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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Schnee
geschaufelt hast. Ich lass die Tür auf, damit es nicht so stinkt, wenn du dir
in die Hose machst. Bist du damit einverstanden?«
    »Mensch, das kannst du nicht machen. Verflixt und
zugenäht. Mach mich los.«
    Der Oberkommissar bohrte sich nachdenklich mit dem
Finger im Ohr. »Komisch. Es gibt Momente, da kann ich ganz schlecht hören.«
    »Was wolltest du über das Fotografieren wissen?«
    »Ich hatte meine Frage klar und deutlich gestellt.«
    »Ja! Ich habe einen Apparat. So ein Digitaldings.«
    »Hast du damit Nommensen und Inga Matzen
fotografiert?«
    »Was soll ich gemacht haben?« Hinrichsen hatte die
Augen zusammengekniffen und wackelte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
    Erneut machte Große Jäger Anstalten, als würde er
aussteigen wollen.
    »Verdammte Scheiße … Scheiße … Scheiße …« Hinrichsen
trommelte mit seinen Fäusten auf das Lenkrad, soweit es die Handschellen
gestatteten. »Mach die Dinger auf. Ihr wisst doch schon alles.«
    »Na bitte, das hättest du früher haben können.« Große
Jäger angelte in den Tiefen seiner Hosentasche nach den Schlüsseln für die
Handschellen, als er vom Nebensitz ein Aufstöhnen hörte, dem ein lang gezogenes
»Ah« folgte. Der Oberkommissar beugte sich aus dem Unimog. »Unser Freund hat
gestanden, dass er Urheber der Pornobilder von Nommensen und dem Mädchen ist.
Und dabei hat er sich vor Angst in die Hose gemacht.« Dann rief er die
Zentralstation in Wyk an und bat darum, dass man Hinrichsen in Utersum abholte.
    Christoph hatte beschlossen, Hinrichsen noch ein wenig
auf der Polizeizentralstation warten zu lassen. »Das war eine strafbare
Handlung, die du dort begangen hast, indem du eine Aussage erpresst hast«,
machte er Große Jäger Vorwürfe. »Ich kann das nicht dulden.«
    Große Jäger warf ihm einen Seitenblick zu. »Und du
machst dich auch strafbar, wenn du schweigst. Was hätten wir tun sollen?
Hinrichsen laufen lassen? Das scheidet aus. Wenn wir ihm gestattet hätten, am
helllichten Tag in aller Öffentlichkeit seine Blase zu entleeren, wäre das mit
Sicherheit eine Ordnungswidrigkeit, unter Umständen sogar Erregung öffentlichen
Ärgernisses oder Schlimmeres gewesen. Wenn das eine Frau oder ein Kind
beobachtet hätte? Das war übergesetzlicher Notstand. Und außerdem hätte der
Bursche nur den Mund aufmachen und von seiner körperlichen Pein erzählen
müssen. Genieße lieber die Fahrt durch die ruhigen Inseldörfer.«
    Die sehenswerte St.-Laurentii-Kirche lag ebenso
verschlafen da wie die kleinen hübschen Dörfer Süderende und Oldsum. Die
Straßen waren verlassen. Wenn nicht dünne Rauchfahnen aus den Kaminzügen von
menschlichem Leben gekündet hätten, könnte man meinen, dieser Teil der Insel
sei von den Bewohnern bis zum Einzug des Frühjahrs verlassen worden.
    Große Jäger bog auf die Straße ab, die durch die weite
Marsch führte, und nach der Kurve an der Schutzstation Wattenmeer ging der Weg
kilometerweit geradeaus, bis sie auf den schmalen Pfad abbogen, der zu Reimer
Matzens Hof führte.
    Bevor die Beamten die Wagentür öffneten, hielten sie
Ausschau nach dem Hund, aber das Anwesen lag friedlich in der Februarsonne. Von
dem Tier war nichts zu sehen oder zu hören.
    Als sie auf das Haus zugingen, öffnete sich die Tür,
und Frau Matzen sah ihnen entgegen.
    »Wir kennen uns«, begann Große Jäger das Gespräch.
    »Auf Ihre Bekanntschaft hätte ich gern verzichtet. Das
war unhöflich, was Sie sich geleistet haben.«
    »Langsam, gnädige Frau. Sie haben mit Ihrem dicken
Wagen direkt auf uns zugehalten. Ist Ihr Mann da?«
    »Nein. Der ist mit der Fähre zum Festland rüber. Vor
einer halben Stunde hat er angerufen, dass er dabei unangenehme Begleitung
hatte.«
    »Wir wissen vieles«, entgegnete Große Jäger, »aber wir
sind keine Hellseher.« Dabei trat er von einem Bein aufs andere.
    Es war sicher unangenehm, überlegte Christoph, mit
nassen Schuhen, Socken und Hosen in der Kälte zu stehen. »Wollen Sie uns nicht
ins Haus bitten? Es ist ungemütlich und ungesund vor der Tür.«
    »Nein«, erwiderte die Frau resolut.
    »Dann würde ich Sie um den Autoschlüssel für Ihren
Geländewagen bitten.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Sie dürfen sich zieren, wo und wann Sie möchten, aber
nicht bei uns. Wir vermuten, dass Thies Nommensen mit dem Wagen zur Vogelkoje
gebracht wurde. Das könnte man als Beihilfe zum Mord auslegen.«
    »Sie sind ja völlig übergeschnappt.« Große Jägers
Worte hatten Frau Matzen die Selbstsicherheit

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