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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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Gegenleistung für eine Verpflichtung.«
    »Verpflichtung? Du schuldest mir gar nichts …« Er legte die Rolle in meine Hände, und als ich dabei eine der gezackten Kanten ertastete, geriet mein Herz ins Flattern. Ich rollte das Schriftstück auf, und meine Augen bestätigten, was meine Hände mir bereits gesagt hatten. Es war mein Indenturvertrag. Und zwar sowohl Corletts Kopie als auch die meines Großvaters.
    »Ich … ich verstehe nicht. Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass du frei bist. Wir haben dich freigekauft. Die einzige Bedingung des Masters dafür war, dass du während der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung noch hierbleibst. Danach steht es dir frei, zu gehen oder zu bleiben, ganz gleich, auf welche Bedingungen du dich mit ihm einigst.«
    Ich spürte, wie die alte Wut in mir aufstieg. »Hat Großvater euch dazu gezwungen? Hat er euch – fälschlicherweise – des Bruchs eines Versprechens bezichtigt? Es gab doch keinen Grund …«
    »Nein, überhaupt nicht. Beruhige dich, ich bitte dich. Es war meine eigene Idee, und mein Vater hat sie sofort gutgeheißen. Bei deinem Großvater hat es allerdings reichlich Überzeugungsarbeit bedurft.«
    Ich unterdrückte ein verächtliches Schnauben, doch Merry sah meinem Gesicht an, was ich dachte. »Nein, ich spreche die Wahrheit. Ich war dort, in dem Zimmer. Dein Großvater war zunächst ganz und gar nicht damit einverstanden, dass wir eine solch große Ausgabe tätigen. Aber wir haben unseren Standpunkt vorgebracht, und er war unter der Bedingung einverstanden, dass er uns das Geld zurückzahlt, sobald eine gewisse Unternehmung von ihm Früchte trägt. Du weißt ja, dass wir Geschäftspartner sind. Seine Beteiligung an der Mühle hat es uns ermöglicht, einige neue, ausgeklügelte Werkzeuge zu bestellen, die in England für uns angefertigt werden.« Er redete weiter und erging sich in allerlei Einzelheiten über Getriebe, Abflussrinnen und andere Dinge, die ich mir weder vorstellen noch für die ich in diesem Moment besonderes Interesse aufbringen konnte. Ich schaute wie gebannt auf das Dokument in meiner Hand. Auf einmal war ich ein freier Mensch. Ich konnte kommen und gehen, wie ich wollte, konnte mich für Samuel Corlett entscheiden oder auch nicht − und war in diesem Moment so frei, überhaupt keine Entscheidung treffen zu müssen. Plötzlich fühlte ich mich so leicht, dass ich dachte, gleich abheben und davonschweben zu können wie der Samen einer Pusteblume.
    Als ich Master Corletts Haus betrat, war ich immer noch guten Mutes, doch die brütende Stille – eine unnatürliche Abwesenheit von Geräuschen in einer Umgebung, die mich durch ihre Lautstärke oft an den Rand der Verzweiflung brachte – holte mich rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Offensichtlich war keiner der Schüler zugegen. Meine Schritte hallten im Flur wider. Als Master Corlett mich hereinkommen hörte, trat er aus dem leeren Klassenzimmer. Sein Gesicht war grau. »Ich habe deinen Bruder gebeten, mit den Schülern auszugehen. Bethia, die Angelegenheit mit dem Mädchen hat sich zum Schlechten gewendet. Ich hatte eine Unterredung mit Goody Marsden. Sie ist nicht deiner Meinung, was die … nun, was den Zeitpunkt …«
    Ich ließ ihm nicht die Zeit, nach einem schicklichen Wort zu suchen, denn ich wusste sehr wohl, was er meinte. »Was sagt sie?«
    »Sie sagt drei Monate. Sie sagt, ein Abgang sei zu diesem Zeitpunkt nichts Ungewöhnliches.«
    »Das ist richtig.« Ich versuchte, ruhig zu bleiben, doch meine Stimme bebte. »Wenigstens in diesem Punkt hat sie recht. Doch Master, in anderer Hinsicht irrt sie sich gewaltig. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie das behauptet. Eine Leibesfrucht von drei Monaten ist kaum von den übrigen Gerinnseln zu unterscheiden, die zusammen mit ihr aus dem Mutterleib ausgeschieden werden … Master, dieses Geschöpf war keine drei Monate alt. Ich hielt es in der Hand. Ich habe es verbrannt, so wie sie mich gebeten hatte, doch es war schwierig, etwas, das so menschlich aussah …« Meine Stimme brach. Ich holte tief Luft. »Master. Es war ein voll entwickeltes kleines Kind. Es war ein Junge.«
    Er ließ sich auf die Stiefelbank sinken, die im Flur stand. Als er das Gesicht hinter den zitternden Händen verbarg, sah er alt und wie erloschen aus.
    »Ich werde selbst mit der Hebamme sprechen«, sagte ich. »Ich möchte wissen, warum sie diese unrichtigen Behauptungen aufstellt.«
    Ich drehte mich um und ging zurück auf die Straße. Ich war

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