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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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es mehr aus dem Bauch. Irgendwo in meinem Innern suchte ich den Kampf, das Chaos des Krieges, der der Vater aller Dinge ist, und dies kommt dem so nahe wie überhaupt möglich. Wo die Erde verbrannt ist und die Übel der Welt sich zuspitzen.«
    Er beugte sich näher. »Aber das ist noch nicht alles. Ich bin nicht unschuldig genug, um das Chaos sich selbst zu überlassen. Ich bin vom Netz infiziert, Laura. Von Macht und Planung und Daten, und von der westlichen Methode und der absoluten Unfähigkeit, etwas sich selbst zu überlassen. Auch wenn es meine eigene Freiheit zerstört. Das Netz hat Afrika einmal verloren, weil es keine Gewinne versprach, aber eines Tages wird es den Kontinent wieder bekommen. Grün und angenehm und kontrolliert, und genauso wie anderswo.«
    »Also gewinne ich, und du verlierst - ist es das, was du mir sagen willst? Daß wir Feinde sind? Vielleicht sind wir Feinde, in einer abstrakten Weise, aber als Menschen sind wir Freunde, nicht? Und ich würde dir niemals weh tun, wenn ich es verhindern könnte.«
    »Du kannst es nicht verhindern. Du tatest mir schon weh, bevor ich von deiner Existenz wußte.« Er lehnte sich zurück. »Vielleicht sind meine Abstraktionen nicht mit deinen identisch, also will ich dir welche von einer Art geben, die dir vertraut ist. Wie, meinst du, habe ich dies alles finanziert? Grenada. Sie waren meine größten Helfer. Winston Stubbs… das war ein Mann mit Weitblick. Wir waren uns nicht immer einig, aber wir waren Verbündete. Es schmerzte sehr, ihn zu verlieren.«
    Sie war schockiert. »Ich erinnere mich… Sie sagten, er hätte Terroristengruppen mit Geld unterstützt.«
    »Ich bin nicht wählerisch gewesen. Ich kann es mir nicht leisten - dieses Projekt von mir liegt ganz auf der Ebene des Netzes: Geld und noch mal Geld, und die Korruption des Geldes ist in seinen Herzen. Die Tuaregs haben nichts zu verkaufen, sie sind Wüstennomaden, mittellos. Sie haben nichts, was das Netz will, also muß ich betteln gehen und Geld zusammenkratzen. Ein paar reiche Araber, beseelt von nostalgischen Gefühlen für das alte Leben in der Wüste, während sie in ihren klimatisierten Limousinen herumfahren… Waffenhändler, von denen nicht viele übrig sind… ich nahm sogar Geld von der FAKT, damals in den alten Tagen, bevor die Gräfin der Sache ein Ende machte.«
    »Katje erzählte mir davon! Daß die FAKT von einer Frau geleitet wird. Die Gräfin! Ist es wahr?«
    Er war überrascht, abgelenkt. »Sie ›leitet‹ die FAKT nicht, und sie ist auch nicht wirklich eine Gräfin, das ist bloß ihr nom de guerre... Aber, ja, ich kannte sie, in den alten Tagen. Ich kannte sie recht gut, als wir jünger waren. So gut, wie ich dich kenne.«
    »Ihr wart Liebende?«
    Er lächelte. »Sind wir Liebende, Laura?«
    Eine Stille trat ein, unterbrochen nur von den fernen Rufen der Tuaregs. Sie sah ihm in die Augen.
    »Ich rede zuviel«, sagte er bekümmert. »Ein Theoretiker.«
    Sie stand auf und zog sich das Gewand über den Kopf, warf es vor ihre Füße. Dann setzte sie sich nackt neben ihn ins Licht des Bildschirms.
    Er blieb still. Ungeschickt zog sie an seinem Hemd, strich mit der Hand über seine Brust. Er öffnete sein Gewand und legte sich auf sie.
    Zum ersten Mal wurde sie sich mit einer tiefen inneren Vitalität bewußt, daß sie wieder lebte. Als ob ihre Seele wie ein gefesselter Arm eingeschlafen wäre und erst jetzt wieder vom Blut durchströmt würde. Einem Sturzbach von Gefühlen.
    Ein Augenblick verging mit dem gedämpften Geräusch des empfängnisverhütenden Gummis. Dann war er in ihr. Sie umschlang ihn mit Armen und Beinen, entbrannt. Fleisch und Muskeln bewegten sich in der Dunkelheit, der Geruch von Schweiß und seiner Haut war in ihrer Nase. Sie schloß die Augen, überwältigt.
    Er hielt für einen Moment inne. Sie öffnete die Augen. Er sah sie an, sein Gesicht schien im Widerschein des Bildschirms zu leuchten. Dann streckte er einen Arm aus und drückte Tasten der Dateneingabe.
    Der Computer suchte die Kanäle ab. Licht blitzte über ihnen auf, als der Bildschirm ein über Satellit empfangenes Fernsehprogramm ins Zelt brachte. Unfähig, sich zu beherrschen, wandte sie den Kopf, um hinzusehen.
    Straßenbild/Straßenbild/Bäume/eine Frau/Marken-zeichen/arabische Schrift/Bilder/Bilder/Bilder…
    Sie bewegten sich im gleichen Rhythmus zum Fernsehbild, die Blicke fixiert auf den Schirm.
    Lustgefühl durchschoß sie wie kanalisierter Blitz. Sie schrie auf.
    Er packte ihre

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