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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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schnippisch.
    »Du mich auch?«
    »Ich weiß nicht so recht. Ich habe hier nette Unterhaltung.«
    »Wer flirtet mit dir?«
    »So würde ich es nicht nennen, aber Große Jägers
Mutter ist ein wirklicher Schatz. Die ist quicklebendig. Wenn wir in dem Alter
nur halb so kregel sind, stehen uns noch sonnige Jahre bevor.«
    »Auf die freue ich mich«, sagte Christoph.
    Er vernahm, dass Anna einen Kuss durchs Telefon
hauchte. »Wir haben ein Abkommen für die nächsten dreihundert Jahre.
Mindestens«, sagte sie. »Komm nicht zu spät. Ich würde gern den Abend mit dir
verbringen.«
    »Und mit Große Jäger und Mommsen«, erinnerte Christoph
sie daran, dass sie nicht allein auf Föhr waren.
    »Die sind fast so etwas wie unsere Kinder«, lästerte
Anna.
    »Ja, Mami«, verabschiedete sich Christoph, setzte sich
eine Viertelstunde an den Schreibtisch und genoss die Stille.
    »Ich habe einen Streifenwagen zum Parkplatz nach
Dunsum geschickt. Die Kollegen haben bestätigt, dass Nommensens Fahrzeug völlig
eingescheit ist und sich nach Beginn des Schneefalls niemand daran zu schaffen
gemacht hat«, erklärte Thomsen nach seiner Rückkehr.
    »Das stimmt überein mit der Aussage von Frau Matzen.
Aber wie ist Nommensen vom Parkplatz weggekommen? Wer hat ihn abgeholt und
wohin gebracht?«, gab Große Jäger zu bedenken.
    »Das müssen wir herausfinden«, sagte Christoph. »Frau
Matzen könnte uns aber auch belogen haben. Sie hat gestanden, bei dem Treffen
mit Nommensen erneut Gefühle entwickelt zu haben. Wenn sie unter dem Vorwand,
mit ihm Intimitäten austauschen zu wollen, in ihrem Geländewagen zur Vogelkoje
gefahren ist, hätte sie den Mann unter der Vorspiegelung, es würde sich um ein
Sexspiel handeln, mit seinem Einverständnis gefesselt haben können. Das wäre
auch eine Erklärung dafür, warum es keines anderen Zwangs bedurfte. Nachdem
Nommensen erst einmal – freiwillig – gefesselt war, hätte alles andere auch eine
Frau ausführen können. Dann wäre meine erste Idee, dass für die Tatausführung
kräftige Männer erforderlich gewesen wären, hinfällig.«
    »Und die Kratzer an Frau Matzens Hand?«, fragte der
Oberkommissar.
    »Indem sie uns auf die angebliche Auseinandersetzung in
ihrem Auto hinweist, hätte sie einen Grund dafür geliefert. Die Frau ist nicht
dumm. Das Ganze wäre eine besonders geschickte Art, für ein Alibi zu sorgen.«
    »Es sei denn, wir finden heraus, dass Nommensen sich
nach dem Treffen auf dem Parkplatz noch anderswo aufgehalten hat«, ergänzte
Große Jäger.
    »Habt ihr gewusst, dass Hinrichsen ein
Achtelinteressent an der Vogelkoje ist?« Mommsen blickte von seinem Protokoll
auf.
    Große Jäger griff eine Büroklammer und warf sie in
Mommsens Richtung, der geschickt auswich.
    »Hast du das auch in Münster gelernt, dass du
penetrant nervst und abgelegte Kamellen wieder aufwärmen musst? Nun bring
Hinrichsen nicht erneut als Täter ins Spiel.«
    »Und wenn wirklich Geld im Koffer war und Hinrichsen
es nicht gewusst hat, sondern nur als Bote fungierte? Es wäre doch auch
denkbar, dass zur Vertuschung eine Stafette eingerichtet wurde. Frederiksen
holt den Koffer mit dem unbekannten Inhalt von der Vogelkoje und lässt ihn im
Radlader zurück. Von dort bringt ihn der unwissende Hinrichsen an einen anderen
Ort.«
    »Oder Thönnissen. Schließlich stand der Radlader vor
seinem Haus«, sagte Große Jäger. »Dann würde Thönnissen den Inhalt des Koffers
kennen. Oder der ist auch nur als Bote aufgetreten und hat den Koffer an den
Unbekannten weitergeleitet, den wir immer noch suchen. Mensch, ist das alles
verrückt.« Er stutzte, als er vom Flur her erst ein lautes Räuspern, dann ein
Niesen vernahm. »Sagte ich verrückt? Da reihe ich mich gleich ein.« Er lehnte
sich zurück und bedachte den ersten der beiden Besucher mit einem breiten
Grinsen. »Da hätte ich jede Wette verloren, weil ich geschworen hätte, dass du
Flensburg bei diesem Wetter nie verlassen wirst. Was treibt dich an die
Westküste? Und dann auch noch auf eine Insel?«
    Der kleine, fast glatzköpfige Mann setzte seinen
Pilotenkoffer ab, sah sich um, grüßte mit einem »Moin« in Christophs Richtung
und sagte zum Oberkommissar: »Großer Jäger. Der Name ist ein einziger
Etikettenschwindel. Du kannst nicht einmal die einfachsten Spuren lesen. Sonst
würdest du nicht ständig um unsere Unterstützung betteln.«
    Große Jäger bohrte sich im Ohr. »Habe ich betteln verstanden? Sei du Laborbulle doch froh, dass wir richtigen

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