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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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glaubhaft.
    In ihrer Jugend war Toby immer der Bessere von ihnen beiden gewesen, jedenfalls in Connies Augen; womöglich hatte sie diese Ansicht von ihren Eltern übernommen. Toby war der goldhaarige Sohn, der begabte Sportler. Schon in ihren Sommern in Cape May war er ein vielversprechender Segler gewesen, hatte sich aber auch in Football, Baseball und Lacrosse hervorgetan. In Radnor war er Kapitän aller drei Teams. Connie gegenüber hatte er sich immer liebevoll und großzügig verhalten, vielleicht, weil er erkannte, dass sie es nicht so gut hatte wie er. Sie war intelligent, aber er war noch intelligenter und beliebter bei den Lehrern. Connie war schön, doch da sie ein Mädchen war, galt ihre Schönheit eher als Problem und wurde nicht so positiv bewertet wie bei Toby. Connies Schönheit erforderte, dass sie auf die Merion Mercy ging, eine katholische Schule nur für Mädchen, und nicht auf die viel freizügigere, unglaublich bunt gemischte, weniger strenge öffentliche Schule, die Toby besuchte. Connies Schönheit führte dazu, dass Jungen ums Haus strichen, die ihre Eltern nicht billigten.
    Als Toby in der Highschool anfing zu trinken – indem er an Bierpartys draußen auf den Feldern teilnahm oder aus dem Spirituosenschrank seiner Eltern Gin stahl, den er dann auf dem Weg zur South Street im Auto konsumierte – , galt das als Initiationsritus. Als Connie damit begann, bekam sie wochenlangen Stubenarrest und musste sich, ausgerechnet von ihrer Mutter, ständig Vorträge über die Schädigung ihres »Rufs« anhören.
    Im Großen und Ganzen hatte Connie sich als Jugendliche über Toby geärgert und ihn angebetet, ihn gehasst und sich mehr als alles andere gewünscht, er zu sein.
    Ich muss es ihm erzählen, dachte Connie. Jetzt. Aber dann fragte Toby: »Und wie geht es dir, Con? Ein bisschen besser?«
    Ein bisschen besser? Connie hatte etwas gegen diese Formulierung, da sie implizierte, dass es ihr ziemlich schlecht gegangen war. Und das traf ja auch zu. Connie hatte wegen Wolfs Tod und wegen Ashlyn Depressionen gehabt. Doch ihr missfiel die Unterstellung, dass ihr Leben eine Verbesserung benötigte – denn als Erwachsene war Connie vorher glücklich gewesen. Sie hatte eine Vorzeigeehe geführt, ein wunderbares Zuhause gehabt, einen berühmten Mann, ein hochintelligentes Kind.
    »Ja«, sagte Connie und fand es schön, dass dies eine ehrliche Antwort war.
    »Hast du jemanden?«, fragte Toby.
    »Irgendwie schon.« Connie hatte das Gefühl, dass, wenn sie zugab, sich regelmäßig mit jemandem zu treffen, die Blase platzen und Dan Flynn sich in Luft auflösen würde.
    Ihre Nacht mit Dan war durch den Vorfall mit Harold überschattet worden. Doch jetzt wurde ihr warm, wenn sie nur daran dachte – wie Dan beim Abendessen ihre Hand gehalten, sie im Bett zu neuem Leben erweckt hatte. Sie spürte, wie Toby sie beäugte.
    »›Irgendwie schon‹?«, wiederholte er. »Was heißt das denn?«
    Sie stiegen in Connies Wagen, und Toby warf seinen Seesack auf den Rücksitz. »Das heißt, ja, es gibt jemanden, aber ich weiß noch nicht, ob was daraus wird, okay?«
    »Okay, tut mir leid. Sei doch nicht so empfindlich!«
    »Oh Gott«, sagte Connie. Sie schaffte es, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, drehte ihn aber nicht. »Ich muss dir was erzählen.«
    Toby zog die Augenbrauen hoch. Da war dieser Blick, so vertraut, so gönnerhaft, als sei er sicher, sie wolle aus einer Mücke einen Elefanten machen, typisch Frau, melodramatisch wie ihre Mutter. Na, dann sehen wir doch mal, wie das bei ihm ankommt, dachte Connie.
    »Meredith wohnt bei mir.«
    Ja, sie hatte ihn erwischt. Seine Augen weiteten sich. Seine Gesichtszüge entgleisten. Aber sie erkannte, dass er ihr nicht ganz glaubte.
    »Du verarschst mich.«
    »Tue ich nicht.«
    »Meredith Martin?«
    »Meredith Delinn, ja.«
    Toby ruckte mit dem Kopf, als versuche er, seine Ohren von Wasser zu befreien. »Sie … « Er schaute aus dem Beifahrerfenster auf den in der Hitze schimmernden Asphalt des Parkplatzes. »Wow.«
    »Ja, tut mir leid«, sagte Connie. »Ich hatte Angst, du kommst nicht, wenn ich es dir erzähle.«
    »Wie lange wohnt sie schon bei dir?«
    »Den ganzen Sommer.«
    »Nicht im Ernst.«
    »Doch.«
    »Also … ich meine, ihr Mann ist im Knast, oder? Was macht Meredith jetzt?«
    »Sie überlegt, wie es weitergehen soll. Es wird wohl noch gegen sie ermittelt; sie spricht ständig mit ihrem Anwalt. Aber die Sache ist die … sie ist immer noch Meredith. «
    »Du

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