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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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willst sagen, sie wusste nicht, was ihr Mann am Laufen hatte?«
    »Das will ich sagen, genau.«
    »Ich habe den Typen nie kennen gelernt.«
    »Das war vermutlich Absicht.«
    »Aber mir war klar, dass er ein Eins-A-Wichser ist. Der typische gierige, großkotzige Wall-Street-Banker.«
    »Er ist alles andere als typisch«, sagte Connie. Und dann gab sie, weil es klang, als wolle sie Freddy Delinn verteidigen, dem Gespräch eine andere Richtung. »Also, ist es dir recht, Meredith zu sehen?«
    »Ist es mir recht, Meredith zu sehen? Klar, natürlich.« Tobys Gesicht verfärbte sich. Er war nervös.
    »Das letzte Mal getroffen hast du sie … ?«
    »Bei Moms Beerdigung«, sagte Toby. »Und das hat ein böses Ende genommen. Bist du sicher, dass es ihr recht ist, mich zu sehen?«
    Connie legte ihre Stirn aufs Lenkrad. Sie ließ den Motor an, weil sie die Klimaanlage brauchte. »Sie weiß nicht, dass du kommst.«
    Toby starrte sie an. »Du verarschst mich.«
    »Tue ich nicht.« Coonnie setzte zurück aus ihrer Parklücke und dachte: Das ist ein echter Drahtseilakt.
    »Sie wird durchdrehen«, sagte Toby. »Ich hoffe, du bist darauf gefasst.«
    »Bilde dir bloß nichts ein.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Nach dem, was wir diesen Sommer schon durchgemacht haben, wird sich der Schock in Grenzen halten«, sagte Connie. Gott, wie sie darum betete, sie möge recht haben. Sie bog auf die Straße ein. »Tut mir leid, wenn das dein Ego verletzt.«
    Connie verbrachte die Minuten auf der Milestone Road damit, Toby von den Höhepunkten des Sommers zu berichten. Schmiererei am Haus, zerstochene Reifen, Harold, ihr geliebter Seehund, tot.
    »Du hättest mich anrufen sollen, Con«, sagte Toby. »Dann wäre ich früher gekommen.«
    »Es ging auch so.«
    »Klingt für mich, als wäre es gelogen.«
    »Nur zum Teil«, sagte Connie und bog in die Einfahrt ein. »Da sind wir.« Toby schaute auf die Vorderfront des Hauses. Auf den Schindeln war noch ganz schwach das Wort VERBRECHER zu erkennen, aber einige Wochen Sonne und Staub hatten ihre Wirkung getan. Und Dan hatte mit seinem Hochdruckreiniger alle Reste von Harolds Blut und sonstigen Körperflüssigkeiten von der Veranda gespült. Die äußerlichen Spuren des Terrors waren beseitigt.
    Toby rückte seine Sonnenbrille zurecht, strich sich über die Haare und griff nach seinem alten blauen Seesack auf dem Rücksitz. Wie fühlte er sich? Hatte er Schmetterlinge im Bauch? Connie dachte, er würde seine Nervosität vielleicht mit Smalltalk kaschieren – Das Haus sieht doch prima aus – , aber er schwieg.
    Als sie eintraten, saß Meredith am Kopfende des Tisches. Sie erblickte sie und stand auf. Sie trug weiße Shorts und ein schwarzes Trägerhemd und war barfuß. Ihr Haar hatte sie zum Pferdeschwanz gebunden. Sie war ungeschminkt, aber gebräunt. Von den grauen Haaren abgesehen, wirkte sie wie sechzehn – winzig und kompakt, eine blauäugige Elfe.
    Als sie Toby erkannte, wurden ihre Augen schmal. Sie langte nach ihrer Brille, und Connie hätte am liebsten gesagt: Tut mir leid, er ist real. Meredith schaute auf Connie und dann wieder auf Toby. Connie kannte Meredith, seit sie vier war, aber sie hatte keine Ahnung, was die Frau in diesem Moment empfand.
    »Guck mal, wen ich an der Anlegestelle entdeckt habe«, sagte sie.
    Toby ließ seinen Seesack fallen und ging ein paar Schritte auf Meredith zu.
    Meredith funkelte Connie an. »Sehe ich aus wie jemand, der noch mehr Überraschungen braucht?«
    Toby blieb stehen.
    Connie öffnete den Mund.
    Meredith hob ihr Gesicht zur Decke und gab ein Kreischen von sich. »Waaahhh!« Dann sah sie Toby an. »Hallo«, sagte sie.
    Er lächelte nervös. »Hallo, Meredith.«
    Sie trat einen winzigen Schritt vor, er breitete die Arme aus, und sie drückten sich. Es war nur eine kurze Umarmung, aber Connie erschien sie echt. Jemanden seit fast fünfzig Jahren zu kennen, fiel eben doch ins Gewicht. Connie hatte sich ihrer beider Anwesenheit gewünscht und es mit ihrer wirrköpfigen Nachlässigkeit irgendwie geschafft, sie in einem Raum zusammenzubringen.
    Sie war stolz auf sich.

Meredith
    Meredith fühlte sich genauso, wie sie sich auf Connies Hochzeit gefühlt hatte. Und auf Veronicas Beerdigung. Sie ertrug es nicht, in Tobys Nähe zu sein; sie wollte nur noch in seiner Nähe sein. Sie war in einer Zwickmühle.
    »Wie lange bleibst du?«, fragte sie ihn.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Wie lange bleibst du?«
    »Ich weiß nicht.« Meredith war wütend genug auf Connie,

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