Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
Sie auf zu kämpfen! Schicken Sie sie fort!« Suvendra hob ihre Stimme in einem schrillen Befehl: »Alle hinsetzen!« Die Rizome-Mannschaft folgte der Aufforderung auf der Stelle. Auch Mr. Suvendra setzte sich, obwohl er an einem Arm noch immer in Hotchkiss' riesiger, sommersprossiger Pranke hing.
    »Ihr elendes Politgesindel«, sagte Hotchkiss in verächtlichem Ton. »Ich kann das nicht glauben. Wollen Sie mit dem Terroristenpack gemeinsame Sache machen? Ich befehle Ihnen als Bürgern…«
    »Wir sind nicht Ihre Bürger«, schrillte Suvendra. »Wir gehorchen auch nicht Ihrem illegalen Kriegsrechtsregime. Verhaften Sie uns!«
    »Und ob wir Sie verhaften werden, alle miteinander! Teufel noch mal, Sie sind so schlimm wie dieses Straßengesindel!«
    Suvendra nickte, holte tief Atem. »Wir sind gegen Gewalt. Aber wir sind Feinde Ihrer Regierung, Oberst!«
    Hotchkiss nahm Laura ins Visier. »Sie auch, wie?«
    Laura blickte zornig zu ihm auf, weil er sie aus ihren Leuten herausgepickt hatte. »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte sie. »Ich bin Globalistin, und Sie sind ein Arm des Staates.«
    »Blutiger Christus, was sind Sie für ein trauriger Haufen von Schleimscheißern«, sagte Hotchkiss in bekümmertem Ton. Er ließ den Blick über sie schweifen und kam zu einer Entscheidung. »Sie«, sagte er zu Laura.
    Ehe sie reagieren konnte, war er über ihr und schloß ihr die Arme mit Handschellen auf dem Rücken zusammen.
    »Er stiehlt Laura!« kreischte Suvendra in höchster Empörung. »Versperrt ihm den Weg!«
    Hotchkiss hebelte Laura in die Höhe. Sie wollte nicht mitgehen, rappelte sich aber schnell auf, als ein stechender Schmerz durch ihre Schultergelenke fuhr. Die Rizome- Mannschaft umdrängte den Oberst, fuchtelte mit den Armen und rief Proteste. Hotchkiss rief eine Warnung, trat Ali in die Kniescheibe und zog seine Fesselpistole. Ali, Mr. Suvendra und Bima gingen zu Boden, krallten in den sich klebrig um sie schlingenden Plastikstreifen. Die anderen rannten über das Dach davon.
    Die Aufrührer brachen wieder durch. Am oberen Rand der Tür klaffte bereits ein breiter Spalt. Hotchkiss nickte Oberleutnant Lu zu, der eine schwarze Eierhandgranate vom Gürtel nahm und durchwarf.
    Zwei Sekunden vergingen, dann entlud sich hinter der Stahltür ein greller Lichtblitz, gefolgt von einem fürchterlichen Krachen, und die Tür flog auf. Eine Rauchwolke strömte heraus. »Los!« schrie Hotchkiss.
    Die obere Treppe war übersät mit Rebellen, die betäubt, geblendet, heulend durcheinanderfielen. Einer war noch auf den Füßen, schlug wie ein Rasender mit einer Keramikmachete auf Wand und Treppengeländer ein und schrie wie von Sinnen: »Märtyrer! Märtyrer!«
    Lu warf ihn mit einem Feuerstoß von Krawallmunition die Treppe hinunter. Dann marschierten sie durch das Treppenhaus, feuerten mit den Fesselpistolen in die wogende Menge weiter unten.
    Aw warf eine weitere Blendgranate auf den Treppenabsatz unter ihnen. Ein erneuertes höllisches Krachen, begleitet von einem grellen Lichtblitz. »Okay«, sagte Hotchkiss hinter Laura. »Wenn Sie Gandhi spielen wollen, werden Sie es mit zwei gebrochenen Armen tun. Vorwärts!« Er stieß sie voran.
    »Ich protestiere!« rief Laura. Sie mußte tanzen, um Armen und Beinen auszuweichen.
    Hotchkiss riß sie rückwärts gegen seine Brust. »Hören Sie gut zu, Yankee«, sagte er mit eisiger Aufrichtigkeit. »Sie sind eine niedliche kleine Blondine, die sich gut auf dem Bildschirm macht. Aber wenn Sie bei mir herumstänkern, werde ich Ihnen das Gehirn herauspusten - und sagen, daß es die Rebellen waren. Wo ist die gottverdammte Steuerungsanlage?«
    »Erdgeschoß«, keuchte Laura. »Hinten - verglast.«
    »Also los, wir gehen. Marsch-marsch!« Ohrenbetäubendes, ratterndes Gehämmer, als Lu wieder ein Magazin verschoß. In der abgeschlossenen Enge des Treppenhauses stach ihr der höllische Lärm durch den Kopf. Laura brach am ganzen Körper der Schweiß aus. Hotchkiss riß sie mit, die Hand in ihre Achselhöhle gekeilt. Er stürmte die Treppe hinunter, zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, Laura im Arm und ohne auf die Körper zu treten, die auf der Treppe lagen. Ein Hüne von einem Mann, unglaublich stark - Laura hatte das Gefühl, von einem Gorilla mitgeschleift zu werden.
    Beißender Rauch brannte ihr in den Augen, sengte ihr die Kehle. An den Pastellfarben der Wände große blasige Spritzer: purpurne Farbe oder Blut. Wimmernde, schreiende Rebellen am Boden, die Hände vor den Augen oder

Weitere Kostenlose Bücher