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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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getan, was jede liebende Ehefrau tun würde: ihn verteidigt. Wenn er in guten Jahren neunundzwanzig Prozent Rendite erzielte, erinnerte Meredith die Leute daran, dass er in Princeton Star der Wirtschaftswissenschaften gewesen war. In Krisenzeiten erzielte er acht Prozent, und seine Investoren waren noch glücklicher. Meredith sagte: »Freddy kann zaubern. Er kennt die Börse wie kein anderer.«
    Doch diejenigen, die nicht bei Delinn Enterprises mitspielen durften, wurden neidisch, dann misstrauisch. Er lügt. Er betrügt. Er bricht das Gesetz, es kann nicht anders sein, solche Renditen sind auf diesem Markt sonst unmöglich. Obwohl es schwierig war, lernte Meredith, diese Menschen zu boykottieren. Sie bekamen keine Einladungen mehr für die Galas, die sie veranstaltete; sie wurden von den Gästelisten bestimmter Clubs gestrichen. Dieses Vorgehen erschien ihr heute abscheulich – oh Connie, verzeih mir! – , doch damals hatte sie nur ihren Mann geschützt.
    War Freddy ein Scheißkerl? Oh Gott – ja! Inzwischen wusste Meredith das, doch sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, wie sie dreißig Jahre lang mit ihm hatte leben können, ohne ihn zu kennen. Er war stets übertrieben großzügig gewesen und tat anderen Gutes. Er rief den Leiter der Zulassungsstelle in Princeton an, damit der Sohn seiner Sekretärin früher aufgenommen wurde; er überließ einer Schwangeren seinen Platz in der ersten Klasse und setzte sich zu den Touristen, und das auf einem Transatlantikflug. Er schickte Merediths Mutter jedes Jahr Orchideen zum Geburtstag, ohne dass sie ihn daran erinnern musste. War er ein Scheißkerl? Ja, aber das hatte er gut versteckt. Und das war Teil des Reizes von Freddy Delinn – dass er mysteriös und rätselhaft wirkte. Was verbarg Freddy in den Tiefen seiner Seele, hinter der Fassade aus Güte und Großherzigkeit?
    Jetzt wusste Meredith es natürlich. Jeder wusste es.
    Der Besuch im Gefängnis war schiefgegangen. Freddy hatte kein einziges Wort gesagt. Schließlich war er aufgestanden, um dem Wärter seine Handgelenke hinzuhalten wie ein dressierter Affe – und der Wärter hatte seine Aufgabe verrichtet, ohne Meredith auch nur einen Blick zu gönnen.
    »Warte!«, protestierte Meredith. Sie sprang so abrupt auf, dass ihr Stuhl umkippte, und klatschte mit der Hand gegen die Trennscheibe. »Freddy, warte, wage es nicht zu gehen!« Sie spürte einen Druck an ihren Armen; die Aufseher packten sie, und sie versuchte verzweifelt, sich zu befreien. »Sie werden uns ins Gefängnis stecken, Fred!«, rief sie. »Deine Familie! Du musst was dagegen unternehmen! Du musst ihnen sagen, dass wir unschuldig sind!« Jetzt hatte der eine Wärter sie im Schwitzkasten. »Freddy!«, schrie sie. »Verdammt noch mal, Fred, sag es ihnen!«
    Der Aufseher führte Freddy ab, es nützte alles nichts, er würde nicht zurückkommen. Er würde sie untergehen lassen. Merediths Körper erschlaffte; sie schlug die Hand vor den Mund. Niemals, nie zuvor hatte sie in der Öffentlichkeit ihre Stimme erhoben. Er steht unter Drogen, dachte sie. Oder sie hatten ihm eine Lobotomie verpasst oder eine Elektroschocktherapie. Er hatte vor ihr gesessen, doch er war nicht er selbst gewesen. Er würde seine Frau und seinen Sohn nie willentlich an den Galgen bringen.
    Oder?
    Als Meredith durch die deprimierenden Korridore zurückgeführt wurde, musste sie sich eingestehen: Sie wusste es nicht.
    »Du hast also überhaupt nicht mit ihm gesprochen?«, fragte Connie. »Du hast keine Antworten bekommen?«
    »Keine Antworten«, sagte Meredith. »Meine Anwälte haben mir erzählt, dass Freddy ganz aufgehört hat zu reden. Sie halten es für eine Form von Posttraumatischer Belastungsstörung.«
    »Nun mach mal halblang«, sagte Connie. »Freddy?«
    Es kam ihr unwahrscheinlich vor. Freddy war zäh. Er stammte aus kleinsten Verhältnissen; sein Vater hatte die Familie verlassen, als Fred noch in den Windeln lag, dann hatte er seinen einzigen Bruder verloren, es aber trotzdem zu etwas gebracht. Er war der Typ, der sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zog, der Selbst-ist-der-Mann-Typ. Meredith erinnerte sich, dass er sehr streng mit den Jungen gewesen war; sie hatten sich seinen Respekt verdienen müssen. Es gab kein Pardon für schlechte Zensuren oder schlechtes Benehmen oder einen nicht gefangenen Ball. Es gab kein Pardon, wenn sie vergaßen, bitte oder danke zu sagen oder ihrer Mutter die Tür aufzuhalten. Ihr habt es so viel leichter, als ich es hatte. Wenn

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