, kehrte sie ihm den Rücken. Auf einen Stuhl gestützt, erhob sie sich schwankend, dann seufzte sie und schaute ihn an. »Ich bin ein Mitglied von Helios.«
Auch er stand auf, ohne sie aus den Augen zu lassen. Schweren Herzens beobachtete er, wie sie Atem schöpfte und sekundenlang die Augen schloss, wie ihre Entschlusskraft wuchs. Und da wusste er endgültig, was er längst hätte erkennen müssen. Sie war nicht nur die Vision, die er in der Höhle gesehen hatte, nicht nur die exquisite Statue, von seinen Händen geformt, sondern Brianna, eine mutige Frau mit einem komplexen Charakter.
»Vielleicht haben sich einige deiner Freunde verschworen, um mich zu töten«, warf er ihr vor.
»Kein Helios-Anhänger würde jemals so etwas tun!«
»Bist du dir wirklich sicher? Zu viele Beweise sprechen für das Gegenteil.«
Im Feuerschein verdunkelten sich ihre Augen
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