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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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gekommen war, an dem das Foto von Meredith vor der Tür gelegen hatte, war die verheißungsvollste Spur, die Connie hatte, seit Ashlyn in ihrem Aston Martin davongefahren war.
    Connie stieg die Treppe hinunter. Dass sie Ashlyn gestern nicht angerufen hatte, erschien ihr inzwischen als potenziell richtig. Wie kann ich dich vermissen, wenn du immer da bist? Ashlyn würde sich zumindest über den ausgebliebenen Kommunikationsversuch ihrer Mutter wundern. Und vielleicht sogar Sorgen machen.
    Connie würde ein paar Tage warten und es dann mit der neuen Nummer probieren.
    Nach diesem Entschluss ging es Connie besser. Endlich nahm sie ihr Leben wieder in die Hand. Sie hatte seit Wolfs Tod zwei Sommer erlebt, doch erst jetzt, heute, hatte sie das Gefühl, dass wirklich Juli war. Sie würde zum Sconset Market fahren und die Zeitung holen und Kaffee und frisch gebackene Pfirsich-Muffins. Wenn sie zurück war, würde Meredith wach sein, und sie konnten den gestrigen Abend Minute für Minute auseinandernehmen.
    Das würde zumindest unterhaltsam werden.
    Connie trat aus dem Haus und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Etwas an ihrem Auto. Es war an derselben Stelle geparkt wie immer, die Karosserie unbeschädigt, jedenfalls auf dieser Seite, die Fenster waren intakt. Aber der Wagen sah krank aus, eingesunken, schief.
    Connie ging näher heran. »Oh«, flüsterte sie.
    Die Reifen waren aufgeschlitzt und zeigten zickzackförmige Wunden. Und dann bemerkte Connie einen Zettel, der unter dem Scheibenwischer klemmte. Sie zog ihn heraus, entfaltete und las ihn.
    Da stand in schwarzer Schrift: »Hau ab, du Dibin.«
    Connies erster Impuls war, den Zettel zusammenzuknüllen und wegzuwerfen, doch sie würden ihn als Beweismittel für die Polizei brauchen. Schon wieder die Polizei. Ach, ihr armes Auto! Connie wirbelte herum und musterte ihr Grundstück. Der Tag war hell und sonnig und gerade so windig, dass das Seegras tanzte. Es war ein idyllischer Ort gewesen, bis sie Meredith mit hierherbrachte.
    Hau ab, du Dibin.
    Wer immer das geschrieben hatte, konnte nicht buchstabieren. Es musste also jemand sein, der jung war oder Ausländer oder dumm.
    Oder war Connie die Dumme? Zuerst ihr Haus, jetzt ihr Wagen. Was kam als Nächstes? Meredith und Connie waren lebende Zielscheiben. Wenn die Sache nun eskalierte? Wenn sie verletzt wurden? Connie setzte für Meredith ihr Wohlergehen aufs Spiel. Aber Meredith war ihre Freundin. Sie hatten drei Jahre nicht miteinander gesprochen – schreckliche, einsame Jahre – , und jetzt hatte Connie sie endlich wieder.
    Hau ab, du Dibin. Widersprüchliche Gedanken prasselten auf Connie ein. Meredith hatte furchtbare Dinge zu ihr gesagt, hatte Freddy und seine üblen Machenschaften über ihre lebenslange Freundschaft mit Connie gestellt. Meredith stand noch unter Verdacht; sie wusste mehr, als sie sagte, so viel war sicher. Aber sie hatte noch nie gestohlen oder betrogen. Sie war die Einzige gewesen, die sich keine heimlichen Schlucke vom Kommunionswein genehmigte, die Einzige, die beim Karfreitagsfasten nicht mogelte – nicht der kleinste Keks, kein Schokoladenkrümel aus dem Schrankfach, in dem ihre Mutter ihre Backzutaten aufbewahrte. Als Connie gesehen hatte, wie Meredith die Treppe zur St. Mary’s hochmarschiert war, hatte sie gedacht: Eine Frau, die immer noch an Gott glaubt. Wie macht sie das? Merediths größter Fehler war, dass sie stets so verdammt perfekt war, denn keiner mag perfekte Menschen. Zieh dir mal den Stock aus dem Arsch! Wie oft hatte Connie ihr das im Laufe der Jahre zurufen wollen? Jetzt, da Merediths Vollkommenheit gewaltig angekratzt war, mochte Connie sie lieber. Erst gestern Abend hatte Meredith in der Bar gesungen; sie war sehr amüsant gewesen, keine Spielverderberin, was Connie regelrecht schockiert hatte. Sie erinnerte sich an Merediths Gesicht, als sie den Song mitschmetterte: von Schweißperlen übersät, so dass ihr sogar die Brille auf die Nasenspitze rutschte.
    Hau ab, du Dibin.
    Soweit es Connie betraf, musste Meredith bleiben.
    Sie betrachtete ihre zerfetzten Reifen. Ihr war klar, wie sie an diesen Punkt gekommen waren, doch das machte es nicht leichter.
    Sie ging zurück ins Haus, um Meredith zu wecken.

Meredith
    Chief Kapenash inspizierte die vier zerstochenen Reifen, nahm den Zettel als Beweismittel an sich und entschuldigte sich aufrichtig bei Connie und Meredith. Der Streifenwagen, der hier jede Stunde vorbeikommen sollte, hatte seine Runde nur zwischen

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