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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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genommen. Lass mich in Frieden um meinen Neffen trauern.«
    »Bitte.« Meine Stimme war ganz dünn und brüchig. »Bitte zeig mir, wie ich ihm helfen kann.«
    Er richtete sich zu seiner ganzen stattlichen Größe auf und schaute lange auf mich herab. Obwohl mir unter seinem forschenden Blick heiß und kalt wurde, zwang ich mich dazu, nicht wegzuschauen. Es kam mir vor, als sei mein Verstand entblößt, und er schien ihn mit seinem finsteren Blick auszuleuchten wie mit einer Lampe. Dann endlich gab er einen tiefen Seufzer von sich.
    »Du willst ihm wirklich helfen.« Ich nickte. »Dann folge mir. Ich zeige dir, wie.« Er hob die Matte an und bedeutete mir, ihm zu folgen. Noah rief mir eine Warnung zu, doch ich drehte mich noch einmal zu ihm um und schüttelte nur den Kopf. »Wart auf mich«, sagte ich. Dann folgte ich dem Medizinmann in die dunkle Hütte.
    Über das, was im wetu vor sich ging, kann ich nichts schreiben, weil ich einen feierlichen Eid ablegen musste, den ich niemals gebrochen habe. Manche würden sagen, es sei ein Pakt mit dem Teufel gewesen, an den ich folglich nicht gebunden sei. Doch nach jenem Tag war ich mir nicht mehr sicher, ob Tequamuck wirklich mit dem Satan im Bunde stand. Sicher, Vater und jeder andere Pfarrer hatten mich mein Lebtag lang davor gewarnt, dass Satan listenreich und überaus geübt darin sei, sein wahres Vorhaben zu verbergen. Doch damals, an jenem Tag, war ich zu dem Schluss gekommen, dass wir die verschlungenen Wege Gottes niemals erkennen werden. Vielleicht war es ja so, wie auch Caleb glaubte, dass Satan noch immer Gottes Engel ist und auf eine Weise sein Werk vollbringt, die uns verborgen bleibt. Blasphemie? Ketzerei? Vielleicht. Und vielleicht werde ich dafür verdammt. Schon bald werde ich es wissen.
    Nur so viel über das, was dort vorging, will ich hier preisgeben. Dort beim schummrigen Licht in seinem wetu sprach Tequamuck zu mir über das, was er vorhergesehen hatte – wie man sein Volk ausrotten, wie es aus Jägern zu Gejagten würde. Er hatte die Toten gesehen, die wie Holzscheite aufgestapelt waren, und lange Reihen von Menschen, die, alle zu Fuß, von ihren vertrauten Plätzen vertrieben wurden. All die Jahre später ist so vieles von dem, was er gesagt hat, Wirklichkeit geworden, und woher auch immer er seine seherischen Fähigkeiten hatte, weiß ich nun, dass er ein wahrer Prophet war.
    Er sagte mir auch, er habe akzeptiert, dass die Macht unseres Gottes größer sei als jede Macht, die er selbst je besessen hatte. Ich fragte ihn, warum er sich dann nicht seinen Leuten angeschlossen und den christlichen Glauben angenommen hatte.
    »Wie soll ich euren Gott annehmen, ganz gleich, wie viel Macht er hat, wenn ich doch weiß, was uns nach seinem Willen widerfahren wird? Wer würde einem solch grausamen Gott folgen? Und wie soll ich die Geister verleugnen, mit deren Hilfe ich das Meer aufwühlte und Fels gespalten habe, die mir all die Jahre die Gabe geschenkt haben, die Kranken zu heilen und das Blut meiner Feinde zu entflammen? Den helllichten Tag zu verdunkeln und die Nacht lichterloh brennen zu lassen? All das haben mir meine Geister ermöglicht. Dein Gott mag stärker sein als sie; das habe ich begriffen. Ebenso wie ich begriffen habe, dass er siegen wird. Doch noch nicht gleich. Nicht für mich. Solange ich lebe, werde ich diejenigen, die zu mir gehören, nicht verlassen, und die Rituale vollziehen, die ihnen gebühren.«
    Als ich den wetu verließ, ging gerade die Sonne unter. Der Himmel war herrlich – tiefviolett und purpurrot mit lauter goldenen Lichtstreifen, vor denen sich die Wolken bauschten wie dicke Kissen. Der fremdartige Rauch von Tequamucks Feuer umhüllte mich wie ein Schleier und übte seine Wirkung auf meine Sinne aus, sodass ich die Dinge um mich herum mit gespenstischer Klarheit sah, jeden Strich und jede Farbe deutlich voneinander getrennt.
    »Bethia, du bist ja weiß wie Pergament.« Noahs Augen wanderten ängstlich über mein Gesicht. Wieder reichte er mir seinen Arm. »Hat er dir etwas angetan? Wenn, dann werde ich sogleich …«
    »Noah«, unterbrach ich ihn. »Er hat mir nur die Hilfe gewährt, um die ich ihn gebeten habe.« Das war nicht ganz richtig, obwohl mir das damals noch nicht vollkommen klar war. Erst später, als ich vor Caleb stand und ihm in die Augen blickte, begriff ich, welche Art von Hilfe mir Tequamuck hatte zuteilwerden lassen, und dass sie sowohl weniger als auch mehr als das war, worum ich ihn gebeten hatte.
    »Lass

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