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Inselkoller

Inselkoller

Titel: Inselkoller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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machen, hier Auto zu fahren.«
    Kurz danach lenkte er den Jeep durch ein Friesengatter
und stellte ihn neben einem flaschengrünen New Beetle Cabrio in einer Parkbucht
ab. Sie liefen den Weg hinab zu einem weißen, reetgedeckten Haus im Friesenstil.
Mendel öffnete die Tür.
    »Karin ist schon da. Kommen Sie herein. Seien
Sie willkommen.«
    Jung betrat vor Mendel die Eingangshalle.
    »Karin, wir sind’s. Ich hab von der süßen Kleinen
im ›Stadt Hamburg‹ Schinken und Salami mitgebracht. Bist du in der Küche?«
    Sie trat aus einer Seitentür und begrüßte die
beiden mit einem Lächeln. Sie hatte sich umgezogen und trug einen schwarzen, ärmellosen
Rollkragenpulli zu einer weißen, weichen Wollhose. Jung starrte auf ihre nackten
Arme und bekam augenblicklich eine heftige Erektion.
    »Danke, Schinken und Salami passen gut.« Sie
verschwand wieder in der Küche. Jung atmete erleichtert auf.
    »Ich zieh mir rasch was Passendes an. Gehen
Sie ruhig schon rein, und machen Sie es sich bequem. Ich bin gleich wieder da.«
Mendel verschwand über eine Stiege ins Dachgeschoss.
    Jung sah sich im Wohnzimmer um. Es hatte ein
breites Fenster, vor dem ein Ohrensessel stand. Von da aus sah man ungehindert aufs
Wattenmeer. Links davon, an der weiß gekalkten Wand hinter einem gedeckten Esstisch,
hing ein Gemälde von Edward Hopper.
    »Es ist leider nur ein Druck. Mögen Sie Hopper?«
    Jung erschrak. Er hatte nicht gehört, dass
Karin Mendel den Raum betreten hatte.
    »Oh ja. Ich habe zu Hause einen Hopper im Flur
hängen, natürlich auch nur einen Druck: The Long Leg. Kennen Sie es?«
    »Ich kenne alle seine Gemälde. Ich bin eine
Verehrerin seiner Kunst. High Noon und People in the Sun sind meine Lieblinge. Das
hier ist der Geschmack meines Mannes. Ich mag es aber auch. Setzen Sie sich doch.
Wir können gleich mit dem Abendbrot anfangen. Ich hol nur den Tee.«
    Sie kam mit der Kanne und ihrem Mann zurück,
der den aufgeschnittenen Schinken, die Salami und einen Korb mit Schwarzbrot auf
den Händen balancierte. Sie setzten sich zu Tisch, und Karin Mendel schenkte Tee
ein. Der Anblick ihrer Arme war für Jung unwiderstehlich. Er reagierte ähnlich heftig
wie zuvor. Nur fürchtete er jetzt nichts, weil er saß und sein Schoß unter der Tischplatte
verborgen war. Sie begannen zu essen.
    »Bevor der Herr Kriminalrat seine Fragen stellt,
müssen wir uns noch über eine passende Tischmusik einig werden. Was meinst du, Karin?«
    »Nichts Dramatisches bitte und ohne Anne-Sophie
Mutter. Ihr Spiel ist so ungenießbar wie dänischer Kuchen. Zu viel Zucker, mir wird
schlecht davon.«
    Die Männer lachten.
    »Haben Sie ähnlich exklusive Wünsche, Herr
Jung?«
    »Wenn Sie mich vor Glenn Gould bewahren, bin
ich Ihnen dankbar.«
    »Was haben Sie gegen den?«
    »Die Egomanie dieses verkrümmten Tastenakrobaten
finde ich unerträglich.«
    »Dann geht es Ihnen mit ihm wie mir mit Herrn
von Karajan. Wenn ich den höre oder sehe, drehe ich ab.« Jürgen Mendel schüttelte
mit gespieltem Ekel seinen Kopf.
    »Ihr seid ja nur neidisch auf die beiden. Die
Frauen schmelzen bei ihnen dahin. Sie brauchten sich nur eine zu greifen und könnten
mit ihr machen, was sie wollten«, fiel seine Frau ihm mit freundlichem Spott in
der Stimme ins Wort.
    »Bingo, mein Schatz, du hast ins schwärzeste
Schwarz der Männerherzen getroffen. Aber das eine schließt das andere ja nicht unbedingt
aus. Ich schlage vor, wir hören Bachs Orchestersuiten mit Sir Neville Marriner.
Ist zwar auch nicht die Offenbarung, aber die blasen auf meiner CD wenigstens Bachtrompeten und nicht diese modernen Ventiltüten.
Einverstanden?«
    Sie waren einverstanden. Bald aßen sie ihr
Schinkenbrot zu Bachs Ouvertüren, Sarabanden, Gigues und was der große Meister noch
alles so draufhatte.
    »Sie brachen heute Nachmittag unsere Unterhaltung
unvermittelt ab, als ich nach dem Verhältnis zu Ihrer Mutter fragte«, brachte Jung
das Gespräch auf den Grund seiner Anwesenheit. »Gibt es dafür eine Erklärung, die
nichts mit Ihren Pferden zu tun hat?«
    »Die Pferde berühren schon das Wesen meines
Verhältnisses, ich könnte auch Missverhältnisses sagen.«
    »Wie darf ich das verstehen?«, fragte Jung
erstaunt.
    »Ich wollte nie Wirtschaft studieren. Schon
als Kind hatte ich den sehnlichsten Wunsch, Tierarzt zu werden. Aber Sie kennen
vielleicht die subtile Gewalt von Müttern, mit der sie ihre Söhne von Kindesbeinen
an manipulieren.«
    »Man könnte es auch als Erziehung aus Verantwortung
und

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