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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Und drei Punkte in
Flensburg wegen Nötigung?«
    Erschrocken wich sie zurück. »Das kann ich ja nicht
wissen«, hörten die beiden Beamten sie schimpfen.
    Große Jäger beugte sich aus dem Seitenfenster. »Frau
Matzen?«
    Sie drehte sich um.
    »Ist Ihr Mann zu Hause?«
    »Was wollen Sie von ihm?«
    »Sind Sie seine Ehefrau oder die Pressesprecherin?«
    Man hörte das Getriebe ächzen, als sie den
Rückwärtsgang einlegte, zwei Meter zurücksetzte und das schwere Fahrzeug zur
Hälfte in den Schnee des Seitenstreifens fuhr. Langsam ließ Große Jäger den
Mercedes an ihr vorbeirollen, wobei auch er mit den rechten Rädern durch den
lockeren Schnee musste. Im Rückspiegel sahen sie, dass Frau Matzen zunächst mit
zu viel Gas versuchte, wieder freizukommen. Im zweiten Anlauf gelang es ihr,
und man sah die Schneefahne sich schnell in Richtung Straße entfernen.
    »Entweder ist Matzen genauso, oder er bekommt zu Hause
so viel Druck, dass er sich zum Ausgleich als Ventil den Streit mit Nommensen
gesucht hat.«
    »Das ist ein ideales Trainingslager«, erwiderte
Christoph. »Mit solch einem Sparringspartner trotzt du jedem Widersacher.«
    »Die Frau können wir von der Liste streichen«, stellte
Große Jäger fest. »Die hat Nommensen mit Sicherheit nicht vergewaltigt.« Dann
schnalzte er mit der Zunge. »Trotzdem, wenn man bedenkt, dass das die Mutter
von Inga Matzen ist … Respekt. Die hat sich hervorragend gehalten. Ein
Rasseweib.«
    »Es könnte auch die Stiefmutter sein«, gab Christoph
zu bedenken.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde von einem Bauernhof
gefordert, der rechts des Weges auftauchte. Das nach außen schlichte Haus und
eine lang gezogene Stallung waren von Bäumen umgeben. Gut einhundert Meter
weiter lag der nächste Hof. Auf dessen Höhe zweigte ein Weg ab, der zu einem
abseits gelegenen dritten Hof führte, der sich, durch eine Baumreihe abgeschirmt,
in die Landschaft kuschelte.
    »Von wegen Einsamkeit. Die wohnen ja dicht an dicht«,
lästerte Große Jäger.
    Sie fuhren den Weg weiter Richtung Deich bis zum
gesuchten Bauernhof. Auch er war von Bäumen umgeben.
    »Das macht man seit Jahrhunderten so«, erklärte
Christoph. »Das war eine ökologische Bauweise, obwohl man es damals anders
nannte.«
    Der lang gezogene Stall sah wie eine Kopie der
Nachbarhöfe aus. Nur das Wohnhaus erwies sich als Überraschung.
    »Was ist das denn?«, fragte Große Jäger ungläubig, als
sie auf das Gelände abbogen und das überdimensionale Blockhaus sahen. »Wenn das
rot gestrichen wäre, könnte man glauben, man sei in Schweden. Und die Frau im
Geländewagen ist Pippi Langstrumpf. Um ein Vielfaches attraktiver, aber nicht
minder frech.«
    Der Mercedes rollte noch langsam über die geschlossene
Schneedecke, als ihnen ein großer Schäferhund entgegengesprungen kam. Das Tier
fletschte wütend die Zähne, bellte und sprang am Auto hoch. Im Nu beschlug die
Scheibe durch den heißen Atem des Hundes.
    »Wie reagiert ein erfahrener Hundebesitzer auf so
etwas?«, lästerte Christoph.
    Große Jäger bleckte die Zähne, drehte sich zum Hund um
und machte »Grrrh«. Dann bellte er.
    Das machte den Hund noch angriffslustiger. Christoph
hätte dem Tier außerhalb des Fahrzeugs nicht begegnen wollen. »Das war aber
keine mustergültige Antwort«, stellte er fest.
    Sie mussten ein paar Minuten warten, bis ein Mann in
Gummistiefeln, einer groben Stoffhose und einer blauen Arbeitsjacke aus den
Stallungen auftauchte. Er trug einen Cordhut, den er sich leicht ins Genick
schob. Etwa zehn Meter vom Auto entfernt blieb er stehen, verschränkte die Arme
vor der Brust und wartete ab.
    Große Jäger startete den Motor und ließ den Mercedes
nahe an den Mann heranrollen. Dabei achtete er sorgfältig darauf, das Tier
nicht zu überfahren.
    »Wollen Sie den Hund nicht anleinen?«, fragte er,
nachdem er das Fenster einen Spalt herabgelassen hatte.
    »Der macht nur seinen Job.«
    »Und wir unseren.«
    »Ich weiß«, entgegnete der Mann ungerührt. »Polizei.
Aus Husum. Wegen Nommensen.«
    »Wenn Sie Hellseher sind, wissen Sie auch, was
passiert, wenn Sie den Hund nicht wegnehmen.«
    »Ruhig Blut, Kollege«, sagte der Mann, rief aber
trotzdem nach dem Hund. Den schien das Kommando seines Herrchens nicht zu
interessieren. Immer wieder sprang er wild kläffend am Auto hoch.
    Schließlich packte der Mann den Hund am Halsband, riss
einmal kräftig daran, zischte ihm einen scharfen Befehl zu und führte das Tier
in den Stall. Kurz darauf kam er wieder.
    Die beiden

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