Inselglück
des Bezirksstaatsanwalts von Annapolis. Üble Kombination, in der Tat.
»Aber das ist fast zwei Jahre her. Ich habe mich mit meiner Beziehung zum Alkohol arrangiert. Du hast Glück, dass du die Krankheit nicht geerbt hast wie ich.«
Connie überkam eine komplexe Mischung aus Gefühlen. Sie schämte sich bei der Erinnerung daran, wie betrunken sie auf der Bootsfahrt mit Dan gewesen war. Aber das hatte ihr auch gezeigt, dass sie keineswegs immun war; sie musste aufpassen. Unsinnigerweise trauerte sie auch ein bisschen um den alten Toby, ihren zu jedem Spaß aufgelegten Saufkumpan. Vor zwei Jahren, als er zu Wolfs Trauerfeier gekommen war, hatte er jede Bar in der Stadt abgeklappert und war völlig bezecht, aber fröhlich mit einem Taxi bei Connie zu Hause gelandet. Danach hatten sie bis zum Sonnenaufgang zusammen auf der Terrasse gesessen und Wein getrunken, und Jake und Iris hatten sie dort als exakte Kopien ihrer Eltern wie ohnmächtig vorgefunden.
Toby ist nicht gut für dich, hatte Iris, die Psychologin, gesagt. Ihr seid nicht gut füreinander.
»Gehst du mit jemandem aus?«, fragte Connie ihren Bruder. »Außer Marlowe Jones?«
»Ich gehe nicht mit Marlowe aus.«
»Ist sie immer noch mit Bart verheiratet?«
»Immer noch mit Bart verheiratet. Eine der schlechtesten Ehen, die ich kenne, aber einfach nicht totzukriegen.«
»Wie die von Mom und Dad«, murmelte Connie.
»Genau.«
»Und eine andere gibt es nicht?«
»Nein«, sagte Toby. »Keine spezielle.«
Es wäre vielleicht besser, wenn es eine gäbe, dachte Connie. Doch es war unmöglich, den Überblick über Tobys Liebesleben zu behalten. Es waren immer Frauen im Spiel, aber selten eine, mit der es länger als ein paar Wochen dauerte. Toby war zweimal verheiratet gewesen. Shelden, seine erste Frau, hatte er als Crewmitglied der Cascade kennen gelernt, dem Boot, auf dem er vor der Excelsior Skipper gewesen war. Shelden hatte Geld geerbt, von dem sie einen Großteil ausgab, um Toby seinen Lebensstil zu ermöglichen – die Saufgelage und Partys in Orten wie Portofino und Ios und Monaco. Es war nicht schwer zu verstehen, warum Shelden ihn irgendwann verlassen hatte – Toby war damals besonders unkontrolliert und verantwortungslos gewesen, und sie musste sein schlechtes Benehmen auch noch finanzieren. Er suchte immer die beliebteste Bar am Hafen auf, spendierte allen Anwesenden eine Runde und kehrte dann mit fünfzehn Leuten auf die Excelsior zurück, um bis morgens um drei zu feiern.
Mehrere Jahre später traf Toby, als er in Norfolk, Virginia, arbeitete, Rosalie, eine alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern, für die er eine Art romantischer Held war, der angesegelt kam, um sie zu retten – obwohl sich diese »Rettung« so darstellte, dass er sie schwängerte, heiratete und dann so unglücklich machte und sich als solch armseliger Vater und Stiefvater erwies, dass Rosalie zurück zu ihrer Familie nach New Orleans flüchtete. Tobys Sohn Michael war inzwischen zehn. Rosalie hatte wieder geheiratet, einen Trainer bei den New Orleans Saints, den Toby mochte und bewunderte. »Der Typ ist so verantwortungsbewusst«, sagte er, »dass ich mir wünschte, er wäre mein Dad.« Wenn er in New Orleans war, ging die ganze zusammengewürfelte Familie – Rosalie und der Trainer hatten mittlerweile auch eigene Kinder – gemeinsam zum Jazz-Fest und unternahm Bootsfahrten auf dem Fluss.
»Wie geht’s Michael?«, fragte Connie.
»Dem geht’s prima«, sagte Toby. Er klappte sein Handy auf, um Connie ein Foto zu zeigen. Sie warf einen raschen Blick darauf: Michael mit Baseballkappe. »Er ist schon ein U-11-Star in der Kinderliga, und ab Herbst spielt er auch Football. Als Quarterback. Der Junge ist der geborene Sportler. Schnelle Hände.«
»Kommt nach seiner Tante.« Connie sah, wie Toby das Bild anstarrte. »Würdest du ihn gern öfter sehen?«
»Mh?« Toby klappte sein Telefon zu. »Ja, natürlich. Ich wollte, dass er für zwei Wochen nach Annapolis kommt, aber er hatte sein Ferienlager.«
»Er hätte doch trotzdem für ein paar Tage kommen können. Hast du Rosalie gefragt?«
»Klar habe ich Rosalie gefragt. Sie hat gesagt, dass er ins Ferienlager fährt.«
Connie schüttelte den Kopf und dachte: Kämpfst du denn nicht darum, deinen Sohn zu sehen?
»Michael geht’s gut«, sagte Toby. »Er ist zufrieden, und ich bin zufrieden, wenn er zufrieden ist. Wir skypen.«
»Skypen?«, fragte Connie.
»Es ist alles okay, Connie«, sagte Toby, und es klang
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