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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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erst bemerkte, als er ihren Arm berührte. »Komm auf die Erde zurück, Bri«, bat er amüsiert.
    »Was? Oh, Polonus!« Lachend umarmte sie ihren jüngsten Bruder, einen schlanken Mann mit sanften braunen Augen und seelenvollem Blick.
    Obwohl sie zwei Jahre jünger war, hatte sie sich stets wie die Ältere gefühlt, zumindest verantwortungsbewusster, denn seine guten Absichten schienen ihn stets in die Irre zu führen. Während ihres Aufenthalts in England hatte ihr die ganze Familie gefehlt. Aber Polonus nahm einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen ein.
    »Mutter hat mir erzählt, du seist im Hafen gewesen und dann verschwunden«, fügte sie hinzu. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Und dir?« Bevor sie antworten konnte, fuhr er fort: »So sehr haben wir dich vermisst, Bri. Ohne dich war’s nicht dasselbe.«
    »Auch für mich war die Trennung von euch sehr schmerzlich. Das hätte ich nie für möglich gehalten.«
    »Warum bist du dann weggefahren? Hat sich die Reise gelohnt?«
    »Ja«, erwiderte sie leise, »ich fand, was ich suchte.«
    Da erhellte sich seine Miene. »Tatsächlich? Das freut mich. Ich dachte mir gleich, du würdest erfolgreichere Nachforschungen anstellen als die Behörden. Vorausgesetzt, sie haben es überhaupt versucht.«
    Verärgert, weil er dieses alte, leidige Thema wieder einmal anschnitt, entgegnete sie: »Hör mal, Polonus, es gibt wirklich keinen Grund zu glauben, man hätte zu wenig unternommen, um meine englische Familie aufzuspüren. Wie ich inzwischen herausfand, wurden diese Bemühungen durch gewisse Umstände vereitelt.«
    »Falls das stimmt – schön und gut. Aber ich fürchte, du bist zu vertrauensselig. Hier hat sich die Lage nicht gebessert –unsere Freunde sitzen immer noch im Gefängnis.«
    Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass die Leute in ihrer Nähe zu beschäftigt waren, um das Gespräch zu belauschen. »Das weiß ich. Bald wird die Gerichtsverhandlung beginnen, und mir wurde versichert, dabei würde es mit rechten Dingen zugehen.«
    Erbost trat ihr Bruder einen Schritt zurück und starrte sie an. »Wer dir das versichert hat, kann ich mir denken. In England bist du der Atreiden-Familie noch näher gekommen, nicht wahr? Davor habe ich dich gewarnt.«
    Diese Warnung hatte sie überrascht und bekümmert. Wie sie sich jetzt entsann, schien Polonus seit etwa einem Jahr zu glauben, er wüsste alles am besten. Früher hatte er ihre Meinung geschätzt. Doch in letzter Zeit widersprach er ihr immer wieder. Sie hatte gehofft, inzwischen wäre das anders geworden. Offensichtlich nicht... »Die Atreiden sind nicht unsere Feinde, Polonus. Weit gefehlt. Sie sind gute, ehrenwerte Menschen, die nur das Beste für Akora wollen. Genau wie wir.«
    »Wenn das so ist – warum wurden dann alle weiteren Helios-Aktivitäten verboten?«
    »Verboten? Wovon redest du? Vor meiner Abreise wurde nichts dergleichen untersagt. Im Gegenteil, fast alle, die man nach dem Mordanschlag auf Atreus verhaftet hatte, wurden freigelassen.«
    Achselzuckend tat er ihren Einwand ab. »Nun, vielleicht hat man unseren Aktionen keinen offiziellen Riegel vorgeschoben. Aber was meinst du, wie viele Leute einer Organisation angehören wollen, die der Mitschuld am Attentat auf den Vanax verdächtigt wird? Soeben war ich bei einer Versammlung. Nicht einmal ein Dutzend unserer Mitglieder nahm daran teil. Ein Jahr zuvor wären es mindestens hundert gewesen. Und jetzt...« Abrupt verstummte er und runzelte die Stirn. »Atreus?« Seine Miene nahm einen harten Zug an. »Bisher hast du ihn immer nur Vanax genannt.«
    So innig sie Polonus auch liebte – manchmal gewann sie den Eindruck, sie würde ihn gar nicht kennen. Wo war der Junge geblieben, der ihr so oft sein Herz ausgeschüttet und gestanden hatte, er würde allein schon den Gedanken an eine Ausbildung zum Krieger hassen und fürchten und sich nach einer friedlicheren Lebensart sehnen? Wo war der Mann, der die verabscheute Ausbildung absolviert hatte, immer noch überzeugt, sie wäre falsch, und eifrig bestrebt, seinen eigenen Weg zu gehen? Wann war er in seinen Ansichten so radikal geworden? Warum verurteilte er alle Mitmenschen, die einen anderen Standpunkt vertraten?
    »Ja, ich nenne ihn Atreus«, betonte sie. »Er ist ein menschliches Wesen wie wir alle. Würden die Helios-Anhänger ihn besser kennen...«
    »So wie du ihn kennen gelernt hast?«
    Ihre Augen verengten sich. Aber ihre Stimme blieb sanft. »Allerdings, nun kenne ich ihn besser. Er ist weder

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