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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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unterschieden sich gar nicht sehr von Connie und Meredith in ihrer Jugend – immer zusammen, liebevoll miteinander herumblödelnd, oder?
    Wolf sagte nicht viel. Sein Kopf, klagte er. Dabei hatte er schon 600 Milligramm Ibuprofen genommen. Er entschuldigte sich noch vor dem Dessert. Die Mädchen nahmen auf der Couch Platz, um sich eine der DVD s anzuschauen, die Connie ausgeliehen hatte, und den Apfelauflauf zu essen und Witze über die Schlagsahne zu machen, die Connie nicht zu hören vorgab, während sie in der Küche aufräumte. Sie redete sich ein, dies sei wahrscheinlich nur eine Phase; sie betete zu Gott, sie möge nicht von weiblichen Lustschreien geweckt werden, und sie verfluchte Wolf, der so sehr mit sich selbst beschäftigt war. Als sie nach oben kam, lag er bereits im Bett, einen Waschlappen auf den Augen, und hatte das Licht ausgeschaltet.
    »Ehrlich, ich fasse es nicht«, sagte Connie.
    »Ich werde blind, Con«, entgegnete Wolf. »Ich sehe überhaupt nichts mehr.«
    Am nächsten Morgen warf Ashlyn einen Blick auf ihren Vater und schlug vor, seinen Hausarzt anzurufen. Doch es war Samstag, also blieb nur die Notaufnahme. Wolf weigerte sich. Er würde einfach noch eine Ibuprofen nehmen und sich wieder hinlegen.
    »Dad, deine rechte Pupille ist erweitert«, sagte Ashlyn.
    »Ich brauche nur Ruhe«, gab Wolf zurück. »Ich habe in letzter Zeit zu viel geschuftet.«
    Und Ashlyn, verstrickt in die Fesseln der Liebe, bedrängte ihn nicht, wie sie es normalerweise wohl getan hätte. Sie würden auf Connies Vorschlag hin mit dem Wagen einen Ausflug zu dem Kürbisfeld machen und dort picknicken.
    Um zwei Uhr ächzte Wolf. Um drei bat er Connie, einen Krankenwagen zu rufen.
    Connie zog Shorts an und ein T-Shirt und fasste ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Das Haus war still; Meredith schlief noch. Connie würde die Zeitung holen. Sie würde ein bisschen herumfahren, um einen klaren Kopf zu bekommen. Danach würde sie entscheiden, ob sie Ashlyn heute Morgen anrufen oder abwarten sollte, was passierte. Im tiefsten Innern wusste sie jedoch, dass nichts passieren würde. Sie konnte anrufen oder nicht – es spielte keine Rolle.
    Man stellte fest, dass Wolfs Prostatakrebs ins Gehirn gestreut hatte. Er habe zwei Tumore im Frontallappen, sagte der Onkologe, deshalb sei Wolfs Analogie, ihm »wüchsen Hörner«, ganz passend. Einer der Tumore sei operabel, der andere in diesem Stadium nicht. Letzterer breite sich aus wie ein verschüttetes Getränk auf einem Tisch. Mittels Chemotherapie würde man versuchen, ihn so weit zu verkleinern, dass man dann beide Tumore auf einmal entfernen könne.
    Wolf schien im Laufe des Wochenendes seine Sterblichkeit zu akzeptieren. »Und wenn ich die Chemo nicht will? Wenn ich die Tumore einfach in Ruhe lasse?«
    »Starke Kopfschmerzen, die wir medikamentös in den Griff kriegen können«, sagte der Arzt. »Beeinträchtigtes Sehvermögen, dito. Je nachdem, wie aggressiv der Krebs ist, haben Sie vielleicht noch ein Jahr, vielleicht auch drei Jahre.«
    Wolf drückte Connies Hand. »Okay.«
    »Chemo«, sagte Connie.
    »Ich denke darüber nach«, sagte er.
    Connie setzte sich auf die Kante des ungemachten Bettes. Beim gestrigen Abendessen im Company of the Cauldron hatte Dan Flynn ihnen vom Tod seiner Frau erzählt. Der Krankheitsverlauf war bei ihr ähnlich gewesen wie bei Wolf. Der Krebs war verschwunden und dann – an anderer Stelle – wieder aufgetaucht. Nicoles Brustkrebs hatte in die Leber gestreut, Wolfs Prostatakrebs ins Gehirn. Es schien so unfair: Der Arzt erklärte einen für »geheilt«, behauptete, man habe den Krebs »besiegt«, und dann machte sich eine beliebige abtrünnige Zelle auf den Weg zu einem gastfreundlicheren Ort und beschloss, sich dort zu vervielfältigen.
    Connie war nie imstande gewesen, mit jemandem über Wolfs Geschichte zu sprechen, der sie nicht mit ihr durchlebt hatte. Sie war zu schwer nachvollziehbar, zu abwegig.
    Wolf hatte die Chemo abgelehnt.
    Grund dafür waren zum Teil die drei Aufträge, an denen er arbeitete. Diese Gebäude würden vermutlich für Jahrzehnte stehen, womöglich für Jahrhunderte. Sie waren Architektur, und er war der Architekt, und wenn er jetzt wegen einer kräftezehrenden Therapie ausstieg, würde er die Kontrolle darüber verlieren. Die Bauten würden etwas anderes werden – das Werk anderer, auch wenn sie nach seinen Plänen arbeiteten.
    »Es wäre, als wenn Picasso seine Palette einem Assistenten überlässt oder einem

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