Inseln im Netz
Kehlen.
»Heute richten Männer und Frauen in allen Teilen der Welt ihre Augen auf Singapur. Sie sind verwirrt von der Größe unserer Leistung - einer unleugbaren Tatsache, die Jahre globalistischer Verleumdung Lügen straft. Sie wundern sich, wie unsere Stadt von vier Millionen Seelen triumphieren konnte, wo kontinentale Nationen versagten.
Aber unser Erfolg ist kein Geheimnis. Er war bereits unserem Schicksal als Nation inhärent. Unsere Insel ist schön, aber sie kann uns nicht ernähren. Seit zwei Jahrhunderten haben wir von der Löwenstadt jede Handvoll Reis durch Klugheit und Geschick verdienen müssen.«
Ein strenges Stirnrunzeln auf dem enorm vergrößerten Gesicht. Erregte Unruhe in der Menge.
»Dieses Ringen gab uns Kraft. Bittere Notwendigkeit zwang Singapur, die Bürde der Vortrefflichkeit auf sich zu nehmen. Seit unserer Unabhängigkeit haben wir die Leistungen der entwickelten Welt eingeholt und übertroffen. Hier hat es niemals Raum für Schlamperei, Müßiggang und Korruption gegeben. Doch während wir voranschritten, haben diese Laster sich tief in den Kern der westlichen Zivilisation gefressen.«
Ein selbstzufriedenes Lächeln mit blitzenden Zähnen, beinahe höhnisch.
»Heute schläft der amerikanische Riese; seine Regierung ist auf eine Fernsehparodie reduziert. Der Sozialistische Block verfolgt noch immer seine hohlen Träume von Konsumbefriedigung. Selbst die einst mächtigen Japaner sind vorsichtig geworden und verweichlicht.
Heute gleitet die Welt unter dem schädlichen Einfluß der Wiener Konvention unaufhaltsam grauer Mittelmäßigkeit entgegen.
Aber der Flug unseres Hauptmanns Yong-Joo bezeichnet einen Wendepunkt. Heute tritt unser historisches Ringen in eine neue Phase ein, und es geht um Einsätze, die höher sind als alle, die wir bisher gewagt haben.
Fremde Reiche haben stets versucht, diese Insel zu beherrschen. Wir bekämpften die japanischen Unterdrücker in drei Jahren militärischer Besetzung. Wir schickten die britischen Imperialisten zurück in ihren europäischen Verfall. Der chinesische Kommunismus und der malaysische Verrat suchten uns zu untergraben - ohne Erfolg!
Und heute, in diesem Augenblick, speit das globalistische Mediennetz propagandistischen Geifer gegen unsere Insel aus.«
Laura fröstelte in der lauen tropischen Luft.
»Zölle werden erhöht, unsere Erzeugnisse durch Einfuhrquoten von den Märkten der westlichen Welt ferngehalten, ausländische multinationale Unternehmen verschwören sich gegen unsere bahnbrechenden Industrien. Warum? Was haben wir getan, daß wir solche Behandlung verdienen?
Die Antwort ist einfach. Wir haben sie auf ihrem eigenen Feld geschlagen. Wir sind erfolgreich gewesen, wo die Globalisten versagten!«
Seine Hand durchschnitt die Luft mit einem jähen Aufblinken goldener Manschettenknöpfe.
»Reisen Sie durch jede andere entwickelte Nation! Sie werden Trägheit, Verfall und Zynismus antreffen. Überall eine Absage an den Pioniergeist. Mit Unrat übersäte Straßen, rostzerfressene Fabriken. Männer und Frauen, die zu einem nutzlosen Leben in der Schlange der Sozialhilfeempfänger verurteilt sind. Künstler und Intellektuelle ohne Ziel und Perspektive, die sinnentleerte Spiele lustloser Entfremdung spielen. Und überall das betäubende Netz der Eine-Welt-Propaganda.
Das Regime der Einheitskultur macht vor nichts halt, um seinen Status quo zu verteidigen und auszuweiten. Die graue Einheitskultur kann der dynamischen Kraft unseres freien Wettbewerbs nicht standhalten. Also geben ihre Wortführer vor, unseren Wagemut und unseren Einfallsreichtum zu verabscheuen. Wir leben in einer Welt von Maschinenstürmern, die Milliarden für die Erhaltung von Wildnissen ausgeben, aber nichts für das höchste Streben der Menschheit.
Eingelullt von leeren Sicherheitsversprechen, legt sich die Welt außerhalb unserer Grenzen schlafen.
Das ist eine traurige Aussicht. Doch gibt es Hoffnung. Denn Singapur ist heute wach und lebendig, wie keine Gesellschaft es je zuvor gewesen ist.
Meine Mitbürger - Singapur wird sich nicht länger mit einer aufgezwungenen unbedeutenden Rolle am Rande der Welt zufriedengeben. Unsere Löwenstadt ist niemandes Hinterhof, niemandes Marionettenstaat! Wir leben in einem Zeitalter der Information, und unser Mangel an Territorium schränkt uns nicht länger ein. In einer Welt, die in mittelalterlichen Schlummer zurücksinkt, ist unser Singapur der potentielle Mittelpunkt einer Renaissance!«
Die Frau in den
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