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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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doch, hat Thies gesagt. Ich bin sowieso bald
weg. Und du sitzt im Bau. Dann hat er mich ausgelacht.«
    Als ihn die vier Polizisten anstarrten, merkte er,
dass er sich verraten hatte. Hinrichsen schlug sich mit der flachen Hand auf
den Oberschenkel. »O Scheiße«, fluchte er. Dann herrschte längere Zeit
Schweigen.
    »Ich hab kein Geld von Nommensen verlangt. Ehrlich
nicht. Ich war stinksauer, dass es dem Alten überhaupt nichts ausmachte. Da hab
ich mir gedacht, dass ich ihm eins auswischen tu, und hab die Bilder ins
Internet gestellt. Alle sollten sehen, was Thies Nommensen für ein Schwein
ist.«
    Hinrichsen wischte sich mit der Hand durchs Gesicht,
auf dem kleine Schweißperlen glitzerten.
    Christoph durchfuhr ein Schauer des Ekels, wenn er
bedachte, wo Hinrichsens Hand zuvor gelegen hatte.
    »Und dann kam es zu einer Auseinandersetzung. Ihr habt
euch geschlagen, und du warst zornig. Und weil Nommensen ein Schwein war, wie
du gesagt hast, hast du ihn mit heruntergelassener Hose in der Vogelkoje
festgebunden.«
    »Mensch, ich doch nicht«, schrie Hinrichsen heraus.
»Ich bin doch kein Perverser, der so was tut und dem alten Bock dann auch noch
das Ding abschneidet.«
    Christoph und Große Jäger tauschten einen schnellen
Blick.
    »Was für ein Ding?«
    Hinrichsen deutete mit Zeige- und Mittelfinger an, als
würde eine Schere bewegt werden. »Den haben sie doch nicht nur angebunden und
ihm die Hose heruntergelassen, sondern auch noch sein Ding abgeschnitten. Ihr
müsst gar nicht so tun und das verheimlichen. Das weiß doch jeder auf der
Insel.«
    Große Jäger sah Christoph an. »So funktioniert die
Gerüchteküche.« Hinrichsen gehörte sicher nicht zu den Klügsten. Dem Mann war
nicht zuzutrauen, dass er geschickt Finten schlug und die Polizei mit solchen
Aussagen wie »das Ding abgeschnitten« verwirren und sein vorgebliches
Nichtwissen um die Tatausführung damit unterstreichen wollte. Wenn Hinrichsen
sich an die falsche Sensationsmeldung anhing, konnte es nur bedeuten, dass er
als Täter ausschied.
    Christoph zwinkerte Große Jäger zu, und der
Oberkommissar nickte unmerklich zurück. Als die beiden zu Mommsen
hinüberblickten, hob der wie zufällig seinen Daumen in die Luft.
    Unabhängig voneinander hatten verschiedene Personen
gesagt, dass es Nommensen diesmal ernst zu sein schien, als er sich Inga Matzen
zuwandte. Wollte die Familie vielleicht doch einer langen und schmutzigen
Auseinandersetzung zuvorkommen, in der man nicht nur den Ruf, sondern auch ein
Vermögen verlieren konnte?
    »Was haben Sie mit dem Koffer gemacht?«, fragte
Christoph.
    »Mann, ich habe schon gesagt, ich weiß nix von einem
verflixten Koffer.«
    »Der stand im Führerhaus des Radladers.«
    »Da war nix. Bestimmt.«
    »Wer könnte den Koffer aus dem Fahrzeug geholt haben?«
    »Woher soll ich das wissen? Die Kiste war nicht
abgeschlossen. Da könnte jeder zugegriffen haben.«
    »Wer wusste, dass der Radlader bei Thönnissen vor der
Tür stand?«
    »Keine Ahnung. Jeder auf Föhr kennt die Fahrzeuge von
Nommensen. Die stehen überall rum. Und keins ist zugemacht. Warum auch? Die
klaut keiner. Du kommst ja nicht weg von der Insel.«
    »Wir führen das übliche Prozedere durch«, entschied
Christoph. Es schien, als ob sie keine weiteren verwertbaren Auskünfte erhalten
würden.
    Mommsen nickte. »Ich habe mir Stichworte notiert und
werde das Protokoll schreiben.«
    Große Jäger schickte dem Kommissar einen angedeuteten
Handkuss zu. »Du bist ein Schatz«, sagte er. »Hoffentlich wird Karlchen nicht
eifersüchtig.«
    »Dann kann Herr Hinrichsen gehen.«
    Der Mann sah Christoph ungläubig an. »Wie? Was?«,
fragte er.
    »Du kannst zu deiner Elli gehen«, erklärte ihm Große
Jäger.
    »Die heißt nicht Elli, sondern Hertha.«
    »Von mir aus. Das ist Strafe genug. Oder hast du
gehofft, du kannst dich im Zuchthaus ausruhen?« Große Jäger verwandte den
Begriff »Zuchthaus«, obwohl diese Bezeichnung schon seit Jahrzehnten
abgeschafft worden war.
    Hinrichsen konnte seine Erleichterung nicht verbergen.
    »Nun mach dir aber nicht wieder vor lauter Freude in
die Hose«, schloss Große Jäger das Verhör. Dann ging er vor die Tür, um zu
rauchen. »Komm mit«, forderte er Hinrichsen fast freundschaftlich auf. »Wir
smöken erst mal eine.«
    Während Mommsen mit dem Schreiben des Protokolls
begann, hatte Thomsen den Raum verlassen.
    Christoph rief Anna an. »Ich vermisse dich«, begrüßte
er sie.
    »Das will ich hoffen«, entgegnete sie

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