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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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mager und abgezehrt als auch aufgedunsen und massig. Er stieß einen Freudenschrei aus, riss sie an seine Brust und wirbelte sie durch die Luft, und Connie erinnerte sich daran, dass er nüchtern einem Bernhardinerwelpen glich, nichts als grenzenlose Liebe und Begeisterung. Er war jetzt seit fast zwei Jahren trocken – das behauptete er jedenfalls.
    »Siehst du, ich habe nicht geblufft!«, sagte er. »Ich bin hier!«
    »Hey, Bruder«, sagte Connie. Er setzte sie ab, und sie küssten sich auf die Wange. Er schmeckte sauber, er roch sauber – und nicht zu pfefferminzig wie in Zeiten, wenn er trank.
    »Das Wetter ist irre!«, sagte er. Er hievte sich den Leinwandseesack, himmelblau und mit seinem Monogramm versehen, den er praktisch schon sein Leben lang besaß, über die Schulter; Toby hatte damit die ganze Welt bereist. »In Maryland ist es brutal heiß. Wir haben den Sommer über keine einzige Brise gehabt. Also habe ich das als Zeichen genommen. Dieser Typ, Roy Weedon, ist seit Jahren scharf auf mein Boot, und als das Angebot von der Marineakademie kam, dachte ich: Jetzt ist es an der Zeit, sie zu verkaufen.«
    »Ich fasse es nicht, dass sie weg ist«, sagte Connie. Toby hatte nahezu zehn Jahre auf die Bird’s Nest gespart, und sie war das auserlesenste Segelboot, das sie je gesehen hatte. Eine Klassikerin. Die Jackie O., die Audrey Hepburn der Segelboote. Toby hatte die größte Bootsvermietung im Staat Maryland geleitet, was ihm die Freiheit und das Geld eingebracht hatte, den Winter über die Karibikinseln abzuklappern. »Ich fasse es nicht, dass du sie verkauft hast. Du weißt doch, dass du sie nie zurückbekommen wirst, oder? Du weißt, dass du nie wieder so ein Boot findest?«
    »Das weiß ich«, bestätigte Toby. »Aber ich will nicht mehr der Gnade des Windes und der ökonomischen Verhältnisse ausgeliefert sein, Con. Und das Angebot der Marineakademie war zu verlockend, um es abzulehnen. Bald habe ich die obersten Profisegler des Landes in meiner Obhut.«
    Genau. Tags zuvor hatte er Connie am Telefon gestanden, dass das Chartergeschäft ihm zupassgekommen war, weil es ihm ermöglicht hatte, andere Dinge zu tun – also zu trinken und den Ehefrauen anderer Männer nachzujagen. Jetzt aber brauchte er etwas Stabileres, Seriöseres, etwas mit Krankenversicherung und Rentenansprüchen. Er musste an seinen Sohn denken. Er musste endlich erwachsen werden.
    »Sollen wir einen letzten Blick auf sie werfen?«, fragte Toby.
    »Ist das nicht zu traurig für dich?«, gab Connie zurück.
    »Ich habe meinen Frieden damit gemacht. Komm, da drüben ist sie.«
    Connie war dankbar für alles, was ihre Ankunft zu Hause hinauszögerte. Sie folgte Toby den Steg entlang. Und da war sie – die Bird’s Nest – zehn Meter poliertes Holz, Tauwerk, Segeltuch und Nickel. Ein Typ war gerade dabei, die Segel festzumachen. Er sah zu jung aus, um der neue Besitzer zu sein.
    »Ist das der Mann aus Nantucket?«, erkundigte sich Connie.
    Toby lachte. »Du bist lustig, Con.«
    Sie schlenderten zurück zum Wagen. Sollte er sie ruhig noch ein, zwei Sekunden lang für lustig halten. »Also, wie geht’s dir?«, fragte Connie. Die Fahrt nach Tom Nevers würde nur zwölf, dreizehn Minuten dauern; sie musste sich beeilen. »Bist du trocken?«
    »Klar«, sagte Toby.
    »Klar? Was für eine Antwort ist das denn?«
    »Meine Güte, Con. Musst du gleich auf mir rumhacken? Können wir es nicht langsam angehen lassen?«
    »Nein«, sagte Connie. »Das können wir nicht.« Sie würde sich nicht von seinem jungenhaften Charme einwickeln lassen, der bei allen anderen Wunder zu wirken schien. Sogar Wolf, der Toby oft sturzbetrunken und in erbärmlichem Zustand erlebt hatte, hatte seinen Schwager absolut vergöttert. Die beiden konnten sich stundenlang Segelgeschichten erzählen, und wenn Toby auf Nantucket war, lieferten sie sich immer ein Bootsrennen. Das war der Höhepunkt von Wolfs Sommer – Toby den Hafen hin und her zu scheuchen und sich hinterher mit einem kalten Bier ins Rope Walk zu setzen, um ihr Lavieren Stück für Stück auseinanderzunehmen.
    »Okay«, sagte Toby jetzt. »Ich bin seit zweiundzwanzig Monaten trocken. Aber selbstverständlich ist es für mich noch nicht. Ich bin einmal rückfällig geworden, ziemlich am Anfang.« Er blinzelte zum Seitenfenster hinaus. »Eine üble Kombination aus Marlowe Jones und dem Treaty of Paris.«
    »Aha«, sagte Connie. Das Treaty of Paris war Tobys ehemalige Stammkneipe, Marlowe Jones die einsame Ehefrau

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