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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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zusammengeschweißt, und du hast es mit einem Ungetüm zu tun. Ich dachte heute an die Nazis, damals. Zum Umkreis ihrer Ideologie gehörte ein ganzer Wust von mystischen Vorstellungen… Aber ihre Züge fuhren pünktlich, und ihre Gestapo war effizient wie der Teufel.«
    David nahm sie bei der Hand und blickte ihr neugierig ins Gesicht. »Du engagierst dich wirklich für diese Sache, wie?«
    »Es ist wichtig, David. Die wichtigste Sache, die wir je angepackt haben. Du kannst dich darauf verlassen, daß ich engagiert bin. Hundertprozentig.«
    Er nickte. »Ich merkte, daß du ein wenig nervös warst, als ich dich im Aufzug anfaßte.«
    Sie lachte kurz auf. »Ja, ich war nervös… es ist gut, sich hier zu entspannen, ganz unter uns.« Jemand mit einer Fliege sang auf einer behelfsmäßigen Bühne, ein pomadisierter Unterhalter machte Späße und erging sich in Anzüglichkeiten für Eingeweihte… Die Kamera schwenkte weiter zu Männern im Publikum: große Unternehmer und Schieber, die mit falscher Jovialität über sich selbst lachten…
    David legte den Arm um sie. Sie legte den Kopf an seine Schulter. Er nahm diese Geschichte nicht so ernst wie sie, dachte sie. Vielleicht, weil er nicht neben Winston Stubbs auf der Veranda gestanden hatte…
    Sie schnitt den häßlichen Gedanken ab und trank noch etwas Brandy. »Du hättest eine frühere Kassette wählen sollen«, sagte sie. »Vielleicht könnten wir sehen, wie dieses Haus war, bevor der alte Gelli seine Dekorateure darauf losließ.«
    »Ja, ich habe unserem Freund Gelli auch noch nicht in dieser Festgesellschaft entdeckt. Es muß die Party seines Neffen gewesen sein, oder was… Oh!«
    Szenenwechsel. Es war jetzt später, draußen am Schwimmbecken. Eine nächtliche Badegesellschaft, viele Fackeln, Handtücher und üppige junge Frauen in Bikinihöschen. »Heiliger Strohsack«, sagte David mit Komödiantenstimme. »Nackte Weiber! Mann, dieser Bursche versteht zu leben!«
    Ein ganzer Schwarm junger Frauen, beinahe nackt. Sie tranken geziert aus Cocktailgläsern, kämmten nasses Haar mit langen, sinnlichen Strichen und ausgestellten Ellbogen, lagen ausgestreckt, schläfrig oder im Drogenrausch, als erwarteten sie, vom Fackelschein gebräunt zu werden. Alle Hautfarben waren vertreten. »Gut zu sehen, daß endlich auch ein paar Schwarze aufgetaucht sind«, sagte Laura mit säuerlicher Miene.
    »Diese Mädchen müssen uneingeladen zur Party gekommen sein«, sagte David. »Das Speisezimmer war schon ohne sie voll besetzt.«
    »Sind es Nutten?«
    »Muß wohl so sein.«
    »Ich hoffe«, sagte Laura, »dies wird sich nicht zu einer Orgie entwickeln.«
    »Nein«, sagte David gefühllos. »Du brauchst nur zu sehen, wie die Kamera ihren Titten folgt. Der Kameramann würde sich nicht so erregen, wenn noch etwas Heißes bevorstünde.« Er setzte den leeren Cognacschwenker ab. »Da, in dieser Einstellung sieht man einen Teil des alten Gartens…« Er hielt den Film an.
    (»He«,) protestierte der Wecker.
    »Verzeihung«, sagte David. Der Film lief weiter. Männern machte es Spaß, Frauen so zu sehen - wiegende Hüften, schaukelnde Brüste, die weiche, glatte Oberfläche weiblicher Haut. Laura, leicht benebelt vom Brandy, dachte darüber nach. Sie konnte nichts daran finden. Doch trotz Davids vorgeschützter Nonchalance merkte sie, daß auch er ein wenig reagierte. Und das war gleichsam stellvertretend ein gewisser Kitzel.
    Ausnahmsweise waren sie unbeobachtet, dachte Laura. Vielleicht, wenn sie ganz still wären…
    Ein schlankes braunes Mädchen mit Goldketten um die Knöchel bestieg das Sprungbrett. Es schlenderte zum Ende, bückte sich anmutig, umfaßte mit beiden Händen das Sprungbrett an den Seiten und machte einen Handstand. Sie hielt ihn fünf lange Sekunden, dann stieß sie sich ab und tauchte steil mit dem Kopf voran ins Wasser ein… »Großer Gott!« sagte David. Er hielt das Bild mitten im Eintauchen fest.
    Laura zwinkerte. »Was ist denn daran so Besonderes?«
    »Nicht das Mädchen, Schatz. Paß auf!« Er ließ den Film rückwärts laufen; das Mädchen tauchte aus dem Wasser, flog mit den Füßen voran in die Luft, packte mit beiden Händen das Sprungbrett. Dann knickte es in der Mitte ab, richtete sich auf, schlenderte rückwärts… erstarrte abermals. »Da«, sagte David. »Ganz rechts, am Wasser, das ist Gelli. Der Mann im Liegestuhl.«
    Laura spähte in den Bildschirm. »Ja, das muß er sein… er sieht dünner aus.«
    »Achte auf seine Bewegungen…« Das Mädchen

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