Inseln im Netz
untergebrachte Wasserwerfer schwenkte wachsam hin und her.
Hinter ihm kamen zwei Transporter mit drahtgeschützten Fenstern. Sie öffneten die doppelten Hecktüren, und Dutzende von Polizisten sprangen heraus und nahmen Aufstellung. Alle waren mit Schilden, Helmen und Schlagstöcken ausgerüstet.
Niemand zeigte sich, ihnen Widerstand zu leisten. Und aus gutem Grund, denn ein paar Hubschrauber hingen wie bösartige Riesenwespen über der Straße. Ihre Seitentüren waren offen, und die im Innern kauernden Polizisten bemannten Tränengaswerfer und Revolver-Fesselgewehre.
»Ganz einfach«, sagte Hotchkiss. »Straßenkampf hat keinen Sinn, wenn wir die Anführer des Aufruhrs nach Belieben greifen können. Jetzt werden wir uns ein Hausvoll von ihnen schnappen und… Oh, verflucht!«
Zwei große Verladeroboter rollten mit Schwung vom Hof auf die Straße hinaus. Ihr Manövrieren war unberechenbar und von einer rohen Sinnlosigkeit, einem Anzeichen schlechter Programmierung. Sie waren gebaut, um Container zu verladen; nun machten ihre Greifer sich über alles her, was von annähernd vergleichbarer Größe war.
Die Mannschaftstransportwagen kippten sofort um, ihre Flanken wurden unter den Greifversuchen der Roboter verbeult. Der gepanzerte Einsatzwagen schaltete den Wasserwerfer ein, als die Roboter mit unbarmherziger mechanischer Stumpfsinnigkeit an ihm zerrten und stießen. Schließlich warfen sie ihn um, so daß er auf einen Ladearm des zweiten Roboters fiel, der den Rückwärtsgang einschaltete, den Arm aber nur verbogen und mit metallischem Kreischen herausziehen konnte. Der Wasserwerfer schoß unterdessen eine vier Stockwerke hohe Fontäne ziellos in die Luft.
Die Rebellen brachen wieder aus ihren Schlupfwinkeln hervor und lieferten der Polizei eine Straßenschlacht. Der Asphalt glänzte vor Nässe, die Füße der Kämpfenden patschten im Wasser. Wildes Handgemenge, hin und her wogender Kampf, rücksichtslos und erbittert, wie ein Krieg zwischen Ameisenvölkern.
Laura beobachtete das Geschehen in völliger Verblüffung. Sie konnte nicht glauben, daß es dazu gekommen war. Eine der am besten organisierten Städte der Welt, und hier tobten die Leute durch die Straßen und schlugen mit Stöcken aufeinander ein.
»Ach du lieber Gott«, sagte Hotchkiss. »Wir sind besser bewaffnet, aber unsere Moral läßt zu wünschen übrig… Nun, die Luftunterstützung wird zeigen, wer den längeren Atem hat.« Die Hubschrauber feuerten mit Fesselmunition auf die Randbereiche des Getümmels, doch ohne viel Erfolg. Der Kampfplatz war zu dicht bevölkert, das Geschehen zu chaotisch, die Nässe verminderte das Haften der Plastikstreifen. Laura zuckte zusammen, als ein Laderoboter ins Kampfgetümmel geriet und mit seinen massigen Reifen mehrere Straßenkämpfer zu Boden warf.
Von der Tür zum Treppenaufgang drangen erneuerte Schläge an ihr Ohr. Jemand hatte die Keramikschneide einer Machete durchgestoßen und sägte energisch die Plastikhaftstreifen durch. Einer der Offiziere ging hin und jagte einen Feuerstoß Krawallmunition durch den Spalt ins Treppenhaus. Die anderen wandten sich zurück zur Hafenseite und sahen jenseits der Straßenschlacht einen Ladekran in Bewegung. Sein skelettartiger langer Ausleger, von dessen Ende zwei lange Ketten hingen, drehte sich und beschleunigte mit schwerfälliger Anmut, und ehe jemand wußte, was geschah, peitschten seine schwingenden Ketten in die blitzenden Rotorblätter eines über der Hafenfront schwebenden Hubschraubers, der wie ein Stein abstürzte und dramatisch ins schmutzige Hafenwasser platschte. Dort lag er, langsam vollaufend, auf der Seite zwischen treibenden Kistenbrettern und Plastikmüll, wie eine ertrunkene Libelle.
»Wie haben sie das gemacht?« wollte Hotchkiss wissen.
»Ist eine sehr kluge Maschine«, sagte Mr. Suvendra.
»Ich werde alt«, sagte Hotchkiss traurig. »Wo werden diese verdammten Dinger gesteuert?«
»Unten«, sagte Mr. Suvendra. »Es gibt Konsolen…«
»Fein.« Hotchkiss packte sein dürres Handgelenk. »Sie bringen mich hin. Lu! Aw! Wir gehen!«
»Nein«, sagte Mr. Suvendra.
Seine Frau griff den anderen Arm ihres Mannes. Plötzlich zerrten sie von beiden Seiten an ihm. »Wir tun keine Gewalt!« sagte sie.
»Sie tun was?«
»Wir kämpfen nicht«, sagte Suvendra leidenschaftlich. »Wir mögen Sie nicht! Wir mögen Ihre Regierung nicht! Wir kämpfen nicht! Verhaften Sie uns!«
»Dieser verfluchte Kran hat all unsere Piloten getötet…«
»Dann hören
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