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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Schultern mit beiden Händen und schloß die Augen. Auch er würde bald zu Ende kommen. Sie tat, was sie konnte, ihm zu helfen.
    Und es war vorbei. Er glitt von ihr, berührte eine Bedienungstaste. Das Bild einer Wettervorhersage erstarrte, unterlegt mit Zahlen, eine kühle Computergrafik von Hochs und Tiefs.
    »Danke«, sagte er. »Du warst gut zu mir.«
    Sie zitterte noch, als sie ihr Gewand überzog, noch im Aufruhr der Empfindungen und außerstande, etwas zu sagen. Als die Realität allmählich wieder einsickerte, spürte sie eine jähe, übermütige Aufwallung von Freude, von Erleichterung.
    Es war vorbei, es gab nichts zu fürchten. Sie waren zusammen, ein Mann und eine Frau. Überwältigt von plötzlicher Zärtlichkeit, streckte sie die Hand nach ihm aus. Er tätschelte sie, ein wenig überrascht. Dann stand er auf und trat ins Halbdunkel hinter dem Bildschirmgerät.
    Sie hörte ihn herumfummeln, dann kam er zurück. Weißblech glänzte in seiner Hand. »Abalone.«
    Sie setzte sich aufrecht. Ihr Magen knurrte vernehmlich. Sie lachten, behaglich in ihrer Verlegenheit, der erotischen Unordnung ihrer Intimität. Er öffnete die Dose, und sie aßen. »Gott, ist das gut«, sagte sie.
    »Ich esse nie frisches Grünzeug«, sagte er. »Erstens gibt es hier keins, und zweitens sind Pflanzen voll von gefährlichen natürlichen Insektiziden. Die Menschen sind verrückt, dieses Zeug zu essen.«
    »Das sagte mein Mann auch immer.«
    Er blickte auf. »Morgen bin ich fort«, wiederholte er. »Mach dir keine Sorgen.«
    »Es ist alles in Ordnung, ich werde schon zurechtkommen.« Bedeutungslose Worte, aber die Sorge war da - es war, als hätten sie einander geküßt. Unterdessen war es Nacht geworden, und kalt. Sie fröstelte.
    »Ich werde dich ins Lager bringen.«
    »Ich kann bleiben, wenn du willst.«
    Er stand auf, half ihr auf die Beine. »Nein. Es ist wärmer dort.«
     
    Katje lag in einem Feldbett zwischen weißen Laken, und der Blumenduft eines versprühten Parfüms überdeckte den Geruch von Desinfektionsmitteln. Es gab nicht viele Geräte, gemessen an neuzeitlichen Verhältnissen, aber es war eine Klinik, und man hatte sie durchgebracht.
    »Wo haben Sie diese Kleider gefunden?« flüsterte sie.
    Laura berührte verlegen ihre Bluse. Sie war rot, mindestens eine Nummer zu eng in den Schultern, und dazu gehörte ein Rock mit Volants. »Eine der Krankenschwestern - Sara… Ihren Nachnamen kann ich nicht aussprechen.«
    Katje lächelte matt. »Ja… in jedem Lager gibt es so ein Mädchen… Sie müssen bei den Leuten beliebt sein.«
    »Es sind gute Leute, sie haben mich sehr gut behandelt.«
    »Sie haben Ihnen nicht… von der Bombe erzählt?«
    »Nein - das wollte ich Ihnen überlassen. Ich dachte, man würde mir nicht glauben.«
    Katje ließ ihr die Lüge durchgehen. »Ich sagte es ihnen… jetzt mache ich mir keine Sorgen mehr… das ist jetzt Sache der Regierung.«
    »Gute Idee. Schonen Sie Ihre Kräfte.«
    »Ich werde dies nicht mehr weitermachen… ich möchte nach Hause. Glücklich sein und in Frieden leben.« Sie schloß die Augen.
    Die Tür ging auf. Der Lagerverwalter, Mbaqane, kam herein, gefolgt von Barnaard, dem Verbindungsmann, und dem Hauptmann.
    Und dann die Leute aus Wien. Sie waren zu dritt, zwei Männer in Safarianzügen und Videobrillen, und eine elegante Frau mittleren Alters, in einer Jacke, gutgeschnittenen Khakihosen und glänzenden Lederstiefeln.
    »Dies also sind unsere Heldinnen«, sagte die Frau gutgelaunt.
    »So ist es, ja«, sagte Mbaqane.
    »Mein Name ist Tamara Frolowa - dies ist Mr. Easton, und dies Mr. Neguib von unserem Büro in Kairo.«
    »Sehr erfreut«, sagte Laura mechanisch. Sie machte Anstalten, aufzustehen und ihnen die Hand zu geben, dann unterließ sie es. »Das ist Dr. Selous… Ich fürchte, sie ist noch sehr erschöpft.«
    »Kein Wunder, nicht wahr? Nachdem Sie mit so knapper Not entkommen sind.«
    »Unsere Besucher haben sehr gute Nachricht mitgebracht«, sagte Mbaqane. »Ein Waffenstillstand ist in Kraft getreten. Das Lager ist außer Gefahr! Es scheint, daß die Regierung von Mali bereit ist, Friedensverhandlungen aufzunehmen.«
    »Großartig«, sagte Laura. »Wird sie die Bomben ausliefern?«
    Unheilvolle Stille.
    »Eine natürliche Frage«, sagte Frolowa. »Aber es hat Irrtümer gegeben. Begreifliche Fehler.« Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Bomben, Mrs. Webster.«
    Laura sprang auf. »Das erwartete ich!«
    »Bitte setzen Sie sich, Mrs. Webster.«
    »Madame

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