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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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eine Menge Schwierigkeiten.«
    »Das Essen vorhin war gut, und ich aß eine Menge. Ah, mein Kompliment für den Küchenchef.«
    »Danke.«
    David berührte seine Videobrille. »Ich denke, ich habe so ziemlich alles gesehen… Sollte Atlanta noch Fragen haben, könnten wir in Verbindung treten?«
    »Ahemm…« sagte Prentis. Andrej kam ihm zu Hilfe. »Das ist ein bißchen schwierig, David.« Näher äußerte er sich nicht dazu.
    David vergaß die Sicherheitsvorschriften und wollte Prentis wieder die Hand schütteln. Als sie gingen, sahen sie durch die Bürofenster, wie Prentis wieder mit der Zerstäuberdose hin und her ging und sein Büro einnebelte.
    Sie stiegen die Eisentreppe hinauf zum Durchgang durch das Schott. Andrej war erfreut. »Ich bin froh, daß Sie Dr. Prentis kennengelernt haben. Er setzt sich sehr ein. Aber bisweilen sehnt er sich nach seinen Landsleuten.«
    »Ihm scheinen tatsächlich ein paar Annehmlichkeiten zu fehlen«, sagte David.
    »Ja«, sagte Laura. »Eine Freundin, zum Beispiel.«
    Andrej war überrascht. »Wieso, Dr. Prentis ist verheiratet. Mit einer Grenadinerin.«
    »Oh«, sagte Laura mit einem Anflug von Verlegenheit. »Das freut mich für ihn… Wie ist es mit Ihnen, Andrej? Sind Sie verheiratet?«
    »Nur mit der Bewegung«, sagte Andrej. Er scherzte nicht.
     
    Die Sonne war im Begriff unterzugehen, als sie zu ihrem Haus zurückkehrten. Ein langer Tag lag hinter ihnen. »Sie müssen müde sein, Carlotta«, sagte Laura, als sie mit steifen Gliedern aus dem Dreirad kletterten. »Kommen Sie mit ins Haus und essen Sie mit uns.«
    »Es ist nett, daß Sie mich einladen«, sagte Carlotta mit einem süßen Lächeln. Ihre Augen glänzten, und ein weiches rosiges Leuchten war auf ihren Wangen. »Aber ich kann es heute abend nicht schaffen. Ich habe Kommunion.«
    »Wollen Sie wirklich nicht?« sagte Laura. »Heute abend würde es uns gut passen.«
    »Ich kann später in der Woche vorbeikommen. Und vielleicht meinen Freund mitbringen.«
    Laura runzelte die Stirn. »Bis dahin könnte ich schon vorgeladen sein, meine Erklärung abzugeben.«
    »Nein, sicherlich nicht«, widersprach Carlotta. »Ich habe noch nicht mal ausgesagt.« Sie drehte sich auf dem Fahrersitz herum und tätschelte die Tragtasche des Babys. »Wiedersehen, Kleines. Wiedersehen miteinander. Ich werde anrufen oder was.« Sie gab Gas, ließ den Kupplungshebel los und fuhr an, daß der Kies spritzte. Einen Augenblick später war sie zum Tor hinaus.
    »Typisch«, sagte Laura. Sie stiegen die Freitreppe hinauf. David zog seine Schlüsselkarte. »Nun ja, Kommunion, das hört sich ziemlich wichtig an…«
    »Ich meine nicht Carlotta, sie ist bloß ein Dummchen, ohne Bedeutung. Ich meine die Bank. Es ist Methode, siehst du nicht? Sie lassen uns hier in diesem großen alten Haus herumsitzen, bis wir schimmlig werden, statt mich meine Sache vortragen zu lassen. Und sie rufen Carlotta vorher zur Aussage auf, nur um es uns hinzureiben.«
    David wurde nachdenklich. »Meinst du?«
    »Bestimmt. Deshalb diese Besichtigungen und alles.« Sie folgte ihm in die Eingangshalle. »Sie bearbeiten uns, David; das ist alles Teil eines Planes… Was riecht so gut?«
    Rita hatte das Abendessen fertig. Es gab gefülltes Schweinefleisch mit Pfeffer und Petersilie, kreolisches Ratatouille, frisches warmes Brot und Rumsouffle als Nachspeise. In einem kerzenbeschienenen Speisezimmer mit frischem Damast und Blumen. Es war unmöglich, abzulehnen. Nicht ohne Rita zu beleidigen. Und schließlich mußten sie das Haus mit jemandem teilen… Wenigstens mußten sie ein paar Bissen versuchen, nur um der Höflichkeit willen… Und nach all diesem scheußlichen Scop… Es war so köstlich, daß man einfach nicht widerstehen konnte. Laura aß wie ein Vielfraß.
    Und kein Geschirr abzuspülen. Die Bediensteten räumten alles ab und stapelten es auf kleine Servierwagen aus Rosenholz. Sie brachten Brandy und kubanische Zigarren. Und sie wollten auch das Baby hinaustragen. Laura ließ es nicht zu.
    Im Obergeschoß gab es ein Arbeitszimmer. Es hatte nicht viel von einem herkömmlichen Studierzimmer, da die Bücher fehlten, dafür gab es Hunderte von Videokassetten und altmodischen Schallplatten, und sie zogen sich mit ihren Getränken dorthin zurück. Es schien irgendwie standesgemäß, in dieser Umgebung.
    An den Wänden des Arbeitszimmers hingen zahlreiche gerahmte Fotografien. Laura betrachtete sie, während David die Videokassetten durchsah. Es wurde bald deutlich, wer Mr.

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