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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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besaßen in Villanova ein imposantes Haus mit weißen Säulen und schwarzen Fensterläden sowie großen grünen Rasenflächen davor und dahinter. Im Innern gab es wunderschöne alte Stuckleisten, fünf Kamine, ein Dienstzimmer und einen Speisenaufzug zwischen Küche und Keller.
    Chick Martin war Golfspieler – die Familie gehörte dem Aronimink Country Club an – und interessierte sich für jeden in Philadelphia betriebenen Sport. Er hatte Dauertickets für die Eagles und bekam sehr oft Logenplätze, um die Phillies im Vet oder die Flyers oder Sixers im Spectrum zu sehen. Einmal nahm er Meredith in ein Autohaus mit, um Dr. J kennen zu lernen, wovon ihr zwei Dinge in Erinnerung blieben: Dr. J’s Hand war so groß, dass sie ihr den halben Unterarm hinaufreichte, und Chick Martin, den Meredith für den wichtigsten Mann der Stadt gehalten hatte, war sprachlos in Gegenwart von Julius Erving. Meredith wäre am liebsten für ihn eingetreten und hätte Dr. J erzählt, dass ihr Vater Steueranwalt und auf die komplizierte, mysteriöse Welt der Arbitrage spezialisiert sei und dass eigentlich Dr. J ihm mit Ehrfurcht begegnen müsse und nicht umgekehrt. Chick hatte einen Basketball mitgebracht, auf dem Dr. J ihm mit ausladender Handschrift ein Autogramm gab, ohne richtig hinzusehen, aber Merediths Vater war entzückt und stellte den Ball in seinem Büro auf einem Sockel zur Schau.
    Chick Martin umgab sich gern mit Männern. Sie kamen abends und am Wochenende – Anwaltskollegen und Manager und Geschäftsleute, die mit Chick Golf spielten – , um sich Tickets für die Eagles abzuholen oder am letzten Donnerstag jeden Monats Poker zu spielen. Poker war bei den Martins eine heilige Angelegenheit, die im Spielezimmer stattfand, und bei der Zigarren geraucht und von Minella’s Diner gelieferte Sandwiches gegessen wurden. Merediths Mutter verbrachte die Pokerabende hinter geschlossener Tür lesend in ihrem Zimmer, und Meredith hätte eigentlich oben ihre Hausaufgaben machen und dann gleich zu Bett gehen sollen, aber diese Regel übertrat sie immer. Sie ging hinunter ins Spielezimmer, wo ihr Vater sie auf den Schoß nahm und von den Dillgurken kosten ließ, die es zu seinem Auberginen-Parmesan-Sandwich gab, während er sein Blatt spielte. Als sie älter war, zog er ihr einen Stuhl heran und brachte ihr bei, wie sie die Karten lesen musste.
    Die anderen Männer akzeptierten Merediths Anwesenheit, aber sie merkte, dass sie nicht erwünscht war, deshalb blieb sie nie länger als drei Runden und fragte nie, ob sie mitspielen dürfe.
    Einmal, als sie gerade den Raum verließ und die Tür sich eben hinter ihr schloss, hörte sie, wie Mr Lewis, Nachlassanwalt bei Blank Rome, sagte: »Das ist aber mal eine hübsche Tochter, die du da hast, Chick.«
    Und Merediths Vater erwiderte: »Pass auf, was du sagst.«
    Und George Wayne, wichtiger Mann bei einer großen Bank und Nachkomme von General Anthony Wayne, fragte: »Wünschst du dir je, du hättest einen Sohn, Chickie?«
    Und Merediths Vater sagte: »Zum Teufel, nein. Meredith würde ich nicht gegen hundert Jungs eintauschen. Das Mädchen ist perfekt. Sie ist mein Herzensschatz.«
    Ihren Vater diese Worte aussprechen zu hören, bestätigte nur, was Meredith schon wusste: Sie war in Sicherheit. Die Liebe ihres Vaters war sowohl ein Kokon als auch ein vierblättriges Kleeblatt. Sie würde ein glückliches Leben führen.
    Meredith war auch deswegen in Sicherheit, weil sie seit Anbeginn aller Zeiten eine beste Freundin hatte, und diese Freundin war Constance O’Brien. Sie hatten sich in der Vorschule in Tarleton kennen gelernt, obwohl Meredith sich an ein tatsächliches Kennenlernen nicht erinnern konnte. Bis ihre Synapsen die Begleitumstände in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht hatten, waren sie schon jahrelang Freundinnen, und so schien es beiden, als würden sie sich bereits ewig kennen. Sie wuchsen einen knappen Kilometer entfernt voneinander in ähnlichen Haushalten auf: katholisch, obere Mittelschicht, kultiviert, aber nicht snobistisch. Der einzige Unterschied zwischen beiden war der, dass Veronica, Connies Mutter, trank. Und das wusste Meredith daher, dass ihre eigenen Eltern darüber redeten: Veronica hatte auf der Party der Mastersons Streit mit ihrem Mann Bill angefangen, der damit geendet hatte, dass sie auf dem Rasen vorm Haus hingefallen war und sich die Hüfte geprellt hatte. Veronica vergaß so oft, den Babysitter des Viertels zu bezahlen, dass der Babysitter sich weigerte,

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