Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
Vom Netzwerk:
sie Connie zu.
    »Was?«
    Meredith stand mit ihrem Weinglas auf und steckte den Kopf durch die Schiebetür.
    »Heute sind zwei Seehunde da.«
    »Wirklich?«, sagte Connie. »Ich habe noch nie zwei gesehen. Nur einen. Nur Harold.«
    »Jetzt sind es zwei. Harold hat einen Freund gefunden.«
    Sie lächelte bei diesem Gedanken.

Connie
    Als Connie am nächsten Morgen ihr Telefon überprüfte, entdeckte sie, dass nachts jemand angerufen hatte. Statt einer Nachricht war nur ein schepperndes Auflegen zu hören, doch als sie das Display checkte, rang sie nach Luft. Die Nummer selbst kannte sie nicht, aber die Vorwahl war 850: Tallahassee. Dort praktizierte Ashlyn. Hatte sie sich nach 29 Monaten des Schweigens also endlich gemeldet? Connie wagte es kaum zu hoffen. Der Anruf war um 2:11 Uhr gekommen, doch das verriet ihr nichts. Ashlyn war Ärztin, und Ärzte hatten absurde Arbeitszeiten. Connie vergewisserte sich noch einmal. Ja, es war die 850, Tallahassee, und in Tallahassee lebte Ashlyn jetzt. Also war sie es gewesen. Connie war in Versuchung, gleich zurückzurufen, aber es war zu früh, kurz vor sieben. Sollte sie es um acht probieren? Um zehn? Sollte sie bis zum Abend warten? Ein Anruf um zwei Uhr nachts bedeutete vielleicht, dass Ashlyn in Schwierigkeiten steckte. Connie beschloss, sofort anzurufen, doch dann besann sie sich. Dies war eine Gelegenheit, die sie nicht verpatzen durfte. Sie würde warten. Sie würde darüber nachdenken.
    Connie trat vor die Haustür. Nebel hing tief über der Landschaft, typisch für Anfang Juli. Wie oft hatte die Stadt das Feuerwerk zum vierten Juli abblasen müssen? Ashlyn, dachte sie. Sie würde im Sconset Market Muffins und die Zeitung holen, eine angenehme Aufgabe, und auf dem Weg dorthin an Ashlyn denken, an einen Anruf aus heiterem Himmel.
    Connie sah den Umschlag erst, als sie ihn von der Veranda auf die Treppe gekickt hatte. Was war das? Sie hob ihn auf. Ein brauner Umschlag, mit einer goldenen Klammer verschlossen, unbeschriftet, dünn und leicht, der eigentlich nicht unheilvoll wirkte, aber Connie beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Nicht aufmachen!, dachte sie. Anthrax! Doch das war lächerlich, das hier war Nantucket an einem friedlichen, nebligen Morgen. Ein auf die Veranda gelegter Umschlag?, dachte sie. Irgendwas vom Nachbarschaftsverein? Er vergaß sie oft, weil sie nur Sommergast war, während fast alle anderen das ganze Jahr über in Tom Nevers lebten, doch diesmal hatte man an sie gedacht. Die Einladung zu einer großen Grillparty oder einem kommunalen Trödelmarkt.
    Sie öffnete den Umschlag und sah, dass ein Foto darin war, ein glänzendes Farbfoto, 13 x 18 Zentimeter, von Meredith in ihrer marineblauen Tunika und den weißen Shorts hinten auf Connies Terrasse, ein Glas Wein in der Hand.
    Connie erschauerte. Sie blickte auf ihren Vorgarten und dachte: Was soll das? Wer hat das hierhergelegt?
    Sie sah sich die Aufnahme noch einmal an. Sie war gestern Abend gemacht worden. Meredith hatte den Kopf zur Seite gewandt und lächelte.
    Den ganzen Tag über reichten sie sich das Bild hin und her, und wenn es sich nicht eine von ihnen gerade anschaute, lag es auf dem Esstisch wie eine Zeitbombe.
    Meredith war blass geworden, als Connie es ihr gezeigt hatte. Jemand war da gewesen und hatte sie fotografiert, aber von wo aus? Meredith glaubte, es sei der Typ gewesen, den sie bei den Mülltonnen hinter der 824 Park Avenue gesehen hatten – er war ihnen offenbar die ganze Strecke gefolgt! – , doch Connie wies sie darauf hin, wie unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich das war. Es musste jemand anders sein.
    »Er kann dich eigentlich nur vom Strand aus geknipst haben«, sagte sie. »Ist da jemand entlanggelaufen?«
    »Keiner.«
    »Oder vom Wasser aus. Hast du ein Boot gesehen? Oder ein Kajak?«
    »Nur die Seehunde. Darüber habe ich doch gelächelt, erinnerst du dich? Dass Harold jetzt einen Freund hat.«
    »Könnte Harolds ›Freund‹ ein Fotograf im Taucheranzug gewesen sein?«, fragte Connie.
    »Oh Gott«, sagte Meredith. Sie trat an die Schiebetür, dann wich sie zurück. »Weißt du, was mir Angst macht?«
    Connie war sich nicht sicher, ob sie es wissen wollte. Connie machte die ganze Angelegenheit Angst. Jemand, der Aufnahmen machte, jemand, der sie ihnen vor die Haustür legte. Eine Person, die auf ihr Grundstück vordrang. Meredith konnte nicht hierbleiben. Sie musste weg. Die Sache war zum Fürchten. Jemand beobachtete sie.
    »Was macht dir Angst?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher