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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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lamentieren?« Er stand auf. »Wir sind hier fertig. Komm mit, ich möchte dir Verschiedenes zeigen!«
    Sie folgte ihm unwillig, fühlte sich elend, verschreckt. Wie er so beiläufig davon reden konnte - zehn Sprengköpfe! Aber für ihn war es nebensächlich, nicht wahr? Er hatte in einer Zeit gelebt, in der es Tausende von atomaren Sprengköpfen gegeben hatte, genug, um alles Leben auf Erden auszulöschen.
    Verantwortlich für den Tod ungezählter Unschuldiger. Es erfüllte sie mit Abscheu. Ihre Gedanken rasten, und plötzlich verspürte sie ein Verlangen, in die Wüste zu fliehen, zu verdampfen. Sie wollte nie mehr in der Nähe von irgendwem sein, der jemals mit solchen Waffen zu tun gehabt hatte, der im Schatten dieses Schreckens stand.
    Aber sie waren überall, die Leute, die mit Atomwaffen Politik gemacht hatten: Präsidenten, Premierminister, Generäle… kleine alte Männer, die in Parks auf Bänken saßen und Enkelkinder hatten und Mitglieder in exklusiven Golfclubs waren. Sie hatte sie gesehen, unter ihnen gelebt…
    Sie war eine von ihnen.
    Ihr Verstand erstarrte.
    Gresham sah, daß sie stehengeblieben war, nahm ihren Ellbogen. »Da!«
    Es war Abend geworden. Eine abgerissene Menge von ungefähr hundert Personen hatte sich vor den Kuppelzelten versammelt. Eines davon war halb zusammengeschoben worden, um als Hintergrund für die Musiker zu dienen, die wieder spielten. Ein weiterer Inadin stand zwischen ihnen und der Menge, wiegte sich im Rhythmus und sang. Sein Gesang war geprägt vom winselnden Auf und Ab arabischer Balladen und schien sich wie diese endlos hinzuziehen. Die anderen Inadin wiegten sich im selben Rhythmus mit ihm und stießen bisweilen zustimmende Rufe aus. Die Zuhörer verfolgten die Darbietung mit offenem Mund.
    »Was sagt er?«
    Gresham dolmetschte mit gedämpfter Stimme. Er rezitierte Dichtung.
     
    Höre, du Volk der Kel Tamashek,
    Wir sind die Inadin, die Grobschmiede.
    Wir sind die Wanderer zwischen den Stämmen,
    Stets haben wir eure Botschaften überbracht.
    Das Leben unserer Väter war besser als das unsere,
    Das der Großväter wiederum besser.
    Einst wanderte unser Volk überall,
    Von Kano bis Zanfara, Agades.
    Heute leben wir in den Städten,
    Sind Nummern und Buchstaben geworden,
    Wir leben in Lagern und essen magische Nahrung aus Röhren.
     
    Gresham brach ab. »Ihr Wort für Magie ist tisma. Es bedeutet ›die geheime Kunst der Schmiede‹«.
    »Weiter«, sagte sie.
     
    Süße Milch und Datteln hatten die Väter,
    Wir haben nur Nesseln und Dornen.
    Warum leiden wir so?
    Ist es das Ende der Welt?
    Nein, denn wir sind nicht böse Menschen,
    Nein, denn wir haben tisma.
    Wir sind Schmiede, Hüter geheimer Magie,
    Wir sind Schmiede, sehen Vergangenheit und Zukunft.
    Dies war ein reiches grünes Land in alter Zeit,
    Jetzt ist es Stein und Staub.
     
    Der Sänger setzte sich. Zwei seiner Gefährten standen auf und begannen zu tanzen. Sie schwenkten und drehten die ausgestreckten Arme, und ihre in Sandalen steckenden Füße stampften den Staub. Es war ein langsamer Tanz von melancholischer Eleganz. Als er endete, stand der Sänger wieder auf. »Jetzt kommt der bessere Teil«, sagte Gresham.
     
    Wo aber Staub ist, kann Gras sein,
    Können Baum und Strauch wiederkehren.
    Wo sie sind, kommt der Regen,
    Die Halme und Blätter zähmen den Sandsturm.
    Doch wir waren die Feinde des Grases, der Bäume und Sträucher,
    Darum leiden wir.
    Was unsere Rinder nicht fraßen, das fraßen die Schafe.
    Was die Schafe ließen, verzehrten die Ziegen.
    Nun müssen wir Freunde des Grases sein, der Bäume und Sträucher,
    Wir müssen Verzeihung erbitten,
    Mit Freundlichkeit sie behandeln.
    Ihre Feinde sind unsere Feinde.
    Wir müssen die Kuh, das Schaf und die Ziege töten.
    Tausend Jahre liebten wir unsere Herden,
    Tausend Jahre müssen wir nun die Pflanzen ehren.
    Wir werden die tisma-Nahrung essen, um zu leben,
    Wir werden eiserne Kamele von GoMotion kaufen…
     
    Gresham verschränkte die Arme. Der Sänger fuhr in seiner Ballade fort. »Es gibt noch viel mehr«, sagte Gresham, »aber das ist das Wesentliche davon.«
    Die Frage lag auf der Hand. »Hast du den Text für sie geschrieben?«
    »Nein«, sagte er stolz. »Es ist eine alte Ballade; aktualisiert und ergänzt.«
    »Ja.«
    »Vielleicht schließen sich ein paar Leute aus dieser Menge uns an. Andere werden bleiben. Das Leben in der Wüste ist hart.« Er sah sie an. »Morgen früh bin ich fort.«
    »Morgen? So bald?«
    »Es muß so sein.«
    Die

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