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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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sich wie ein unbefugter Eindringling – in einer Privatsphäre, die sie nicht betreten durfte.
    Ein Instinkt befahl ihr, sich leise zurückzuziehen. Vielleicht hätte sie diesem Impuls gehorcht. Doch da drehte sich Atreus plötzlich um. Eine Zeit lang beobachtete er sie schweigend. »Ist das Fest vorbei?«, fragte er schließlich. Über seine nackte Brust zog sich ein Lehmstreifen.
    »Ja, schon seit einer ganzen Weile«, erwiderte sie und wies mit dem Kinn auf die Statue einer Tänzerin, die sich in die Luft zu erheben schien. »Sehr schön.«
    »Gefällt sie dir? Immer wieder versuche ich, kraftvolle Bewegungen und konzentrierte Energie möglichst graziös darzustellen.«
    »Was dir offensichtlich gelingt.«
    Lachend ergriff er ein Tuch, mit dem er seine Brust und die Hände abwischte. »Besten Dank. Heute lasse ich den Quarz aus Holyhood hierher bringen. Bevor ich spüre, was er in sich birgt, muss ich ihn gründlich studieren. Ich möchte ein Werk meißeln, das dem edlen Material angemessen ist.«
    »Nun, das wird dir sicher nicht schwer fallen.« Brianna schlenderte zur Lehmgestalt der Tänzerin. »Hast du sie nicht in einem Steinblock gesehen?«
    »Nein, sie soll aus Bronze bestehen«, erklärte er und trat an ihre Seite. »Die Lehmfigur ist nur der erste Schritt. Wenn sie in Wachs gepresst wird, entsteht eine hohle Form, in die ich geschmolzene Bronze gieße. Um eine solche Statue zu erschaffen, gibt es noch andere Methoden. Aber ich ziehe diese hier vor, weil sie zu einem einzigartigen Ergebnis führt. Kopien sind unmöglich.«
    »Was erfordert größere Geduld? Bronze oder Stein?«
    »Für beides braucht man eine gewisse Ausdauer, so wie für alles, was kostbar ist.« Er legte das Tuch über die Statue und schaute Brianna vielsagend an.
    »Hast du Geduld mit mir?« Woher nahm sie die Kühnheit, so zu reden? Das lag sicher am Wein...
    »Zumindest bemühe ich mich darum. Hast du dich auf unserem Fest amüsiert?«
    »Oh ja, danke.« Verdammt, sie war eine wohlerzogene junge Frau – nun müsste sie eine ganz bestimmte Frage stellen. Ach ja... »Hast du dich auch amüsiert?« Immerhin war die Feier ihm zu Ehren veranstaltet worden.
    »Gewiss«, erwiderte er ernsthaft, schien aber sonderbarerweise ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Du solltest öfter lächeln. Weil du ein wundervolles Lächeln hast... Leider ringst du dich zu selten dazu durch.«
    »Wie nachlässig von mir!«
    »Ah, jetzt lächelst du. So gefällst du mir viel besser.«
    »Möchtest du dich setzen?« Atreus umfasste ihren Ellbogen.
    »Wahrscheinlich wäre das eine gute Idee. Ich bin so müde.«
    »Nach diesem aufregenden Tag ist das verständlich. Die Heimkehr, der ganze Tumult... Wie geht es deiner Familie?«
    »Mutter und Vater sind so freundlich und liebevoll wie eh und je. Darüber bin ich sehr froh. Und Polonus – ist Polonus.« Irgendetwas an dem Gespräch mit ihrem Bruder hatte sie gestört. Da gab es einen Grund, warum sie Atreus nichts über ihn erzählen durfte... Doch darüber wollte sie sich vorerst keine Sorgen machen.
    Ehe sie wusste, wie ihr geschah, sank sie auf ein schmales Bett, eigentlich nur ein Sofa.
    »Schläfst du manchmal hier?«, erkundigte sie sich.
    Ganz nah saß er neben ihr, und sie spürte seinen warmen Körper, seine Stärke, so verlockend...
    »Wären wir verheiratet, hätte ich etwas dagegen, dass du hier schläfst, Atreus.«
    »Gut, dann haben wir das geklärt.«
    »Sei doch ernst!«
    »Das könnte ich sein.« Einen Arm um ihre Schultern geschlungen, legte er einen Finger unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. »Nun sollte ich mich edel und ehrbar verhalten. Vermutlich hast du etwas mehr Wein getrunken, als du gewöhnt bist. Das müsste ich berücksichtigen und dich in dein Zimmer geleiten.«
    Brianna starrte seinen Mund an und erinnerte sich an seine Küsse. »Nein, der Wein hat nichts zu bedeuten.«
    »Bist du sicher?«
    »Vielleicht macht er mir Mut.«
    Mit sanften Fingern streichelte er ihre Wangen, ihre vollen Lippen – so aufreizend und erregend. »Dass es dir jemals an Mut mangelt, bezweifle ich.«
    »Du wärst überrascht...«
    »Das bin ich – weil ich dich so heiß begehre, weil du alle meine Gedanken und Träume erfüllst. Eine Zukunft ohne dich kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.«
    Brianna nahm die Spitze seines Zeigefingers zwischen die Zähne. Behutsam biss sie hinein. »Wie du eingestehen musst, gibt es Komplikationen.«
    Über sein Gesicht glitt ein Schatten – ein Gesicht,

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